Krachend stürzte ich, mit den Knien voran, auf die Treppe zu meinem Labor. Ein sengender Schmerz durchzuckte meinen Arm, von der Schulter bis hinunter zum Handgelenk. Blut tropfte aus meinem Ärmel und durchweichte den schwarzen Stoff meiner Robe.
Wie alt bist du Severus? Sechzehn? Ein Anfänger? Die Wut auf mich und meine hervorragenden Apparier-Künste klärten meinen vom Gift vernebelten Verstand. Ich erhob mich mühsam von dem Treppenabsatz, auf dem ich so allumfassend elegant gelandet war und stieg die letzten Stufen zu meinem Labor hinunter. Einige Male knickten meine Knie ein und ich musste meine gesamte Willenskraft aufbringen, um mich weiter zu bewegen und nicht einfach aufzugeben. Jetzt, da der dunkle Lord tot war, war es auch verlockend Schwäche zu zeigen, einzuknicken und aufzugeben. Doch ich kämpfte mich und sei es nur aus alter Gewohnheit, weiter den Gang hinunter.
Das gelegentliche Aufblitzen von durchdringenden, grünen Augen in meinen Gedanken, schrieb ich dem eben Erlebten und meinem momentanen Zustand zu. Ich hasse das.
Die Türe zum Labor war noch immer gesichert, niemand ist hier gewesen oder hatte den Raum betreten. "Cervus elaphus", murmelte ich tonlos. Mit einem Klicken sprang die Türe auf und enthüllte mein Refugium, mein Allerheiligstes. Der Schrank mit meinen Giften und Gegengiften, so wie meinen Heiltränken, stand direkt und gut erreichbar neben der Tür. Dort befand sich auch die Phiole mit dem von mir entwickelten Antitoxin gegen Naginis Gift. Ich lehnte mich Halt suchend und keuchend an den Schrank. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät! Ich hatte keine Gelegenheit, das Gegengift zu testen, zumindest nicht an Menschen. Normalerweise fraß das Vieh sein Opfer im Ganzen, nur selten starben sie an den Bissen. Mit zitternder Hand setzte ich die Phiole an meine Lippen, stürzte den Inhalt hinunter und schluckte. Mit dem Kopf in den Nacken gelegt, wurde mir schwindelig. Die Phiole rutschte mir aus der Hand und noch bevor sie auf dem Boden aufschlug, sah ich schwarze Punkte in meinem Sichtfeld tanzen und verlor die Besinnung.
Wie aus weiter Ferne hörte ich ein leises Zischen, und spürte ein angenehmes Ziehen an meinem linken Arm. Wieder ein Zischen, jetzt näher an meinem Ohr und ein Ziehen an meiner Schulter. Mein Kopf wurde angehoben und ein Kissen darunter gelegt. Ich versuchte meine Augen zu öffnen, doch die Schwärze der Erschöpfung umfing mich bereits wieder.
Ich hörte Schritte und danach das Knarzen der Türe, die zugezogen wurde. Ich roch Diptam. Langsam öffnete ich die Augen. Ich lag rücklings auf dem Boden. Der Ärmel meines verletzten Armes war fachgerecht mit einem Zauber aufgetrennt worden. Die tiefen Schnitte, die ich mir beim Apparieren zugezogen hatte, waren mit einer dicken grünlichen Paste eingeschmiert. Das war keine meiner Errungenschaften und ich erkannte die einfache und dennoch wirkungsvolle Arbeit meines Hauselfen.
Rugged kniete halb über mir. "Master, Sie sind wach. Hier trinken Sie." Der Elf stellte die Tasse neben mir auf den Boden und stützte mich, damit ich aufsitzen konnte. Ich nahm nicht gerne fremde Hilfe an, doch ich musste mir eingestehen, dass ich es ohne Ruggeds Eingreifen wohl nicht geschafft hätte, meinen Arm zu retten. Meine Lungen hatten sich während meiner Ohnmacht geklärt. Ich scheuchte den Elf etwas weniger ruppig als sonst in die Küche: "Setz heißes Wasser auf und bring mir danach einen Tee auf mein Zimmer!" Der Elf verschwand und ich machte mich auf den mühsamen Weg zu meinem Schlafzimmer. Schwer atmend kam ich im ersten Stock an. Ich stand oberhalb der Treppe, stütze mich auf das Geländer und kämpfte gegen den Schwindel an. Ich kniff die Augen zusammen, presste meine Hand an die Brust und sog die Luft tief in meine Lungen.
Da war es wieder, dieses Gefühl, als würde etwas leichtes, seidiges meine Stirn streifen. Grüne Augen blitzten in meinen Gedanken auf. Ich öffnete die Tür zum Schlafzimmer. Bei Merlin, wie lange hatte ich nicht mehr in einem Bett geschlafen. Mühsam schälte ich mich aus meiner Robe, streifte die Schuhe ab und zog mir die Hose über die Beine. Wieder dieses Gefühl, das meinen Geist streifte. Dieses sanfte, leichte etwas, das mich nicht zur Ruhe kommen lässt. Was konnte das nur sein? Als ich nun in meinen Bett lag, halb an das Kopfteil angelehnt, mit einem Buch auf meinem Schoß, hatte sich das Gefühl verflüchtigt.
Leise klopfte es an der Zimmertüre und kurz darauf kam der Elf mit einem Tablett, auf dem Tee und eine Schüssel voller Schleim standen, herein. Haferbrei? Bei Godrics gestreiften Unterhosen! Was bin ich? Zehn? Nein, Sechzehn, erinnerte ich mich, mit einem Blick auf meinen halb verheilten Arm.
Rugged stellte das Tablett wortlos auf den Nachttisch neben mir und blieb dann, anders als sonst, vor mir stehen. Ich musterte den alten Elfen und hob fragend eine Augenbraue. "Sir, draußen steht ein Mann und beobachtet das Haus.", krächzte Rugged. "Die Tarnzauber sind noch aktiv. Wer sich auch immer da draußen herumtreibt, wird sich dem Haus nicht nähern können. Und jetzt geh! Ich brauche Ruhe." Ich trank von dem Tee und legte das Buch zur Seite. Widerstrebend gestand ich mir ein, dass ich wohl nicht in der Verfassung war, etwas zu lesen, geschweige denn irgendetwas davon auch zu verstehen oder mir zu merken. Ich legte mich hin, schloss meine Augen und ergab mich der Müdigkeit und der Erschöpfung. Ich schlief mit dem seidig warmen Gefühl an meiner Stirn ein und stieg hinab in die geheimnisvolle Welt der Träume. Harry...
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your soul, my freedom ¦ Snarry ¦ deutsch
ParanormalHarry Potter und Severus Snape ihrerseits Zauberer und beide überlebende der Schlacht um Hogwarts, decken nach und nach das Geheimnis, welches sie beide verbindet auf...? Meine Geschichte knüpft nahtlos an die Geschehnisse im Bootshaus bei der Schl...