Augen zu und durch! - Harry

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Flüche durchbrachen die morgendliche Ruhe im Hause der Blacks. "Verdammter Mist!" Ich sprintete zu Hermines Zimmer und blieb im Türrahmen stehen. Ich musste an mich halten, um nicht los zu lachen. Hermine stand vor ihrem Schrank inmitten eines riesigen Haufen voller kleiner, gestrickter Mützen. Die Schachtel dazu hatte sie noch immer in den Händen. "Sag nichts!", zischte sie in meine Richtung, als sie sich in dem Haufen kuschlig bunter Farbkleckse zu mir umdrehte. Das würde ich nie wagen. Ich lehnte mich an den Türrahmen und grinste sie spitzbübisch an. Hermines Reisekoffer lag offen auf ihrem fein säuberlich gemachten Bett. Ich hatte jedem von uns einen kleinen Muggel-Koffer gekauft und sie hatte sie mit einem unaufspührbaren Ausdehnungszauber etwas aufgepeppt. Die perlenbesetzte Handtasche, welche wir noch bis vor kurzem auf der Suche nach den Horkruxen täglich zum Reisen und Verstauen genutzt hatten, lag nun weit hinten und ungesehen in einer der Schubladen von Hermines Schrank. An dieser vermaledeiten Handtasche hafteten viel zu viele schmerzliche Erinnerungen und sie wollte sie auf der Reise, die nun vor ihr lag, nicht mitnehmen. Es würde auch ohne diese Altlast schwer genug werden und ihr noch einmal alles abverlangen, was sie an Kräften aufbringen konnte. Ich verstand das und hatte ihr kurzum einen kleinen bordeaux farbenen Koffer mit praktischen Rollen gekauft. Ich selber war nun im Besitz eines dunkelgrünen. Seit wann mich wohl diese Farbe so ansprach?

Hermine seufzte, schmiss den leeren Karton aufs Bett, ließ sich in den riesigen Haufen ihrer B.ELFE.R Mützen fallen und schloss die Augen. Ich stieß mich vom Türrahmen ab und tat es ihr gleich. So lagen wir da und schwiegen in stiller Eintracht, bis ich mein Gesicht in Hermines Richtung drehte und seufzend fragte: "Tee?" Hermine drehte sich auf dem bunten, flauschigen Lager zu mir um. "Ich sollte besser weiterpacken." Doch sie untergrub die Ernsthaftigkeit ihrer Aussage, als sie sich in meine Arme schmiegte und murmelnd ein "vielleicht einer? mit Honig?" ansetzte.

Etwas später saßen wir beide in der Küche und gingen die Reisepläne, zu meinem Verdruss zum gefühlt hundertsten Mal, durch. Hermine hatte alles bis ins winzigste Detail geplant. Einzig die Muffins, die Kreacher uns zum Tee gereicht hatte, hielten mich noch bei Laune. "Mine, es wird schon klappen! Wir nehmen den Portschlüssel von London nach Melbourne und von dort aus nehmen wir einen weiteren in Richtung Gladstone, checken dort im Hotel ein und machen uns dann auf die Suche nach deinen Eltern." Ich gähnte laut und ließ meinen Kopf auf die Tischplatte sinken. "Wann musst du aufstehen?", fragte Hermine nun schon zum dritten Mal. "Um Acht.", murmelte ich und gähnte noch einmal, dieses Mal herzhaft und schloss dann ergeben meine Augen. "Nein, um Acht geht der Portschlüssel, Harry...!" "Weck mich einfach, Mine. Es wird schon klappen!" Hermine schnaubte und nahm einen großen Schluck von ihrem Tee. "Gehst du noch zu ihm? Ich meine, bevor wir

abreisen?" Dieser abrupte Themenwechsel überraschte mich und ich setzte mich kerzengerade auf, entspannte mich aber gleich wieder, als ich bemerkte, dass Hermine mich aus ihren braunen, warmen Augen interessiert musterte. "Ich denke schon", murmelte ich. "Weckst du mich morgen eine halbe Stunde früher?" "Wieso das denn?", fragte sie mich. Ich war mir selten für eine Antwort zu schade, rutschte aber unruhig auf meinem Stuhl hin und her. "Ich glaube..." setzte ich an, unterbrach mich aber wieder, "Ich glaube, es ist besser, wenn ich nach meinem Besuch bei Severus so schnell wie nur irgend möglich das Land verlasse!" Ich starrte auf meine Hände und als Hermine nichts darauf erwiderte, hob ich meinen Blick und grinste ihr schelmisch entgegen. Sie quittierte mein Grinsen mit einem schiefen Lächeln und hob skeptisch eine Augenbraue. "Na dann, wie du willst."

Reiß dich zusammen, Potter, schalt ich mich zum gefühlt zehnten Mal selbst. Ich tigerte unruhig auf der Nebenstraße zu Spinner's End hin und her. "Wo ist dieser blöde Gryffindor-Mut, wenn man ihn Mal braucht." Nicht, dass ich ihn bei Voldemorts Abgang nicht gehabt hätte oder bei einem der vielen Begegnungen mit einem Drachen. Doch jetzt herrschte nicht wirklich Gefahr, zumindest nicht um Leib und Leben, also war mein Mut auch nicht anwesend. Zumindest kam es mir so vor. Ich atmete tief ein und strich mir resigniert übers Gesicht. Augen zu und durch. Was sollte schon schlimmes passieren? Er könnte mich in eine Fledermaus verwandeln... mich in einem Käfig einsperren... und dann seine Zaubertränke an mir testen... Ich grinste in mich hinein und schritt dann doch entschlossener, als ich mich eigentlich fühlte, auf die Haustüre von Snapes Festung der Einsamkeit zu. Ober er schon wach ist? Gerade als ich meine Hand hob, um an das verwitterte Holz der Eingangstüre zu klopfen, öffnete sich diese und Severus stand in seiner besten Fledermaus Manier vor mir. "Potter, was verschafft mir Ehre?" Er musterte mich mit kühlem Desinteresse, doch das verräterische Aufblitzen in seinen Augen strafte es als Lüge. Ich entschied mich, nicht auf seine Provokation einzugehen und sagte ihm stattdessen die Wahrheit. "Ich wollte dich sehn und mich verabschieden." Seine Augen weiteten sich ungläubig, aber nur kurz, dann hatte er seine Gesichtszüge wieder im Griff. Seine Stimme jedoch entglitt ihm, als er fragte: "Verabschieden?"

"Ja, ich gehe mit Hermine nach Australien." "Australien?" Wow, ich bin mir fast sicher, dass ich ihn noch nie so perplex gesehen habe. "Ja...", hauchte ich und witterte die Chance, meinen Plan in die Tat umzusetzen. Ich trat einen kleinen Schritt auf ihn zu und blickte zu ihm hoch. Der Wind frischte auf und trug seinen Duft in meine Richtung. Genießerisch schloss ich kurz die Augen und sog die Luft tief ein. Dass ein Mann so gut riechen konnte! Nach Kräutern, eindeutig Minze und Diptam... herb, etwas, was ich nicht beschreiben konnte und einfach mit purem 'Severus Snape' betiteln würde. Ich öffnete meine Augen und bemerkte, dass ich fasziniert gemustert wurde. Der Blick seiner tiefschwarzen Augen lag auf meinem Gesicht und ich konnte es beinahe fühlen, wo dieser mich streifte. Meine Lippen begannen zu kribbeln, als sein Blick auf ihnen verharrte. Ich tat es ihm gleich und entschloss mich, meinen Plan jetzt umzusetzen. Ich griff nach seinem Hemd und vergrub meine Hände in dem steifen, schwarzen Stoff. Er wehrte sich nicht, starrte immer noch auf meine Lippen und als ich ihn zu mir herunter zog, begriff er und starrte mir in die Augen. Ich konnte den Kampf sehen, der sich in seinem Inneren abspielte. Er konnte sich nicht rühren, sich nicht entscheiden. Flucht oder Kampf? Ich nahm ihm die Entscheidung ab, überbrückte den letzten Zoll, zog ihn zu mir und legte meine Lippen auf seine. Das Kribbeln, welches seine Lippen an meinen auslösten, war unbeschreiblich. Ich spürte seine Wärme und ich spürte, wie er sich unter meiner Berührung versteifte. Langsam löste ich den Kuss, doch er bewegte sich nicht, schaute mich nur unverwandt an. Ich küsste ihn noch einmal, hauchzart und kurz und als ich zum dritten Kuss ansetzte, öffnete ich leicht meine Mund und leckte mit meiner Zungenspitze federleicht über seine Unterlippe. Er seufzte und dann krallten sich seine Hände in die Seiten meines Pullovers. Er zog mich an sich und vertiefte den zarten Kuss, in dem er mit seiner Zunge über meine streife. Wir berührten uns kaum, übten nur wenig Druck aus und doch tobte in mir ein Sturm, wie ich es noch nie erlebt hatte. Ich seufzte in den Kuss und wusste, dass ich ihn jetzt beenden musste. Ich löste mich von Severus strich mit meiner Nase über seine Wange und trat dann einen Schritt zurück. Bevor er sich besinnen konnte verabschiedete ich mich: "Bis in ein paar Wochen.", sagte ich leise, drehte mich um und apparatierte auf der Stelle.  

your soul, my freedom ¦ Snarry ¦ deutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt