Kapitel 19

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Aria

Ich kann es nicht glauben...nach all den Jahren der verzweifelten Suche steht sie auf einmal vor mir...

Sie sieht noch genauso aus wie früher.

Die Blonden Haare, die wir alle von ihr geerbt haben.

Die braunen Augen, in die sich mein Vater mit 17 Jahren verliebt hat.

Die Frau die ihm vor zwölf Jahren das Herz brach und seinen ältesten Sohn mitnahm.

Die Frau, für die er nur noch Hass empfindet.

Die Frau die uns einfach verlassen hat.

Und unser Herz mitgenommen hat.

Die Frau die sich unsere Mutter nennt.

Ich starre sie mit großen Augen an. Ich kann es nicht fassen. Nach zwölf Jahren sehe ich sie wieder. Auch sie ist ziemlich überrascht und starrt mich mit großen Augen an. Doch langsam bildet sich etwas in ihren Augen. Es ist Reue, Trauer und auch etwas Freunde. Dazu bilden sich noch Tränen in ihren Augen. "A-aria?" Fing sie an zu stottern und ihre Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken. Es ist immernoch die gleiche Stimme, die mir jeden Abend eine gute Nacht Geschichte erzählt hat.

*Flashback*

"Moooommyy!?" Ruft Luke und setzt seinen Schmollmund auf. Ich und Ace müssen einfach schmunzeln, da unser jetzt zwei Jähriger Bruder einfach zu süß ist. "Jaaaa?!" ruft Mom zurück und kommt in mein Zimmer rein. "Erzählst du uns eine Gute Nacht Geschichte??" Fragt Luke und guckt sie bitten mit seinen großen kulleraugen an. Mom muss lächeln, nahm sich ein Buch aus dem Bücherregal und setzt sich zu uns drei an den Bettrand. "Also, ich lese euch die Geschichte von Jorinde und Joringel vor. Es war einmal ein altes Schloss in einem großen Wald, in dem eine Zauberin lebte. Am Tage verwandelte sie sich in eine Nachteule und des Abends wurde sie wieder zum Menschen. Näherte sich jemand dem Schloss auf hundert Schritte, so erstarrte er, bis sie ihn lossprach. Eine Jungfrau aber verwandelte die Zauberin in einen Vogel, den sie in einem Korb in einer Kammer des Schlosses versteckte.


Es begab sich, dass ein wunderschönes, jungfräuliches Mädchen namens Jorinde mit ihrem Verlobten namens Joringel im Wald einherspazierte. Vor der Mauer des Schlosses erschrak Joringel und warnte seine Liebste: "Hüte dich, dass du nicht zu nahe ans Schloss kommst!" Jorinde aber sang: "Mein Vöglein mit dem Ringlein rot singt Lei-zicküth." Als Joringel sich nach Jorinde umwandte, war sie bereits in eine Nachtigall verwandelt und sang. Eine Nachteule flog um sie herum und verschwand hinter einem Strauch, aus dem gleich darauf eine alte, krumme Frau herauskam und die Nachtigall fing. Fest erstarrt konnte sich Joringel nicht bewegen, bis das alte Weib wiederkam, um ihn zu erlösen. Er fiel vor ihr auf die Knie und flehte sie an, ihm Jorinde wiederzugeben, doch vergebens.

Eines Nachts träumte er von einer blutroten Blume, mit der er seine Jorinde befreien könnte. Des Morgens als er erwachte, begann er die Blume zu suchen. Tatsächlich fand er sie und eilte zum Schloss. Obwohl er auf hundert Schritte dem Schlosse nahe kam, erstarrte er nicht. Kaum berührte er mit der Zauberblume das Tor, sprang es auch schon auf. Drinnen fand er den Saal, in dem die Zauberin die Vögel fütterte.

Als sie Joringel sah, tobte sie böse, spie Gift und Galle, aber durch den Zauber der Blume konnte sie nicht näher an ihn herankommen. Wie sollte Joringel nun unter allen Nachtigallen seine Jorinde wiederfinden? Als er bemerkte, dass die Alte heimlich ein Körbchen wegnahm und zur Türe ging, sprang er flugs hinzu, berührte das Körbchen mit der Blume und die erlöste Jorinde stand vor ihm. Da verwandelte er auch all die anderen Vögel wieder zu Jungfrauen und lebte sehr lange vergnügt mit seiner Jorinde zusammen." Beendete Mom die Geschichte und schlug das Buch zu und gab meinen schon schlafenden Brüdern einen gute Nacht Kuss.

Dann kam sie rüber zu mir und hockte sich vor mich hin. Sie strich mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht. "Meine kleine süße Maus" sagt Mom und streicht mir liebevoll über die Wange. "Ich bin immer für dich und deine Brüder da und beschütze euch. Ich würde euch niemals im Stich lassen. Ich liebe dich Aria" waren ihr letzen Worte als sie mir noch einen Kuss auf die Stirn gab und ich ins Land der Träume viel.

*Flashback Ende*

Und jetzt steht sie nach zwölf Jahren wieder vor mir und hat ihr Versprechen gebrochen. Sie steht mittlerweile vor mir und sieht mich mit verzweifelten Augen an. Ich habe mich immer noch nicht bewegt geschweige denn etwas gesagt. Ich stehe unter Schock. Meine Mutter steht einfach vor mir nachdem ich sie 12 Jahre nicht gesehen habe. "Aria es tut-" fängt sie an. "Spar es dir Luciá!" Unterbreche ich sie sofort. Sie sieht mich verletzt an. "Was willst du?" Frage ich mit zitternder Stimme, das ist alles zu viel für mich. "Aria hör mir zu. Es tut mir leid!" Sagt sie verzweifelt. "Es tut dir leid!? Es tut dir leid!?" Langsam werde ich wütend. "Hast du eigentlich irgendeine Ahnung, was du uns alles damit angetan hast? Mir? Luke? Dad? Geschweige denn Ace? Wo ist er?" Auch sie wird langsam wütend. "Ich habe niemandem etwas angetan. Ich habe Ace nur vor eurem ganzen scheiß beschützt." "Beschützt? In dem du ihn von seiner Familie weg reißt? Was wird er wohl sagen, wenn er das erfährt?" "Er wird davon gar nichts erfahren, weil er glücklich ist. Und selbst wenn, währt ihr ihm egal, denn er ist sicher, hat einen Vater der ihn liebt und eine Mutter die ihn über alles liebt." "Eine Mutter die liebt? Und was ist mit deinen Anderen Kindern? Die du einfach im Stich gelassen hast?" Sage ich den Tränen nahe. "Aria ich..." Doch ich lasse sie nicht weitersprechen, da mir mittlerweile die Tränen in Bächen über die Wange laufen. Ich drehe mich um und renne zu meinen Auto. Ich trete das Gaspedal durch und fahre mit hoher Geschwindigkeit nach Hause, während mir die Tränen die Wangen runterlaufen. Sie wiederzusehen hat meine Welt ins wanken gebracht und mir gezeigt, wie sehr ich sie eigentlich doch vermisst habe. Als ich Zuhause ankomme parke ich meinen Wagen in der Garage und steige aus. Auf dem Weg zur Tür wische ich mir die Tränen weg. Ich schließe mit zittrigen Händen die Haustüre auf und lehne mich gegen sie. Ich kann nicht mehr und rutsche an ihr herunter um dann in Tränen auszubrechen.

"Aria?" Höre ich Lukes verwunderte Stimme und dann seine Schritte, die auf mich zugerannt kommen. "Hey Aria, was ist los?" Fragt er mich verzweifelt und nimmt mich in den Arm. Ich Kralle mich an ihm fest und lasse alles raus, was sich in letzter Zeit angesammelt hat.

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So Leute wie versprochen das neue Kapitel ist online. Ich hoffe es gefällt euch und ich würde sagen, bis dann.

𝐓𝐡𝐞 𝐌𝐚𝐟𝐢𝐚 𝐁𝐚𝐝𝐠𝐢𝐫𝐥Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt