Vogelnestverdächtig - Harry

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Natürlich wollte sie alles wissen. Wieso hatte ich sie das überhaupt gefragt? Und so erzählte ich ihr davon, was die Fledermaus und ich den ganzen Abend 'getrieben' hatten. Hermine zappelte vor Begeisterung. Sie grinste so breit, dass es meiner Meinung nach weh tun musste und ich sah ihr die vielen Fragen, die sie stellen wollte, nur allzu gut an. Doch ich musste es ihr zugute halten, dass sie mich, trotz ihrer Neugierde, außer mit ein paar 'Ohs' und 'Ahs', nicht ein einziges Mal in meinem Bericht über den Abend mit Severus unterbrochen hatte. Als ich ihr zum Schluss von diesen komischen Gefühlen, die ich gehabt hatte, erzählte, hielt sie es aber nicht mehr aus und wischte mit einer beschwichtigenden Handbewegung durch die Luft und meine Bedenken weg und fragte dann: "Er will dich doch wiedersehen, oder? Er hat dich ja gefragt... und du?" " Klar will ich ihn sehen. Im Moment hätte ich lieber ihn in meinen Armen... Au! Was? Mine?" Sie knuffte mir unsanft in meinen Arm und ignorierte dann gekonnt mein schmerzverzerrtes Gesicht und meinte. "Mhm. Und er hat dich gefragt, wann du ihn wiedersehen willst?" "Ja", nickte ich. "Seltsam..." "Mhm", brummte ich. "Ich hab mir bis gerade eben auch nicht wirklich Gedanken darüber gemacht, ob er mich wiedersehen wollen würde. Es war, ist...irgendwie... selbstverständlich... Ach, ich weiß doch auch nicht...", grummelte ich verstimmt. Hermine entgegnete nichts. Ich war verunsichert und das mochte ich nicht sonderlich.

Dieser Mann, er brachte mich aus dem Gleichgewicht und das sogar dann, wenn er nicht gerade in meiner Nähe war. Und morgen? Morgen würden wir uns wiedersehen. Aber wann? Und würde ich überhaupt schlafen können? Merlin, wir hatten keine Uhrzeit vereinbart. Was will er denn mit mir unternehmen? Würde er mich abholen, hier? Und was noch viel wichtiger war... was zur Hölle sollte ich anziehen?

Fragen über Fragen kreisten unaufhörlich wirbelnd in meinem Kopf herum und meine Hände begannen zu schwitzen. Ich wollte den Schweiß gerade an meiner Hose abwischen, als ich bemerkte, dass Hermine in meinen Armen angefangen hatte zu zittern. Erst jetzt fiel mir auf, wie lange wir schon nicht mehr geredet und einfach nur hier im Flur vor der Eingangstüre gesessen hatten. War ihr kalt? Klar, hier draußen im Flur war es kühler als in den sonstigen Räumen des Hauses und unter dem Türspalt entglitt die Wärme geradezu. Aber es war nicht so kühl, dass man auch davon fröstelte. Ich rieb ihr mit meinen Händen wärmend über die Oberarme und wollte sie gerade fragen, ob wir nicht in die Küche gehen wollten, wo es sicher wärmer wäre, als ich die leisen Schluchzer hörte. Verwirrt starrte ich auf den Lockenkopf in meinen Armen. "Mine Maus, weinst du?" Sie schüttelte, immer noch an meine Brust gelehnt, den Kopf und schniefte, als sie, das Gesicht von mir abgewandt, die vermeintlichen Tränen aus ihren Augen wischte. Sie schniefte wieder, lauter dieses Mal und sah dann seufzend zu mir auf. "Hermine, was ist los?" "Nichts? Es ist alles ok." Langsam richtete sie sich auf, sodass sie nicht mehr an mir lehnte und versuchte sich wieder ein wenig ihrer Stärke zu bemächtigen.

Sie saß mir zugewandt auf meinen Oberschenkeln und hatte ihre Knie links und rechts neben meinen Beinen auf dem Boden. Ihr Blick glitt zu ihren Händen, die schlaff in ihrem Schoß lagen. Ich griff mir ihr Gesicht, strich ihr die letzten Reste der unerwünscht nassen Spuren sanft von ihren Wangen und hob dann fragend eine Augenbraue. "Was ist passiert, Hermine?" Sie fixierte meine Augen, doch an ihrem Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass sie die meinen, so nahe sie ihren auch waren, gar nicht sah. Sie war weit weg, ihre Gedanken in der Vergangenheit verloren und für mich nicht zu erreichen. Ihre Augen füllten sich wieder mit diesen salzigen, leicht klebrigen Tropfen. Sie starrte vor sich hin und ohne, dass sie es zu bemerken schien, lösten sich nach und nach die vor Kummer schweren Tränen aus ihren braunen und für gewöhnlich so warmen Augen. Jetzt wirkten sie leer und verloren. Und sie, sie war so unendlich weit weg. Ich zog die kleine, auf meinem Schoß erstarrte Hexe näher zu mir, schlang meine Arme um ihren Oberkörper und winkelte meine Beine so an, dass sie auf meinem Schoß näher zu mir und meiner Brust hinunter rutschte. Sie schluchzte auf: "Es, es ist Ron...Harry, er, er hat" Sie schluckte. "Er ist..." Ihre Stimme brach und ich zog sie, wenn es denn möglich war, noch enger in meine Umarmung. "Schhh, es wird alles gut, Mine. Ich bin da..." Sie wimmerte leise. "Nichts kann so viel Wert sein, dass du deswegen weinen musst, meine kleine..." Sie gluckste und schniefte. "Ich bin für dich da..." Sie weinte weiter. "Ich hab dich doch lieb, kleine Hexe... Es wird schon alles gut werden..." Und so murmelte ich immer weiter beruhigend auf sie ein. Die Worte, die ich wählte, ergaben mit der Zeit, die verstrich, immer weniger Sinn. Doch Hermine schienen sie zu beruhigen und im Moment zählte nur das. Also murmelte ich weiter.

your soul, my freedom ¦ Snarry ¦ deutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt