Ganze drei Tage ist es nun her, seitdem mich Potter überrumpelt und ich ihn anschließend rausgeschmissen hatte. Es waren nun gut fünf Tage nach der Schlacht und Dank meiner herausragenden Fähigkeiten als Zaubertrankbrauer, ich, Meister meines Fachs, hatte ich mich auch schnell erholt. Das Einzige, was immer noch an mir haftete, war die ständige und für mich sehr ungewohnte Erschöpfung. Ich schlief täglich zwischen zehn bis zwölf Stunden und war auch tagsüber dazu gezwungen, meine Tätigkeiten zu unterbrechen und mich auszuruhen. Das seidige, warme und wunderschön süßliche Gefühl, welches mich in den ersten Tagen nach Voldemorts Sturz begleitet hatte, ließ mich seit Kurzem im Stich.
Nachdem ich den Jungen an dem Morgen fort gejagt hatte, ließ ich mich wieder schwer zu Boden sinken und grübelte lange vor mich hin. Rugged kam stumm zu mir, stellte eine Tasse Tee neben mich auf den Boden, schloss die Haustüre, die Potter auf seiner Flucht offen stehen gelassen hatte und verschwand so leise, wie ein Kniesel, der sich zu einer Jagt davon stiehlt.
Ich erinnerte mich nicht mehr daran, wie lange ich dort im Halbdunkeln meines Hausflures gesessen hatte, doch als ich genug Kraft aufbringen konnte, um aufzustehen, stand die Sonne schon so tief am Himmel, sodass sich ihre vollkommenen Rundungen nur noch erahnen ließen.
Ich lag in meinem Bett. Es war kurz vor dem Morgengrauen und ich wunderte mich etwas darüber, dass ich endlich zu meinem früheren Schlafrhythmus zurückgefunden hatte. Doch mit einem Mal hatte ich das Bedürfnis, liegen zu bleiben. Reiß dich zusammen und steh auf, schalt ich mich in Gedanken. Das Aufstehen viel mir schwer, ganz so, als ob mein Körper eigentlich noch nicht wach sein wollte. Ich werde alt. Ein leises Klopfen an meinem Fenster brachte Licht in diese mir sehr ungewohnte, morgendliche Verwirrtheit. Ein großer Bartkauz hockte auf dem Sims zu meinem Schlafzimmer und starrte energisch durch die Glasscheibe. Sein Klopfen musste mich geweckt haben. Ministerium, schoss es mir durch den Kopf. Diese Eule schrie geradezu nach aufgesetzter Heuchelei und böswilligem Gutdünken. Ich öffnete widerstrebend das Fenster. Was diese blasierten Speichellecker wohl von mir wollten? Oder noch viel wichtiger: Woher, bei Merlins grauen Sackhaaren, wussten diese aufgeblasenen Nichtsnutze, dass ich noch lebte?
Potter! Ich verzog missbilligend das Gesicht und trat auf den Kauz zu, der mir gewichtig sein Bein mit dem daran befestigten Brief entgegen streckte. Die Eule ließ ein leises Gurren von sich hören und flog dann anmutiger, als es sich von einem Bartkauz vermuten ließe, durch das noch offenen Fenster.
Der Brief war von Shacklebolt. Es war eine von ihm persönlich geschriebene Vorladung. Er erklärte darin, dass er vorübergehend das Amt des Zaubereiministers übernommen habe und als Insider des Phönix Ordens und des Ministeriums die Strafverfolgung der flüchtigen Todesser und Straftäter im Krieg um Voldemort leitete. Eine Säuberungsaktion, die nicht von blinder Rache, sondern von Fairness zeugen sollte. Kingsley, wie er leibt und lebt, dachte ich bitter. In dem Brief stand auch, dass ihm unser geliebter Goldjunge ständig wegen mir in den Ohren lag. Nun ja, er habe ihm anscheinend ein, zwei Mal geschrieben. Aber ich stellte mir den Jungen nun mal gerne quengelnd am Saum von Shacklebolts Umhang zupfend vor. Falls ich mich dazu bereit erklären sollte, unter dem Einfluss von Veritaserum mein Zeugnis vor dem Zaubergamot abzulegen und dieses zu meinen Gunsten ausfallen würde, würden sie mich fortan in Ruhe lassen. Ich schickte meine Antwort postwendend an Shacklebolt zurück.
Die Abteilung für magische Strafverfolgung, befand sich im zweiten Stock unterhalb von Kingsleys neuem Büro. Mit forschen Schritten und wehendem Umhang kämpfte ich mich durch die Massen der Menschen im Ministerium. Trotz des hektischen Treibens, war es ruhiger als sonst.
Die Leute sprachen kaum und die Trauer, die alles überschattete, war beinahe greifbar.
Ich klopfte an das Büro des Ministers und die Türe öffnete sich nach einigen Augenblicken. Kingsley stand mit drei weiteren Männern um einen Tisch, auf dem einige Karten ausgebreitet waren. Ich trat in den Raum und bis auf den Minister, drehten sich alle Männer zu mir um. Ich erkannte sie. Es waren einige der wenigen Auroren, die sich während des Krieges als treu und nicht korrumpierbar erwiesen hatten. Einer von ihnen, ein jüngerer, griff zu seinem Holster, in dem sein Zauberstab steckte: "Na na, Gregory, diesen Mann willst du nicht zum Feind haben." "Aber das ist..." Kingsley brachte den jungen Mann mit einem strengen Blick zum Schweigen. "Severus Snape. Ja, ich weiß und jetzt geht! Die Einsatzbesprechung ist in zwei Stunden. Ach und holt Arthur. Er war schon ein, vielleicht zwei Mal dort." Die drei Männer verließen mit einem Kopfnicken das Büro und Gregory schloss, wie ich sehen konnte, widerwillig die Bürotüre hinter sich.
"Guten Tag, Severus." Ich nickte ihm zu sagte, aber weiter nichts. "Wie du aus meinem Brief weißt, hat Harry mich gebeten, dein Verfahren zu leiten und zu einem schnellen Ende zu bringen. Ich muss zugeben, es hat mich überrascht, dass du noch lebst. Von dir hat man während der Schlacht nicht allzu viel gesehen." Ich konnte keinen Vorwurf aus seinem Tonfall heraus hören, also antwortete ich ihm ehrlich. "Nun, Nagini hatte sich... in mir... verbissen." Ich lächelte kühl. "Ah", sagte er wissend, als würde das alles erklären. "Nun gut, bist du bereit für die Aussage? Ich habe den Verhörraum drei für uns vorbereitet." Und er trat an mir vorbei, ohne meine Antwort abzuwarten.
Der Verhörraum war rund und karg. In der Mitte des Raumes stand ein ebenso runder Tisch mit vier Stühlen. Die Wände waren verspiegelt und im Zentrum jenes Tisches, war ein Becken aus grob gehauenem Stein eingelassen. Kingsley führte mich in den Raum. Zwei der drei Stühle waren bereits von Ministeriums-Mitarbeitern besetzt. Zweifellos ein Audiante und Neudiante, ein Aufzeichner und ein neutraler Zuhörer. Kingsley wies auf einen der freien Stühle und setzte sich auf den anderen.
Ich konnte spüren, wie sich ein Zauber über mich legte und schaute den Minister fragend an.
"Nur eine Vorsichtsmaßnahme, wegen dem Veritaserum. Nicht wenige verlieren die Beherrschung und wollen dann fliehen." "Und du denkst, ich wäre mir über die genaue Wirkung und die Folgen nach der Einnahme von Veritaserum nicht vollends bewusst, weil?" Ich hob eine Augenbraue und fixierte Kingsley, der mir gegenüber saß. Dieser aber verzog keine Miene und antwortete ruhig. "Wie eben schon gesagt, nur eine Vorsichtsmaßnahme." Die Wut begann gerade langsam unter meiner Haut zu brodeln, als es an der Türe klopfte und von draußen hörte man dumpf: "Kingsley... ähm Minister, ich habe die Akte und das Veritaserum." "Komm herein!", rief der Minister, etwas zu laut für diesen kleinen Raum und mir stockte der Atem, als die Türe auf glitt.
Das Erste, was ich spürte, war das mir wohlvertraute und seidige Gefühl, das ich, wie ich nun erkannte, allzu schmerzlich vermisst hatte und welches mich immer zu umgeben schien, wenn Harry in der Nähe war. Ich schaute zu ihm auf und versank augenblicklich in seinen smaragdgrünen Augen. Ihre Tiefe war unergründlich und ich fühlte mich losgelöst von der Welt und ihren Leiden. Ich wollte ertrinken, mich dem Versprechen hingeben, welches in seinen Augen aufleuchtete. Er lächelte mich an und mit einem Mal spürte ich das Bedürfnis aufzustehen, zu ihm hinzugehen und ihn in meine Arme zu ziehen. Ich wollte seinen Körper an meinem spüren, wollte ihn fühlen und nahe bei mir wissen. Ich wollte ihn berühren und es schien mir, als hätte sich sein Geruch in dem ganzen Raum ausgebreitet, mich umhüllt und beruhigt. Es fühlte sich an, als lösten sich tausende schwere Steine von meinen Schultern. Harry hier zu sehen, verschlug mir nicht nur die Sprache, sondern löschte auch alle anderen Gedanken aus. "Chum", räusperte sich Kingsley übertrieben geräuschvoll und riss mich damit in die Gegenwart zurück.
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your soul, my freedom ¦ Snarry ¦ deutsch
ParanormalHarry Potter und Severus Snape ihrerseits Zauberer und beide überlebende der Schlacht um Hogwarts, decken nach und nach das Geheimnis, welches sie beide verbindet auf...? Meine Geschichte knüpft nahtlos an die Geschehnisse im Bootshaus bei der Schl...