77~ Wie ich jetzt einen Beruhigungstee vertragen könnte

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Sinja:

Ich blinzle kurz, lasse meine Gedanken die Worte meines Bruders analysieren, sie überdenken. Und auf einmal weiss ich ganz genau, was Connor zu tun hat, was das alles zu bedeuten hat....alles, was sich in den letzten Tagen abgespielt, was mich die ganze Zeit hindurch beschäftigt hat. Alles ist jetzt auf einmal glasklar...

"Es gäbe da noch eine Möglichkeit, welche dir die drei Jahre vielleicht ersparen könnte...",kommen mir die Worte bereits über die Lippen, ehe ich weiter darüber nachdenken könnte und schlagartig liegen alle Blicke auf mir. "W-was? Wirklich?", hakt Connor nach und als ich den winzigen Funken Hoffnung in seinen Augen erkenne, nicke ich leicht.

Mir ist klar geworden, dass nicht ich die verzweifelte Ratte aus meinem Traum gewesen bin, sondern Connor. Er ist so in seinen Gewohnheiten und Schemata gefangen gewesen, dass er sich nie auf einen vollkommen anderen Weg hätte konzentrieren und darauf aufbauen können. Und nun liegt es an mir, ihm das Brett nach oben zu offenbaren, welches Connor eigentlich schon immer vor Augen geschwebt ist, ihn aber mit Angst erfüllt hat.

Er hat sich nicht getraut, aus seinen alten Mustern auszubrechen, hat stets Respekt vor neuen Dingen gehabt, welche ihn in ein zu grosses Risiko katapultieren könnten. Doch jetzt ist es für ihn an der Zeit, die Stufen nach oben zu ergreifen. Die Stufen in eine neue Idee, einen neuen Weg...einen Weg zum Ziel.

Ich bin mir sicher, dass es funktionieren muss, wenn Connor seine Gewohnheiten doch nur ablegen und sich trauen könnte.

Fest sehe ich meinem Bruder in die Augen, konzentriere mich einzig und alleine auf den kleinen Funken Hoffnung, welcher mir entgegenglitzert. Dann recke ich das Kinn und offenbare der Welt (okay, vielleicht auch nur den hier fünf anwesenden Personen) meine Gedanken:

"Du musst JETZT zu Kiana gehen! Jetzt, bevor die Schule nach den Ferien wieder beginnt!"

Stille folgt auf meine Worte und nervös spiele ich an meinen Fingernägeln herum. Vielleicht ist es doch nicht so eine gu-

"Wie...wie genau stellst du dir das denn vor?", unterbricht Connor meinen an mir selbst zweifelnden Gedankenfluss zgerlich und überrascht hebe ich den Kopf, als mein Gehirn realisiert, dass er die Möglichkeit wirklich in Erwägung zu ziehen gedenkt. Rasch räuspere ich mich und sammle alle dazu überlegten Gedanken zusammen, um sie meinem Bruder darzulegen.

"Also naja, irgendwie scheint sich mein Verstand ganz sicher zu sein, dass dies die einzig logische Möglichkeit darstellt. Ich weiss, dass die ganze Sache extrem überstürzt ist, glaube aber kaum, dass du dich damit einem Risiko ausliefern wirst. Wenn du nämlich jetzt noch vor dem Schulanfang gehst, die Schule hier sozusagen abbrichst, könntest du das letzte halbe Jahr in Europa absolvieren. Die Kompetenz auf eine bestandene Aufnahmeprüfung hast du nämlich bestimmt! Es ist doch, wie du bereits erwähnt hast, ein neuer Abschnitt und jetzt stehen im letzten halben Jahr Vorbereitung auf die folgenden drei Jahre an, welche du ebenfalls in Europa zu bewältigen fähig wärst. Du könntest zudem Kiana davon abhalten, ihren Job zu wechseln und mit ihr gemeinsam in unser altes Haus ziehen. Ich denke kaum, dass sie etwas dagegen hat, in ihren alten Erinnerungen gefangen zu sein, wenn die Ursache ihres Schmerzens nicht mehr existiert. Deshalb wird sie auch dein Geld annehmen und davon haben wir wohl oder übel genug!", rattere ich vom Band, komplett versunken in meinen Vorstellungen."Es passt doch alles perfekt und ich weiss, dass du in Europa dieselben Möglichkeiten geboten bekommen würdest, wie in Amerika. Schliesslich bin ich da ebenfalls genug lange zur Schule gegangen und habe das ein oder andere aufschnappen können."

"A-aber...", stottert Connor nach einer Weile des Überlegen und versucht allem Anschein nach ein Argument des Widerspruchs, eine Lücke im Algorithmus zu suchen, welche meinen Triumph vereiteln könnte, "aber ich müsste dafür alles aufgeben...beinahe ausnahmslos jeden Teil meines altes Lebens..."

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