Die Jugend von Heute - Severus

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Ich habe ihn in meinen Kopf gelassen, ich habe ihn in meinen Kopf gelassen... Dieser Gedanke, er drehte sich und halte immer wieder dumpf in meinem Geist. "Sev, beruhig dich..." Harry riss mich aus meinen Gedanken. Er, der fast alles von mir wusste. Er, der meine Gedanken in einer Phiole aufbewahrte. Er, der jetzt den Schlüssel zu meinem Geist besaß... Er, der mich liebte. "Ich kann auch das spüren...", sagte er mit einem Unterton in der Stimme, der ganz sicher belustigt hätte klingen sollen. Doch es schwang zu viel Wärme mit, zu viel Glück, als dass er mich damit hätte kränken können. Anscheinend konnte er, nun da er den Schlüssel zu meinem Geist besaß, ihn kannte, seine Gefühle von meinen unterscheiden. Ich konnte das schon früher, weil ich seinen Geist schon so viel länger kannte, als er meinen und wusste, wie er sich anfühlte. In jeder einzelnen Legilimentik-Lektion hatte ich ihn kennen und dort wohl auch lieben gelernt. Er schmunzelte über meine Gefühle, die er zweifelsohne gerade spüren konnte. "Ich spüre, nein, verstehe dich jetzt besser." Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Noch nie hatte ich jemanden so nah an mich heran gelassen, nicht einmal Lilly. Also fragte ich ihn, um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, mit einem Blick auf den neuen Anhänger an seinem Lederband gerichtet: "Was wolltest du mir denn erklären?"

Harry erzählte mir von seiner Reise nach Australien. Er erzählte mir von der Suche nach den Eltern von Hermine. Er erzählte mir von ihrem Schmerz und erst jetzt, als ich ihn von ihr sprechen hörte, verstand ich die Liebe, die in jedem einzelnen Wort über sie mitschwang. Ich war nicht eifersüchtig. Nein, seine Liebe für sie war ganz anders, als die Liebe, die ich für ihn empfand. Sie war reiner und tiefer? Nicht tiefer. Sie war gänzlich anders verwurzelt, als meine. Ihre Liebe war wie Efeu, nicht tief oder wuchtig und hatte auch keinen festen Stamm und doch überspannte sie alles und jeden in ihren jeweiligen Welten. Sie verstanden einander und waren sich gegenseitig eine Stütze. Ich wusste nicht, wann sie ihre Freundschaft derart vertieft hatten, doch ich vermutete, dass die Flucht vor den Greifern und den Todessern, die schwierige Suche nach den Horkruxen und ihre jetzige Wohnsituation eine große Rolle darin spielten. Harry schweifte bei seinem Bericht nicht ab, obwohl er mir alles erzählen wollte. Er blieb auf eine charmante Art und Weise sachlich, das mochte ich so an ihm und kam schließlich auf die beiden Aborigines, Lenath und Thau, die sie in Australien kennengelernt hatten, zu sprechen. Er berichtete mir von Hermines Recherchen, von den in sich greifenden Seelen und von dem, was ihm wohl am besten zu gefallen schien, den Gefährten, den Seelengefährten. Sein Bericht endete mit dem Satz: "...und naja, ich, immer wenn ich an einen Gefährten denke, dann denke ich an dich. Immer wieder nur an dich." Ich schwieg. Wir saßen immer noch zusammen vor dem Schloss, das Orange der Dämmerung wich bereits und überließ dem Rot des Abends seinen Platz.

Seelengefährten? Harry und ich? Bei Salazar, das konnte unmöglich stimmen, der Wahrheit entsprechen! Und doch, der Schlüssel, der jetzt an Harry Armband baumelte, war der Beweis. Er hing neben dem "Traumstein", der, seit Harry in meinen Geist eingedrungen ist, nun ganz leicht zu glimmen schien. Ich vermutete, dass diese Verbindung, die wir zweifelsohne schon immer hatten, wenn auch zu Anfangs falsch interpretiert, mit der Zuneigung, die wir füreinander empfanden, deutlich an Stärke gewann. Zudem befürchtete ich, dass ich mit dem wiederholten und rücksichtslosen Eindringen meinerseits in Harrys Geist, die Grenzen zwischen unseren Seelen immer wieder verwischt hatte. Dem Band, wie auch Harry, hat das aber nicht geschadet. Naja, zumindest nicht bis ich ihn dann mit meinen Gefühlen überschwemmt hatte. Jetzt jedoch grinste er mich an.

Er saß neben mir und hatte bis gerade eben die Ländereien von Hogwarts, die sanften Hügel hinter dem Schwarzensee, die sich wie Wellen über der Welt auszubreiten schienen und die dahinter untergehende Sonne beobachtet. Er setzte sich auf und kniete sich neben mich, griff sich mein Gesicht und stahl mir einen Kuss, bevor er eins seiner Beine über meine schlug und sich so rittlings auf meinem Schoß setzte. Ich zog scharf die Luft ein, als ich sein Gewicht, seinen Körper an meinem spürte. Frecher Bengel! Sein Blick traf meinen und ich versank in dem Grün, das, in all seinen Schattierungen, in seinen Augen zu leuchten schien. Ich versank in den tiefen eines dunklen Waldes, einer lockend grün blühenden Wiese, in den Abgründen eines fernen Rifs..."Ich liebe dich.", hauchte er an meine Lippen und küsste mich, küsste mich mit der Leidenschaft eines Jungen, der sich nichts sehnlicher wünschte, als bei mir zu sein. Eines Mannes, der sich nach mir verzehrte, mich berührte, mich wollte... und das für immer.

your soul, my freedom ¦ Snarry ¦ deutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt