Er ist dir an die Gurgel gegangen. - Harry

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Ich schloss die Haustüre vom Grimmauldplatz Nummer zwölf hinter mir. Meine Knie gaben nach und ich sackte, mit der Türe in meinem Rücken, langsam in mich zusammen. Ich starrte auf meine Hände, sie zitterten. Ich zog meine Knie an und umschlang meine Beine mit den Armen. Ich schloss meine Augen und seufzte. Dass dieser Abend so enden würde, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt. Na ja, vielleicht doch...in meinen wildesten. Ich berührte mit meinen Fingerspitzen meine Lippen, auf denen gerade eben noch ein paar fremde lagen. Ich hatte einen mehr als nur Muggel-filmreifen Abschiedskuss von Severus Snape bekommen. Bei Merlin, meine Knie sollten sich eigentlich nicht so komisch anfühlen.

Ich dachte an die Minuten des gerade erst Erlebten zurück und ein angenehmer Schauer breitete sich in meinem Nacken, über die Schultern hinweg, aus. Doch kurz danach fühlte ich mich unwohl und unsicher. Woran das wohl lag? Was war denn gerade passiert, dass ich so fühlte?

Wir standen draußen in der Dunkelheit. Ich wusste nicht, wie viele Stunden, als wir in der Bar saßen, verstrichen waren. Doch als ich prüfend zu den Sternen blickte, die man hier, mitten in London, nur erahnen konnte, verriet mir der dunkle Himmel nichts über die Zeit und ihre Wege.

Ich schätzte sie grob zwischen ein Uhr nachts und drei Uhr morgens und war nicht erstaunt, wie egal es mir eigentlich war.

Severus stand nahe bei mir und blickte zu mir herunter. Bei Merlin, war dieser Mann groß. Er hob mein Kinn mit seiner Hand an, sodass ich zu ihm aufblicken musste.

Mein Blick wanderte von seinen Lippen, über seine Wangen und seine Nase, zu seinen Augen und mir stockte wie immer der Atem. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und strich mir mit dem Daumen über meine Wange. Ich versank in dem tiefen Schwarz von Severus Snapes Augen, versank in einem Meer aus bloßer Dunkelheit. Versank, ohne jemals wieder auftauchen zu wollen.

Mein Gesicht glühte und das lag nur zum Teil am Whiskey. Ich war nicht betrunken, aber auch nicht wirklich nüchtern und so genoß ich es einfach, dort vor dem Grimmauldplatz, meinem neuen Heim, zu stehen um mich in mehr als nur einer Dunkelheit zu verlieren. Seine Lippen senkten sich langsam auf meine und als er mich berührte, riss es mir beinahe den Boden unter den Füßen weg. Ergeben schloss ich meine Augen. Wie konnte diese grüblerische, so stoisch und stark wirkende Naturgewalt von einem Mann nur so sanft sein? Langsam strich meine Zunge über seine Lippen und ich spürte sein Lächeln, als er mit seiner Zunge über meine streifte. Ein Abschiedskuss durch und durch. Er weckte Sehnsüchte und festigte Versprechen, die lange unausgesprochen bleiben werden und vielleicht nie anders, als in angehauchten Berührungen, über unsere Lippen gehen werden. Er löste den Kuss viel zu früh. Ich war noch nicht bereit, ihn gehen zu lassen. Ich fühlte mich doch so wohl bei ihm und genoss es, hier zu stehen.

Plötzlich spürte ich einen Stich in meiner Brust. Erst nur ganz dumpf und ich wusste nicht woher dieser kam. Und dann ergriff mich ein Gefühl, dass ich so noch nie hatte und ich auch nicht einzuordnen wusste. Mein Herz schlug wie wild und ich verstand das, was in mir vorging, nicht. Es war Angst. Angst, ihn lange nicht mehr zu sehn. Angst, dass dieser Abend für ihn nicht mehr war als ein kleines Abenteuer nach dem Krieg. Eine spontane Reaktion auf... auf...ja, auf was?

"Na, Mr. Potter? Wann willst du mich denn wiedersehen?" Seine Stimme, bei Merlin! Wie konnte eine Stimme nur so sexy und dunkel und baah... geheimnisvoll klingen. Ich war Wachs in seinen Händen, hilflos und ausgeliefert. "M-morgen?", fragte ich hoffnungsvoll und bemerkte, wie meine Wangen heiß wurden. Oh Gryffindore, behüte mich und meine weichen Knie. In Severus Augen blitzte etwas auf. Doch nur kurz, zu kurz, als dass ich es zu deuten vermochte. Er zog mich etwas näher zu sich und lehnte seine Stirn an meine: "Dann bis morgen, Kleiner", seufzte er und ließ seine Hände von meinem Gesicht fallen, um mich frei zu geben. "Bis morgen.", hauchte ich und wandte mich zu meinem, immer noch in den Fidelius-Zauber gehüllten, neuem Heim um. Sev blieb stehen und wartete und er stand auch noch vor dem Haus, als das große hölzerne Portal mit einem metallischen Klicken ins Schloss viel.

Das seltsame Gefühl, welches mich erfasst hatte, als ich die Haustüre hinter mir zugezogen hatte, ließ langsam nach und ich beruhigte mich. Ich hatte keine Ahnung, woher diese Gedanken kamen, noch wieso ich diese hatte. Der Abend war schön gewesen, wenn auch ein bisschen gruselig, zumindest am Anfang. Aber wieso sollte Sev mich nicht mehr treffen wollen? Es war doch alles gut, oder? Das Gefühl verschwand langsam und auf einmal blieb mir nur noch die Erinnerung an diese Leere und diese Kälte. Was zur Hölle war das?

Ein Poltern von oben riss mich unsanft aus meinen Gedanken. "Harry? Harry, bist du das?" Hermine schrie durch das Treppenhaus und stürmte mit lautem Krachen und sehr undamenhaft die Treppen zu mir herunter. "Harry, wo warst du?", fragte sie mich, mit einem kleinen Hauch Hysterie in der Stimme. "Ich hatte Angst, dass ihr einander an die Gurgel geht oder du enttäuscht bist und er, er dich..." Hermine musterte mich prüfend, als ich sie angrinste. Die Sorge in ihrem Gesicht nahm einen diabolischen Zug an und dann lächelte sie mit einem verruchten Glitzern in den Augen an: "Er ist dir an die Gurgel gegangen.", stellte sie fest. Der gefährlich wölfische Unterton passte überhaupt nicht in die, für Hermine so typisch, melodische Stimme, doch es gefiel mir.

Sie kniete sich vor mir auf den Boden und stützte ihre Hände auf meine Knie, um sich über mich zu beugen. Sie musterte mein Gesicht prüfend, nur wenige Zoll entfernt, sodass ich ihren Atem spüren konnte. Ich wurde nervös. "Du wirst ja rot, Harry.", kicherte sie und meine Anspannung verflog. "Mine, du bist unmöglich. Geh runter von mir." "Nein, erst will ich wissen, was er dir... angetan hat." Der neckische Spott in ihrer Stimme war unüberhörbar. "Mine...lass das.", rief ich pikiert. Ich versuchte aufzustehen und mich zu befreien, doch Hermine ließ nicht locker und kicherte. Ihr Lachen zu hören, tat gut. Viel zu selten hatte ich dieses mir doch so vertraute Geräusch in den letzten paar Monaten gehört. "Also gut, du Biest.", neckte ich sie und zog sie zu mir auf den Schoss. "Was willst du denn wissen?"


your soul, my freedom ¦ Snarry ¦ deutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt