Zeit für Egoismus - Harry

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Er trat aus dem Ministerium und der Wind frischte in dem Moment auf, als er in die frühmorgendliche Sonne trat. Er umspielte seinen Umhang und zerrte sanft an den losen Strähnen seiner Haare.

Sein Gesicht wirkte, wenn auch immer noch stoisch anmutend, jünger und befreiter. Er atmete tief ein und ich sah eines seiner seltenen Lächeln. Dann verschwand er in den Schatten einer Gasse und löste sich still in Rauch auf. Er verschwand anmutig, das musste ich zugeben, auch wenn ich dabei unwillkürlich an die Todesser und an Voldemort erinnert wurde, denn auch sie hatten sich in diesem gespenstigen grauen Rauch aufgelöst. Was es damit wohl auf sich hatte?

Ich schlenderte mit zwei Bechern voll Kaffee in der Hand zu dem inoffiziellen Eingang der Aurorenzentrale. Nach den Sommerferien würden Ron und ich die Ausbildung zum Auroren offiziell beginnen. Meine Uniform hatte ich bereits bekommen. Als ich sie Zuhause, was für ein komisches Wort für den Grimmauldplatz... Als ich die Uniform Zuhause das erste Mal angezogen hatte, zeigte ich sie Hermine. Sie hob eine ihrer Augenbrauen und verzog ihre Lippen zu einem wölfischen Grinsen. "Du siehst heiß aus." Ich starrte sie kurz schockiert an und danach prusteten wir beide lachend los. Ich hatte sie schon lange nicht mehr so herzhaft lachen gehört. Ob es nun an meiner entgeisterten Mine über das vermeintliche Kompliment oder über die Vorstellung, dass sie mich 'heiß' finden könnte, lag, war mir in dem Moment egal. Sie lachte und nur das zählte.

Ich war auf dem Weg zu Kingsley. Für ihn war der zweite Becher Kaffee. Ich hatte an dem süßlich riechenden Getränk geschnuppert und ich grinste immer noch über die Tatsache, dass der Minister seinen Kaffee mit mehr süßem Sirup als Milch zu versetzen schien. Etwas zu energisch klopfte ich an die Tür zu Kingsleys neuem Büro. Sie schwang kurz danach auf und der Minister trat mir lachend und mit ausgebreiteten Armen entgegen: "Ah, Harry! Oh, Kaffee!" Er nahm mir den Becher, den ich ihm entgegengestreckt hatte, aus der Hand und trank einen kräftigen Zug der süßen Brühe. "Mhm uh... heiß,. Harry... gut, dass du kommst. Chrm. Severus ist vor wenigen Minuten entlassen worden, mit dem offiziellen Freispruch vor dem Zaubergamot. Über den Orden des Merlin 1.Klasse wird im Moment aber noch gestritten." "So wie ich Snape kenne, wird ihm das herzlich egal sein.", murmelte ich und erntete dafür ein etwas zu starkes Schulterklopfen, sowie ein zustimmendes Brummen von Shacklebolt. "Er hat sich nach dir erkundigt." Mein Herz setzte einen Schlag aus. Bleib cool. "Ach ja?", fragte ich und versuchte meine Stimme ruhig klingen zu lassen. "Was wollte er?" Meine Stimme entglitt mir und ich sprach die letzte Silbe zu hoch aus. Kingsley schien aber nichts bemerkt zu haben und ich überspielte meine Unsicherheit und nahm einen Schluck Kaffee. "Er wollte sich bei dir bedanken." Was? Ich hustete und der Kaffee suchte sich den einfachsten Weg und quoll, da ich mir den Mund zuhielt, aus meiner Nase. Kingsley lachte brüllend und tief auf, als er mir zusah, wie ich hustend versuchte den Kaffee aufzuhalten, der immer noch aus meiner Nase lief. "Shit." Ich hustete noch einmal und räusperte mich. "Was wollte er?" Kingsley grinste immer noch und schwenkte dann seinen Zauberstab. Die schlieren des braunen, klebrigen Getränks, die ich in meinem Gesicht und auf einem Großteil meiner Uniform verteilt hatte, verschwanden. "Nun, er meinte, er müsse 'dem Bengel' die Leviten lesen. Es sei eine Frechheit, ihn einfach auszuliefern und seine Erinnerungen preiszugeben. Nu ja... er sagte es nicht so freundlich wie ich gerade." Er grinste und fuhr fort. "Und doch glaube ich, dass es einem Danke recht nahe gekommen wäre."

Ich schwieg. Snape hatte mich während des ganzen Verhörs und auch während der Anhörung vor dem Zaubergamot ignoriert. Die Aussage unter dem Einfluss von Veritaserum ist ihm nicht gerade leicht gefallen, das war mir bewusst. Vor allem, da er sich nicht mit Hilfe der Okklumentik wehren durfte. Ich wusst auch, dass er mich nicht dabei haben wollte, dass er mich am liebsten aus dem Raum gescheucht hätte. Trotzdem bin ich geblieben. Ich war viel zu neugierig, als dass ich es mir entgehen lassen konnte. Vielleicht war das respektlos, doch trotz allem war ich Auror in Ausbildung und hatte ein Recht dort zu sein. Außerdem hatte ich Kingsley gebeten, meine Mutter bei der Befragung möglichst in weiten Kreisen zu umschiffen. Nachdem ich Snape das Veritaserum eingeflößt hatte, sah er mich nicht mehr an. Das hätte mich nicht kümmern oder kränken sollen, aber das tat es. Ich wusste nicht was ich anderes erwartet hatte, schließlich hatte er mich auch schon aus seinem Haus gejagt.

Dieser Mann war verwirrend. Und ja, verwirrend traf es ganz gut. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass es niemanden gab, den er weniger mochte als mich und dann waren da noch diese Momente, die mich durch und durch... verwirrten.

Als ich bei ihm war, er mich in seine Arme zog, mich gehalten hatte und sein Gesicht an meinem Hals schmiegte und meinen Geruch in sich aufnahm. Oder vor dem Verhör, als ich ihm das Veritaserum auf seine Zunge tropfte. Da starrte er mich an, verfolgte jeden meiner Schritte. Es schien, als würde er mich mit seinen Blicken durchbohren, mich sehen, mich wirklich sehen. Es glich einem Wunder, dass Shacklebolt, sowie die zwei Ministeriums-Mitarbeiter, nichts davon bemerkt hatten, denn mir zumindest schienen die Blicke als nur allzu offensichtlich.

"Begleitest du sie?" Die Frage von Kingsley riss mich aus meinen Gedanken. Hatte er davor schon etwas gesagt? Er bemerkte mein Zögern. "Hermine, begleitest du sie?" "Ähm, ja. Sie hat ja nur noch mich." Ich stockte, betretenes Schweigen erfüllte das Büro. Ich dachte an Ron und seufzte resigniert. "Geht das wirklich in Ordnung?", fragte ich den Minister skeptisch. "Harry, du bist, wie nennen das die Muggel, nur in einem Praktikum. Deine Ausbildung beginnt offiziell erst im September." "Aber...", setzte ich an wurde, aber von Kinsley unterbrochen. "Glaubst du nicht, dass du genug getan hast? Vorerst? Gönn dir die Pause. Geh und hilf ihr. Sie ist stark und dennoch wird sie dich brauchen." Ich schaute betreten zu Boden. Ich musste ihr helfen, mit ihr gehen. Das war das Mindeste und das verlangte auch mein Pflichtgefühl. Trotzdem brauchten mich die Leute hier. Egal, es war Zeit für Egoismus. Ich straffte meine Schultern und sah zu Shacklebolt auf, "Danke, King." 

your soul, my freedom ¦ Snarry ¦ deutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt