Sinja:
Die Verabschiedung von Arthur verläuft bloss in einigen, raschen Gesten. Alle sind noch durcheinander und müssen das Ausmass der soeben erhaltenen Informationen erst noch realisieren. Mit einem letzten Danke, schliesse ich die Tür hinter uns und trete auf den Gang, wo bereits Kiki, Finn und Kiana warten. Als sie uns erblicken, springen die drei sofort mit von Fragezeichen geschmückten Augen auf.
Finn kommt auf mich zu und mustert besorgt mein Gesicht. "Hey, alles okay Prinzessin? Wie geht es dir? Habt ihr etwas herausgefunden?", fragt er behutsam, worauf sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen schleicht. "Ja, alles in Ordnung...Es ist nur alles ziemlich...verwirrend...unerwartet, würde ich sagen."
In einigen, kurzen Sätzen erkläre ich ihnen, was sich im Zimmer abgespielt hat und wie unser jetziges Vorhaben nun lautet.
"Ich will euch nicht zu nahe treten und verstehe zwar, dass ihr zum Grab eurer Eltern wollt, aber irgendwie hast du dich angehört, als würdet ihr damit irgendwas Weltbewegendes erreichen. Also, naja... ich will eigentlich nur fragen, was so fundamental daran ist?", fragt Kiana unsicher und sieht uns prekär an.
Ich schenke auch ihr ein Schmunzeln. "Mir ist durchaus bewusst, wie komisch das klingen mag, aber ich hatte einen Traum, bei dem ich mir ziemlich sicher bin, dass er eine tiefer Bedeutung hat..." Kiana schnaubt, "Oh! Ich habe letzte Nacht von Kuchen geträumt. Bedeutet das nun, dass mir heute ein Kuchen auf den Kopf fallen wird?", gibt sie ihren Sarkasmus zum besten und ich muss grinsen.
"Vielleicht...Wer weiss...Auf jeden Fall bin ich mir sicher, dass wenn wir zu ihren Gräbern gehen, endlich die Seelen unserer Eltern befreit werden...auf symbolische Art natürlich", versuche ich die ganze Geschichte in einen Satz zu packen und zögerlich nickt Kiana, grinst dann aber ebenfalls schief. "Na dann, auf geht's! Geh'n wir ein paar Geister beschwören!"
Sie packt den verwirrten Connor motiviert am Arm und dirigiert ihn dem Ausgang entgegen. Ich und Kiki wechseln einen Blick, worauf sie sich ein wenig zu mir hinüber beugt. "Ich mag ihren Humor", flüstert sie, worauf ich schmunzelnd nicke. "Ja...wenn man weiss, dass sie es nicht ernst meint, kann es echt amüsant sein", antworte ich und nun setzen auch wir uns in Bewegung, um den anderen nachzukommen.
Ich begebe mich neben Finn und gehe stumm neben ihm her. "Wie geht es dir eigentlich mit der ganzen Sache?", fragt er auf einmal und überrascht hebe ich den Kopf. "Oh, äh...ich weiss nicht. Es war ziemlich unerwartet, aber auf eine Art und Weise scheint die ganze Sache eine eigenartige Ruhe in mir auszulösen. Ich...ich habe das Gefühl, endlich alles zu verstehen...fast." Das letzte Wort flüstere ich nur noch und senke den Blick gen Boden.
Er sollte nicht wissen, dass dieses fast auf ihn bezogen gewesen ist. Irgendwie scheint sich alles in meinem Leben langsam, nach und nach entwirrt und eine entspannende Ruhe zurückgelassen zu haben. Nur das nicht. Ich bin mir immer noch nicht im Klaren, was das nun mit Finn ist. Es ist wie ein fehlendes Puzzleteil, das mir mein gesamtes Bild durcheinander bringt. Resigniert wird mir klar, dass mein Puzzle wohl noch nicht ganz beendet ist. Und das, obwohl ich Minuten zuvor noch das Gefühl gehabt habe, alle Klarheit der Welt zu besitzen.
Tja, errare humaum est...
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Wie ich bin...
Teen FictionSinja Eileen Archer lebt ihr Leben so, wie es jede zurückhaltende junge Erwachsene in ihrer Situation tun würde: Vernünftig und immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Doch dann erfährt sie etwas, das ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt. Seit ihrem...