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Vier Wochen waren nun seit dem Unfall vergangen. Vier lange Wochen in denen ich warten musste, bis ich meinen Mann endlich beerdigen konnte. Aber im Gegensatz zur Polizei hatten Dimitri und Kai mehr heraus gefunden. Es war tatsächlich Mord und wie Kai es schon vorher gesagt hatte steckte Tyson Phoenix dahinter. Sie hatten sogar den Wagen gefunden, der meinen 911er von der Straße abgedrängt hatte, den Ben an diesem Tag fuhr. Natürlich war dieser gestohlen, doch die Diebe waren nicht schlau genug und hatten den dümmsten Anfängerfehler begangen, den man machen konnte. Sie hatten dem Besitzer beim Aufschließen des Wagens den Schlüssel aus der Hand gerissen und sind davon gefahren. Ohne Masken versteht sich. Daher war es ein leichtes sie ausfindig zu machen. Dimitri der eng mit der Polizei zusammen arbeitet, auch wegen unserem Waffenhandel, übergab sie ihnen und die Täter landeten im Bau. Sie waren sogar so eingeschüchtert von Dimitris Erscheinung, dass sie ihm sagten von dem der Auftrag kam meinen Mann zu töten. "Sarah, es ist soweit." Ich drehe mich zu Kathleen um, die im Türrahmen steht und auf mich wartet. Tief Luft holend gehe ich zu ihr. Heute war es soweit, der Tag an dem ich Abschied nehmen musste. Nie wieder werde ich seine Hand auf meiner spüren, sein leises Schnarchen, wenn er neben mir liegt und schläft. Eine Träne bahnt sich einen Weg über meine Wange, die ich fortwische. "Ich komme.", sage ich leise zu ihr. Kathleen sieht mich an und nimmt mich in ihre Arme. "Es tut mir alles so leid, süße. Ihr wart so ein tolles Paar. Du hast es als einzige geschafft ihn zu verändern.", flüstert sie mir tröstend ins Ohr. Ich nicke nur und löse mich langsam von ihr, dabei versuche ich zu lächeln. "Ich danke dir.", antworte ich ihr leise und gehe Richtung Aufzug, der bereits mit offenen Türen auf mich wartet.

Schweigend fahren wir in die Tiefgarage, wo Kai und Dimitri bereits auf mich warten. Ich gehe auf sie zu und beide nickten mir einfühlsam zu. Ich zögere kurz, bevor ich auf die Rückbank des Geländewagens stieg. Es ist so bedrückend. Aber hey, das gehört halt mal zu einer Beerdigung dazu.

Die Fahrt zum Friedhof kommt mir wie eine halbe Ewigkeit vor, dabei dauert die Fahrt nicht einmal zehn Minuten. Kai öffnet mir auf dem Parkplatz die Tür und ich steige aus. Wir hatten beschlossen keinem außer unserem Onkel Boris und seiner Frau Nadija zu sagen, dass Ben gestorben war. Also war die Trauerhalle heute bis auf uns so gut wie leer. Mit leeren Blick setze ich mich auf den freien Stuhl in der ersten Reihe, genau vor Bens Urne und starre auf sein Bild, das Aufgestellt wurde. Eine Hand auf meiner Schulter ließ mich aufsehen und Boris sanfte grünen Irden sehen mich liebevoll und traurig an. "Es tut mir so leid, Kleines. Wenn du etwas brauchst, wir sind immer für dich da.", sagt er in seiner tiefen Stimme auf russisch zu mir. Ich nicke nur, da ich kein Wort heraus bekomme. Seine Worte bedeuten mir so unendlich viel, da Boris wie ein Vater für meinen Mann war, nach die Sache mit seinen Eltern geschah.

Seine Tante Sophia interessierte sich nicht für ihn, da sie der Meinung ist, das sein Vater damals alles ruiniert hatte. Selbst ich fragte mich oft, warum sie so war. Bekam sie doch schließlich den Titel ihres Vaters und nicht ihr Bruder.

Der Pfarrer stellt sich an sein Pult und fing an von Gott zu sprechen, doch ich höre ihm nicht zu. Zu sehr bin ich in meinen eigenen Gedanken gefangen. Bilder von damals tauchen in meinen Gedanken auf. Bilder unseres Glücks. Ich knülle das Taschentuch in meiner Hand feste zusammen, nicht aus Trauer sondern aus Wut. Ich werde Phoenix finden und dann wird er dafür büßen, was er uns angetan hat. Dafür werde ich sorgen. Sie haben sich mit der falschen angelegt und das wird er zu spüren bekommen.

Mit einem selbstbewussten Blick stehe ich auf und folge dem Pfarrer zum Familiengrab in das sie die Urne hinunter lassen. Kai und Dimitri treten mit mir zusammen vor und ich werfe die Erde und eine rote Rose hinein. "Ich werde dich rächen, Liebling. Das schwöre ich dir.", flüstere ich der Urne zu, bevor ich mich unter den verwirrten Blicken der anderen umdrehe und zum Auto gehe. Rache, das ist im Moment das einzige, an das ich denken kann. Ich spüre, wie mein Herz langsam kalt wie Eis wird. So muss Ben sich damals gefühlt haben, als Yuri Nowak seine Eltern umgebracht und seine Schwester Katharina entführt hat. Er war damals 21. Genauso alt, wie ich es jetzt bin. Doch er hatte Nowak nie zu fassen bekommen. Ich hingegen will alles anders machen. Ich werde Phoenix in die Finger bekommen und dann wird er mich kennenlernen.

Catch me - Dann gehöre ich dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt