Nie wieder warm duschen - Severus

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Am darauffolgenden Tag musste ich mich der Winkelgasse noch einmal stellen. Meine überstürzte Heimkehr am Tag zuvor hatte zur Folge, dass ich nicht im Besitz aller benötigten Zutaten und den sonstigen Einkäufen war. Ich war wie immer früh in der Gasse. Heute jedoch hatten die meisten Geschäfte noch nicht geöffnet. Ich war zu früh. Resigniert seufzte ich auf und machte mich, anstatt zur magischen Menagerie, auf zu Gringotts und zu meinem Verlies. Auch an den Kobolden schien der Krieg nicht spurlos vorbeigegangen zu sein. Dieses zähe und unbeugsame Volk hatte mit seiner Sturheit schon etwas für sich, trotz allem brachte ich kein, naja, kaum Mitleid für die knorrigen Kreaturen auf. Wir alle haben gekämpft und wir alle haben gelitten. Wir alle haben verloren. Ich versuchte meine trüben Gedanken abzuschütteln und schmunzelte bei den eingravierten Lettern auf den silbernen Flügeltüren, die den Eingang zu Gringott bildeten. "Fremder, komm du nur herein. Hab Acht jedoch und bläu's dir ein. Wer der Sünde Gier will dienen, und will nehmen, nicht verdienen, der wird voller Pein verlieren. Wenn du suchst in diesen Hallen, einen Schatz, dem du verfallen, Dieb, sei gewarnt und sage dir, mehr als Gold harrt deiner hier." (wörtliches Zitat: Harry Potter und der Stein der Weisen - JK Rowling.) Ich musste schmunzeln, als ich an den Zeitungsartikel, der vor ein paar Monaten im Tagespropheten erschienen war, zurück dachte. Harry und seine tollkühne Crew, das goldene Trio, hatte es geschafft in Gringotts ein- und auszubrechen, etwas zu stehlen, alles zu demolieren und zu verwüsten, was ihnen in den Weg kam und obendrein auch noch einen Drachen zu befreien. Der sich, so nebenbei angemerkt, nicht gerne wieder einfangen ließ. Mein Lächeln wurde breiter, als die Flügel des großen Tores aufschwangen und ich lächelte noch immer, als ich hindurch schritt. Potter.

Ich hatte mein Verlies besucht, es kontrolliert und etwas Geld in Form der runden und schweren Münzen in meinen Geldbeutel verfrachtet. Zum Glück musste ich nicht mit dieser unberechenbaren Bahn fahren, um in mein Verlies zu kommen. Ich konnte beim besten Willen nicht nachvollziehen, wie die Muggel sich das freiwillig in ihren "Parks" antun konnten.

Kaum durchschritt ich den dunklen Gang von den Untiefen der Bank in die helle Eingangshalle, als ich es wieder spürte. Bei Salazar, das durfte nicht wahr sein. Die kalte Dusche von gestern war hinfällig, in dem Augenblick, als das warme, wunderbar seidige Gefühl von Harrys Seele mich streifte.

Nicht schon wieder! Ich musste raus hier. Ich rauschte durch die riesige Halle auf die großen Flügeltüren zu und atmete erleichtert auf, als die kalte dunstige Luft von dem trüben Londoner Morgen meine Wangen und mein Gesicht streifte und meinen Geist klärte. Ein Schaudern durchzuckte mein Rückgrat und nun, eher auf der Flucht als nur in Eile, bemühte ich mich, auf dem schnellsten Weg meine restlichen Einkäufe zu erledigen.

Seit meiner Flucht aus der Winkelgasse sind ein paar Stunden vergangen und ich bin unterwegs zu einem der wenigen Zauberer Geschäfte abseits der Straße hinter dem Tropfenden Kessel. Ich schlenderte, was ganz untypisch war für mich, in Muggel-London gerade die Piccadilly Street hinunter, um den Buchladen der Familie Goddstone zu besuchen.

Die Tochter von Mrs. und Mr. Goddstone hatte der Tradition des Buchbindens und der Reparatur von antiquaren Zauberbüchern hier in London zwar den Rücken gekehrt, ich wusste aber, dass sie zusammen mit einer ihrer Schulfreundinnen eine Buchhandlung in Hogsmeade eröffnet hatte, wo ich, wie auch hier, zumindest früher ein gern gesehener Gast war.

Das Klingeln der Glocke, die beim Öffnen der Ladentüre ausgelöst wurde, klang hell und vertraut und als ich durch den Windfang in die Buchhandlung trat, schlug Mrs Goddstone mit schreckgeweiteten Augen die Hände vor ihren Mund zusammen. "Bei Merlin, Severus, Sie leben!", sagte sie keuchend und dann rief sie lachend in die Richtung der Bücherregale links von ihr: "Will, komm! Du glaubst nicht, wer gerade in unseren Laden gestolpert ist." Ich atmete erleichtert auf und meinte mit milder Strenge in meiner Stimme: «Herumgestolpert bin ich noch nie, Grace." Und dann kam sie um die Theke, trat auf mich zu und streckte mir die Hand entgegen. Ich erwiderte die Begrüßung und so schlossen sich ihre, vom alter gezeichneten, Hände um meine. "Es ist schön, Sie zu sehen, Severus. Danke, für ihren Einsatz."

your soul, my freedom ¦ Snarry ¦ deutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt