Sinja:
"Hey Roka, hier sind wir!" rufe ich und winke dem kleinen Jungen zu, der gerade aus der Türe der Kita tritt. Sein Kopf schnellt herum und ein Strahlen legt sich auf sein Gesicht. Ich und Finn stehen neben dem Auto und sehen zu, wie der kleine Fratz auf uns zugezottelt kommt.
Fröhlich schliesse ich ihn in die Arme und geniesse den Moment der kindlichen Zuneigung, die mir gewährt wird. Dann wendet Roka sich Finn zu und streckt die Arme nach ihm aus. Grinsend packt dieser ihn unter den Armen, hebt ihn vom Boden und wirbelt ihn einmal herum.
Der kleine Junge jauchzt auf und beginnt augenblicklich zu kichern als seine Füsse wieder auf festen Grund treffen. "Nochmal, nochmal!", freut er sich und Finn wiederholt den Vorgang lachend. Ich sehe währenddessen schmunzelnd zu und konstatiere erst gar nicht, dass sich eine Frau neben mich stellt.
Sie hält ein kleines Mädchen an der Hand und beobachtet das Spektakel lächelnd. "Eine schöne Familie haben sie da", bemerkt sie freundlich und abrupt runzle ich die Stirn. Doch ehe ich widersprechen oder mich rechtfertigen kann, plappert sie bereits weiter:
"Naja...ich will nicht unhöflich klingen, aber sie sehen beide noch wie ziemlich junge Eltern aus. War er...war er geplant? Tut mir leid, wenn ich aufdringlich wirke oder in Ihre Privatsphäre eindringe, aber der kleine Roka ist ein guter Freund meiner Tochter und ich wundere mich bloss", murmelt die ein wenig rundliche Frau und prompt schiesst mir die Röte ins Gesicht.
"Ähh..", beginne ich, "t-tut mir leid, aber er ist nicht unser Kind. Wir passen bloss auf ihn auf, solange seine Eltern weg sind."
Die Frau lächelt verlegen. "Oh Entschuldigung, ich wollte weder Ihnen noch ihrem Freund zu nahe treten. Es sah bloss so aus, als ob...naja, sie wissen schon...," nuschelt sie und ich presse die Lippen zusammen. Abermals ein Missverständnis. Doch ich kann und will sie nicht noch einmal blamieren. Sie würde sich unwohl fühlen, sich vielleicht hunderte Male Entschuldigen und das ist nichts, was ich jemandem so freundlichem wünsche. Andererseits kommt sie vielleicht auch gut darauf klar und ist selbstsicher genug, ihren Fehler anzunehmen. Diese Möglichkeit scheint in meinen Augen nicht besonders vorstellbar, weshalb ich das Ganze bloss mit einer verwerflichen Handbewegung abtue.
Schliesslich wende ich mich den beiden lachenden Jungs zu, räuspere mich und sehe dann Finn direkt in die Augen, der meinen Blick fragend erwidert. "Ähh", unsicher werfe ich einen Blick auf die Frau neben mir und seufze. Augen zu und durch! "Schatz? Was hältst du davon, wenn wir uns auf den Weg nach Hause machen?", presse ich hervor und kassiere mir schlagartig eine mehr als nur verwirrte Mienen von Finn ein.
Bevor er uns auffliegen lassen könnte, verabschiede ich mich rasch von der Frau und bugsiere Roka und (den immer noch verblüfften) Finn in den Wagen. Dort bedeute ich dem Schwachkopf neben mir, den Motor zu starten und loszufahren.
Als wir ausser Sichtweite sind, lasse ich mich erleichtert in den Sitz zurücksinken. "Soo", beginnt Finn grinsend und ich verdrehe die Augen, in dem Wissen, was mich gleich erwarten wird. "Wir sind also bereits bei Schatz angelangt, Prinzessin?", schmunzelt er amüsiert, was mir ein Schnauben entlockt. Mit zusammengekniffenen Augen mustere ich sein Seitenprofil, das nun mehr als belustigt aussieht. Seine Lippen sind zu einem frechen Grinsen gekrümmt und als ich ihn nun genauer betrachte, fallen mir auch seine leichten Grübchen auf. Hat er die schon immer gehabt? Okay, muss er. Grübchen tauchen nicht einfach so auf, be like: Ey moin Leudde, Fossula in tha house! (A.N. Fossula = anderes Wort für Grübchen, fand ich irgendwie lustig in der Situation)
Dann erkläre ich ihm in einigen knappen Worten den Kontext, worauf er zögerlich nickt. "Hmm...wenn du meinst", murrt er und ich beschliesse, seinen nachdenklich aussehenden Blick zu ignorieren. Soll er sich darüber den Kopf zerbrechen. Schatz würde ich ihn bestimmt niemals wieder nennen.
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Wie ich bin...
Fiksi RemajaSinja Eileen Archer lebt ihr Leben so, wie es jede zurückhaltende junge Erwachsene in ihrer Situation tun würde: Vernünftig und immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Doch dann erfährt sie etwas, das ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt. Seit ihrem...