dein Retter in der Not - Severus

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Ich wurde von Rugged geweckt. "Sir, ein junger Herr ist hier.", sagte der Elf.

"Schick ihn weg!", murmelte ich, noch immer von Morpheus gefangen. "Nun Sir, das habe ich schon gestern und vorgestern, aber der junge Master will nicht aufgeben." Ich schreckte hoch. "Wie lange habe ich denn geschlafen?", fragte ich den Elfen harsch. "Knappe zwei Tage, Sir. Rugged hätte Sie heute geweckt...", versuchte sich der Elf zu rechtfertigen. Was, zwei Tage? Und wer zur Hölle wollte mich denn besuchen? Es wusste niemand, dass ich noch lebte, was, wie ich fand, nur Vorteile haben konnte. Aber vielleicht wusste es derjenige, der meine Wunden geschlossen hatte. Nein, auch dieser konnte es nur vermuten, denn Naginis Gift befand sich zu diesem Zeitpunkt immer noch in meinem Organismus und hätte mich trotz allem noch töten können. "Kennst du diesen Mann, Rug? Weiß er, dass ich hier bin?" Der Elf zögerte, dann gestand er. "Sir, Rugged kennt den jungen Herren von Bildern..." Bildern? Ich hatte doch keine Bilder von jungen Männern hier im Haus! Wie sähe das denn aus? Der Elf fuhr fort. "... ich habe dem Master gesagt, Rugged lässt keine Fremden ein!" Ich kam nicht umhin, ein wenig stolz auf meine kleine Haus-Plage zu sein. Ich massierte meine Nasenwurzel, um den aufkommenden Kopfschmerzen vorzubeugen und lächelte in mich hinein. "Siiir?", fragte der Elf gedehnt und sichtlich unruhig. Er mochte es nicht, untätig herumzusitzen. "Geh und sag unserem Besucher, er solle warten. Draußen, Rugged! Ich will ihn nicht in meinem Haus haben, wer immer es auch ist." Der Elf nickte und verschwand mit einem Plopp.

Ich sollte duschen, doch dafür hatte ich keine Zeit. Ich wollte den Störenfried so schnell, wie nur irgend möglich, loswerden und dafür musste ich weder gut aussehen, noch riechen. Aber gehen musste ich können und das, ohne zu schwanken. Im Bad standen einige meiner Eigenkreationen an Tränken und ich träufelte ein paar Tropfen von dem mir entworfen von "Vivere amplius" auf meine Zunge.

Ich spürte sofort wie mich neue Kraft, gleich einem warmen Strom durchflutete und die Schmerzen, die ich noch immer hatte, langsam ab flauten. Sie verblichen und blieben schließlich ganz aus. Lange würde der Stärkungstrank nicht anhalten, doch zum Verscheuchen irgendwelcher Streuner würde es schon reichen. Ich stieg die Treppe hinunter ins Erdgeschoss und in die Richtung des Hauseinganges.

Scharf sog ich die Luft ein, als ich am Treppenende ankam und das seidige Gefühl aus meinen Fieberträumen, bei dem ich angenommen hatte, dass es sich um eine Täuschung unter dem Einfluss des Schlangengiftes handeln musste, mich wieder an meinem Kopf streifte, meine Stirn und meine Schläfe berührte und sich in mir zu verankern schien. Was bei Walburgas vermaledeiten Hexenkessel war das jetzt? Konzentriere dich, du alter Narr! Mit einem kleinen "pre vidre"- Zauber konnte ich durch das Holz meiner Eingangstüre hindurch sehen.

Aber vor dem Portal stand niemand. Hatte Rugged den unbekannten Jemand doch hinein gebeten? Ich entfernte mich mit schnellen Schritten von der Türe und rief: "Elf, da..." Lautes Klopfen unterbrach mich, noch bevor ich den kleinen Elfen zu den Gnomen in den Garten fluchen konnte. "pre vidre portam", hallten die Worte lautlos in meinem Kopf und ich richtete meinen Zauberstab erneut auf die Türe. Da stand niemand, doch das Klopfen erhalte erneut in dem stillen Flur. "Wer wagt es, mich zu belästigen?", brüllte ich mit drohendem Unterton. "Dein Retter in der Not.", kam es dumpf von der anderen Seite der Türe. Ich schritt auf sie zu. "Ach ja? Ich sehe hier aber niemanden.", schnarrte ich. "Ja... klar. Die Türe ist ja auch zu...", kam es leise und ein wenig ironisch von der anderen Seite der Türe. Und dann sah ich in der Sonne etwas aufblitzen. "Potter, trägst du den Tarnumhang?", polterte ich nun wütend und zog meinen Zauberstab. "10 Punkte für Slytherin. Wenn du mich rein lässt, gibt es nochmals 5." Dieses freche Balg! Ich riss die Türe auf. Viel zu spät begriff ich, dass er das absichtlich getan hatte. Er hatte mich gereizt, nein provoziert und mich somit zu einer unüberlegten Handlung hingerissen. Flink, wie es nur ein Sucher konnte, huschte er an mir vorbei in den Flur, drängte mich weg von der Tür, schloss diese und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Die Kapuze des Mantels hatte er sich vom Kopf gestreift, zog ihn sich über seine Schultern und stopfte ihn in eine Tasche. "Potter, was...". Der Junge musterte mich ruhig und unter seinem prüfenden Blick wichen meine Wut und meine Gedanken einer angenehmen und alles erfüllenden Leere. Ich verstummte und starrte den Mann vor mir an. In dem trüben halbdunkel meines Hausflures wirkten seine Augen nicht mehr smaragdgrün, sondern dunkel wie das waldgrün der Bäume, welches sich im Wasser eines Weihers spiegelt, und dann begannen sie zu leuchten. Ein Schimmern umfasste das Grün, vermischte sich mit diesem und brachte die Augen des Jungen, hinter den unverwechselbaren Brillengläsern, zum Funkeln. Stürmisch kam er auf mich zu und zog mich in eine Umarmung. "Du lebst...", hauchte er an mein Ohr. "Bei Merlin, du lebst...". "Offensichtlich...", murmelte ich viel zu erstaunt über diese Geste und die Gefühle, die damit einhergingen. Noch immer hielt er mich fest und ich merkte, dass der Junge zitterte. "Du lebst...", flüsterte er immer wieder, als müsste er sich selbst noch davon überzeugen. Er vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge und entgegen allem, was gut und vernünftig gewesen wäre, schloss ich meine Arme um seinen zierlichen Körper und zog ihn noch enger an mich. Ich lehnte gegen die Wand hinter mir und ließ mich mit Harry Potter in meinen Armen auf den Boden sinken.

Das seidige Gefühl, welches zu meinem stetigen Begleiter geworden war, umgab mich nun vollkommen. Ich spürte es nicht nur in meinem Geist, ich konnte es überall an mir erspüren. Es umschloss mich in einen warmen Mantel voller Unschuld, Hoffnung und Liebe und dort in meinem trostlos, kargen Hausflur, im Dämmerlicht des aufkommenden Tages mit Harry in meinen Armen, begann ich zu begreifen.

your soul, my freedom ¦ Snarry ¦ deutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt