10.

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Zwei Tage hatte es gedauert, bis mein Bruder endlich wieder ein Wort mit mir sprach. Ich wusste, dass mein Bruder nachtragend ist, aber so hatte ich ihn noch nie erlebt. "Was machst du heute?", will er beim Frühstücken wissen. Er sitzt wie jeden Morgen mit seinem Anzug am Tisch und trinkt seinen Kaffee und stochert in seinem Müsli herum. "Ich werde in die Stadt gehen und etwas shoppen gehen.", antworte ich ihm und beiße von meinem Brötchen ab. "Sei aber vorsichtig.", sagt er und steht auf. Elias kommt zu mir und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. "Bis heute Abend." Ich nicke nur und fange an den Tisch ab zu räumen. Elias war immer so übervorsichtig.

Es ist bereits nach drei, als ich das Einkaufszentrum verlasse und zu den Taxis gehe. Ich habe mal wieder viel zu viel gekauft. Aber mir hat in jedem Laden etwas gefallen. Ich nenne dem Fahrer die Adresse meines Bruders und er fährt los. Irgendwie habe ich das Gefühl, das mir seit einer ganzen Weile jemand folgt. Dort angekommen, steige ich aus und gehe hoch um die Tüten in die Wohnung zu bringen. Mein Bruder war noch nicht zuhause. Ich stellte die Tüten in mein Zimmer auf den Boden und hole meine Sportkleidung aus dem Schrank, die ich mir schnell anziehe und danach runter gehe. Ich muss unbedingt wieder Sport machen. Also, warum nicht jetzt anfangen? Alles scheint mir normal und ich jogge langsam Richtung Park, der direkt hinter dem Gebäude ist, wo mein Bruder wohnt.

Ich mache die Musik an und laufe los ohne darauf zu achten, dass es schon dunkel wird. An einer Bank bleibe ich stehen und fange an mich zu dehnen. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sich aus dem Gebüsch ein Schatten löst und auf mich zu kommt. Ich will weg laufen, doch ich kann nicht, da mich von hinten jemand festhält und seine Hand über meinen Mund legte. "Ganz ruhig, Romanov. Dann tun wir dir auch nichts.", flüstert die Person hinter mir ins Ohr. Ich versuche sie von mir weg zu drücken, doch der Griff wird immer stärker und die Gestalt drückt meinen Arm fester auf meinen Rücken. Dann spüre ich kühles Metall an meinen Handgelenken. Handschellen. Panik steigt in mir auf und ich will weg, doch der Typ ist stärker als ich. "Das war viel zu einfach.", vernehme ich die Stimme einer Frau. "Ich dachte wirklich, sie wäre flinker." Dann taucht eine Südländisch aussehende Frau vor mir auf, die mich mit einem leichten Grinsen ansieht. "Gute Nacht, Romanov.", raunt sie mir zu. Ich fühle plötzlich einen Stich in meinem Oberarm und langsam merke ich, wie meine Gliedmaßen weicher werden. Mein Blick verschwimmt und ich falle in das dunkle Loch der Bewusstlosigkeit.

Stimmen, ich höre überall Stimmen, doch greifen kann ich sie nicht. Auch kann ich meine Augen nicht öffnen, zu schwer sind meine Lieder. "Seit vorsichtig, er will sie unverletzt.", wabert eine Stimme in meinen Geist. Die Frau, die mich betäubt hatte. Was ist hier los? Was wollen die von mir?

"Ja, ja. Ich pass doch auf." Da ist sie wieder die Stimme des Mannes, der mich gefesselt hatte die mich betäubt hat. Ich will etwas sagen, doch es kommt nichts über meine Lippen. Ich spüre nur ein weiteres ruckeln, ehe ich wieder ganz in die Dunkelheit abgleite.
Eine Dunkelheit, die mit Sicherheit zu einem Alptraum wird, denn ich bin mir sicher, dass er mich hat. Phoenix.

Catch me - Dann gehöre ich dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt