das Ende des Severus Snape? - Severus

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Da saß ich also, zusammengesunken auf dem Boden des Bootshauses und kämpfte gegen das Gift, welches, nach den vielen Bissen der Schlange, durch meine Venen schoss.

Potter war in der Nähe, da war ich mir sicher. Ich spürte seine Präsenz.

Seit den Legilimentik-Lektionen mit diesem sturen Balg, die mir der Alte aufgezwungen hatte, konnte ich ihn wahrnehmen. Ich konnte ihn spüren, wann immer er in der Nähe war. Ich bin wohl zu oft und zu brutal in seinen Kopf eingedrungen, als dass es keine Spuren hinterlassen hätte. Mein Atem rasselte schwer. Allzu lange hätte ich diesen Schmerz wohl nicht mehr ertragen. Nur zwei Möglichkeiten sind mir noch offen geblieben. Entweder ich blieb hier sitzen und übergab mich dem Tod in freien Stücken, oder aber ich schaffte es in mein Labor nach Spinner's End.

Bevor ich mir aber weitere Gedanken über mein mögliches Ende machen konnte, musste ich den letzten Befehl von Dumbledore ausführen. Ich musste Potter über die bittere Wahrheit seiner ganzen bisherigen Existenz und seinen baldigen Tod aufklären. Ich musste ihm zeigen, dass er wie ein Schwein zum Schlachten aufgezogen wurde, nur um die Fehler anderer auszubügeln, ich musste den Jungen zu seinem Henker führen. Es hätte mir gleichgültig sein sollen, ich wollte nicht mehr fühlen. Ich wollte endlich gehen.

Der dunkle Lord lächelte mich an, zufrieden mit seiner Tat und doch gewogen in falscher Sicherheit in der Annahme, nun der wahre Gebieter über den Elderstab zu sein. Er verschwand zusammen mit dem Biest, welches sich sein Haustier schimpfte und mir die Kehle aufgerissen hatte. Nur Augenblicke später öffnete sich die Türe vom Bootshaus. Der Junge, der herrein platzte, starrte mich an, das Entsetzen stand in sein Gesicht geschrieben. Er keuchte schwer. Nun war ich mir sicher, dass er und seine Freunde in der Nähe waren und auch alles mit angehört hatten, diese armen Kinder. Kurz stand er da, dann stapfte er auf mich zu. Er ging vor mir in die Knie und presste seine Lippen zusammen. Er versuchte meine Blutung zu stillen, von Hand. Merlin behüte, dieser Idiot! Nicht in der Lage, mich wegen seiner Inkompetenz als Zauberer aufzuregen, schaute ich ihm stattdessen ins Gesicht. Die Trauer und das Bedauern, welches sich in seinen Augen spiegelte, waren aufrichtig. Lily's Augen, dieses wunderschöne, unverwechselbare grün. Und doch war er nicht sie, das Grün war nicht so rein wie ihres. Ich spürte die aufkommenden Tränen und zusammen mit einem Zauber löste sich eine der Tropfen. "Fang sie auf!", krächzte ich. "Los, fang sie auf!" Er begriff und verlangte von Granger eine Phiole. Noch immer drückte er seine Hand an meinen Hals. Ich spürte das kalte Glas an meiner Wange und ließ den Zauber zusammen mit den Tränen und meinen Erinnerungen an Lily gehen. "Schau mich an." Meine Stimme war nur noch ein Flüstern. Nur noch ein Hauch dessen, was sie einst gewesen war. Er blickte mich an. Lily, ich sah sie. Alles an ihr, war in ihm. All ihre Güte und ihre Treue, ihre Liebe und Aufrichtigkeit. Und doch war er nicht sie. Er war so viel mehr und dennoch würde sein Leuchten heute für immer erlöschen.

Ich drehte meinen Kopf weg. Weg von ihr und von ihm. Ich hatte ihm Lily anvertraut, nun war ich frei. Ich hatte mein Sold erfüllt, meine Fehler gebüßt und mit einem Leben, das ich so nie führen wollte, bezahlt. Ich schloss meine Augen und das goldene Trio zog in die Schlacht.

Das vertraute Brennen an meinem Arm ließ mich aus meiner Lethargie hochschrecken. Verflucht, ich lebte noch. Mit den schlimmsten Befürchtungen tastete ich an meinem Hals entlang. Die Bisse bluteten nicht mehr. Die Haut, dort wo mich die Schlange erwischt hatte, war verkrustet. Meine Wunden sind magisch verschlossen worden. Aber von wem? Wer bei allen schlechten Omen hatte mir das angetan? Das Mal an meinem Arm fühlte sich an, als ob es mir noch einmal frisch eingebrannt wurde. Potter musste tot sein, er hatte ihn getötet. Anders konnte ich es mir nicht vorstellen. Nichts anderes hätte Ihn so sehr aufgewühlt, so euphorisch gestimmt.

Aus weiter Ferne hörte ich Geräusche. Ein Zischen und Knacken, wie Wind, der durch Blätter peitschte und Äste bersten ließ, dann folgte der Klang von dumpfen Aufschlägen. Sie kamen aus dem verbotenen Wald. So wie es sich anhörte, mähten die Riesen alle Bäume nieder, die ihnen in den Weg kamen.

Und dann erschallte seine Stimme in meinem Kopf und bestimmt auch in allen Köpfen jener, die jetzt noch Widerstand leisteten. Der kalte Klang erscholl über das gesamte Gelände von Hogwarts. "Harry Potter ist tot. Er wurde getötet, als er wegrannte. Als er versuchte, sich selbst zu retten, während ihr euer Leben für ihn gegeben habt. Wir bringen euch seine Leiche zum Beweis dafür, dass euer Held gestorben ist. Die Schlacht ist gewonnen..." Mir wurde schwindlig. Der Dunkle Lord sprach weiter, aber ich konnte seinen Worten nicht mehr folgen.

Meine Gedanken blieben bei bei dem Jungen hängen. Dem Jungen, der sich gerade geopfert hatte. Es hatte nichts genützt, das Monster lebte noch immer. Hatte Albus sich getäuscht?

Das Dröhnen der Schritte von den Riesen, die zweifelsohne mit der ganzen Todesser Schar über die Brücke, über mir, zum Haupttor wankten, halten bis zu mir herunter ins Bootshaus. Ich hörte ihnen zu, vernahm jedes Auftreten der riesigen Bestien und dann streifte etwas leichtes, sanftes und vertrautes meinen Geist. Mein Puls beschleunigte sich augenblicklich. Das konnte nicht sein!

War das dein Plan, Albus? Musste es so kommen? Was hast du getan, du alter närrischer Mann!

Mein Mal, es brannte schon wieder, schlimmer als ich es jemals gespürt hatte. Diesmal und da war ich mir sicher, war er wütend. Der Schmerz an meinem Arm ließ mich wieder vollständig zur Besinnung kommen. Noch immer kämpfte mein Körper gegen das Gift. Ich würde es nicht schaffen zu disapparieren, nicht ohne mich zu zersplintern. Etwas anderes blieb mir aber kaum übrig. Ich konnte entweder hier sterben, oder aber bei dem Versuch in mein Labor zu kommen. Vielleicht starb ich auch erst dort, wie optimistisch. Das Brennen an meinem Arm blieb plötzlich aus und es kehrte auch nicht wieder. Von Weitem hörte ich Rufe und dann das Knallen mehrer Disapparationen. Danach blieb es ruhig, das ganze Gelände versank in einer friedlichen Stille. Langsam schob ich mir den Ärmel an meinem linken Arm hinauf. Das Mal prangte immer noch schwarz auf meiner Haut, doch der Ekel, der mich jedes Mal überkam, wenn ich es ansah, blieb aus. Er war einer tiefen Erschöpfung und Resignation gewichen. Da fiel mir auf, dass sich die Schlage nicht mehr bewegte. Das Bild war nur noch das, was es immer hätte sein sollen, nur ein Bild. Der Dunkle Lord war tot.

Ich griff zu meinem Zauberstab und lenkte meine Gedanken zu meinem Heim in Spinner's End.

your soul, my freedom ¦ Snarry ¦ deutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt