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Dunkelheit. Ich stehe in völliger Dunkelheit. Die einzige Lichtquelle, die ich ausmachen kann ist ein kleines Fenster in einer Tür, die gefühlt Kilometer weit weg ist. „Hallo?", frage ich in den Raum, doch es kommt keine Antwort. Um mich herum ist es still, das einzige, das ich höre, ist mein Herz, das wild klopft und mir fast aus der Brust springt. Ich will zur Tür, doch je näher ich ihr komme, desto mehr entfernt sie sich. Ein tiefes Lachen dringt plötzlich an mein Ohr, als wenn ich nicht alleine wäre. Wieder rufe ich in die Dunkelheit, doch ich bekomme keine Antwort. Ich hatte eher das Gefühl, dass der Raum jetzt immer kleiner wurde. Das war meine Chance. Wieder bewege ich mich zur Tür, doch ich werde aufgehalten. Fesseln, die ich in meiner Panik nicht bemerkt hatte, schlingen sich um meine Handgelenke und waren mit der Wand hinter mir verbunden. Panisch riss ich daran, doch nichts passierte. „Du gehörst mir.", drang diese tiefe Stimme an mein Ohr und plötzlich stand er mit einem gehässigen grinsen vor mir, Tyson Phoenix. "Ich habe so lange auf diesen Tag gewartet.", raunt er mir ins Ohr und fährt mit seinen Fingern über meine Wange, bevor sie unter mein Kinn legt und es bestimmend nach oben drückt, damit ich ihn ansehen muss. Ein Grinsen überzieht sein Gesicht und der Hass in seinen Augen war deutlich zu sehen. Grob dreht er meinen Kopf nach links und ich schnappe nach Luft, als ich Ben dort liegen sehe. "Nun steht er uns nicht mehr im Weg.", flüstert er mir zu. Seine Zunge neckt mein Ohrläppchen und gleitet weiter nach unten zu meiner Kehle. Ich presse die Augen zusammen, da ich es nicht sehen wollte. "Bitte.", flehte ich ihn an, doch er machte einfach weiter.

Schweiß gebadet Wache ich auf. Mein Herz pocht immer noch wie wild und mein Atem geht stoßweise. Fast panisch sehe ich mich in dem Zimmer um, wo ich mich befand, beruhigte mich dann jedoch, als ich merkte, das ich in meinem Bett lag. „Es war nur ein Traum.", flüstere ich mir Mut zu und lehne mich in die Kissen zurück. Draußen war es bereits hell und als ich auf mein Handy blicke, sehe ich, das es bereits 11uhr ist und ich drei verpasste Anrufe von Dimitri habe. Schmunzelnd wähle ich seine Nummer und er geht nach dem dritten klingeln dran. „Gott sei Dank, du lebst noch.", sagt er und ich höre die Sorge in seiner Stimme. „Ja, ich lebe noch. Ich habe bis eben geschlafen, es tut Mitleid." Leise höre ich ihn lachen. „Ist schon ok. Auch du brauchst deinen Schlaf. Gerade, weil du die letzte Zeit kaum welchen hattest. Ich wollte nur kurz deine Stimme hören, nachdem ich gestern von Jessi gehört habe, das Phoenix dir in der Lobby begegnet bist.", erklärt er mir. „Ja, das ist er. Aber ich war schon im Fahrstuhl und die Türen sind zu gegangen.", antworte ich ihm und schmunzel leicht. „Danke, das du dir Sorgen machst."
„Nein, du musst dich nicht bedanken, nur weil deine Freunde für dich da sind. Das gleiche hätten wir auch für Ben getan. Wir sind eine Familie." Seine Worte tun nach diesem Alptraum so gut. „Ich weiß. Kommst du nachher zum Abendessen vorbei?", will ich wissen und sah aus dem Fenster, wo die Sonne zwischen den anderen Hochhäusern leuchtet. „Gerne.", kam von ihm bevor er auflegt. Seufzend erhebe ich mich und gehe ins Bad. Dieser Tag würde noch Lustig werden. Das hatte ich im Gefühl.

Punkt achtzehn Uhr höre ich, wie die Türen des Fahrstuhls aufgehen und Schritte in die Küche kommen. "Mmhh, das riecht aber lecker.", höre ich Dimitri seufzen. Sofort muss ich anfangen zu lachen, da er ein urkomisches Gesicht dabei macht. "Du bist unmöglich.", pflichte ich ihm bei und rühre im Topf herum. Da ich wusste, dass er heute zum Essen kommt, kochte ich sein Lieblings Essen, Borschtsch, nach dem Rezept seiner Mutter.

Ich verteilte den Eintopf auf zwei Teller und bringe sie ins Wohnzimmer, wo Dimitri bereits auf dem Sofa sitzt und wartet. Sein Blick war konzentriert auf den Fernseher gerichtet, auf dem die Nachrichten laufen. "Hier.", sage ich und gebe ihm seinen Teller, den er mit einem Lächeln entgegen nimmt. Ich setze mich neben ihn in die Ecke des großen L- Förmigen Sofas, dabei stoßen meine Knie an seine Oberschenkel. Dimitri nimmt meine Beine und legt sie auf seinen Schoß, so wie schon früher, als Ben noch da war. Es war der einzige Moment, wo wir uns in Ruhe in seiner Muttersprache unterhalten konnten. Was ein Glück, bin ich zweisprachig aufgewachsen, dank meines Vaters.

Nach dem Essen saßen wir noch eine Weile zusammen und schwelgten in Erinnerungen. Von meinem Traum erzählte ich Dimitri nichts, er würde mich sofort wo anders hin bringen. "Ich geh jetzt. Es ist schon spät und ich habe morgen früh einen Termin.", erklärt er mir und steht auf. "Ich wünsche dir eine Gute Nacht, kleiner Stern." Er gab mir einen Kuss auf die Stirn, bevor er in Richtung Aufzug geht. "Gute Nacht.", rufe ich ihm nach und lasse mich seufzend zurück auf das Sofa fallen. Dimitri war zwar anstrengend, aber eines muss man ihm lassen, wenn man ihn braucht, ist er für einen da. Wie ein großer Bruder. Sofort bekomme ich eine große Sehnsucht nach meinem eigenen Bruder, der zur Zeit in Amerika lebt.

Catch me - Dann gehöre ich dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt