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"Ich hoffe, es ist ok, das ich Novak zum Essen eingeladen habe.", meint Liam, als er frisch geduscht aus dem Bad kommt. "Ähm, ja ich denke schon.", antworte ich ihn etwas verwirrt. Liam lacht leise und kommt kopfschüttelnd auf mich zu um mich in seine Arme zu ziehen. "Du musst keine Angst haben. Er ist nicht hinter dir her. Er kommt nur als Freund zum Essen vorbei und er bringt seine Frau mit." Ich nicke und lächele leicht dabei. Vielleicht bin wirklich zu sehr in der Vergangenheit gefangen.

Ich stelle gerade das Fleisch in den Ofen, als Dennis zu mir kommt und mir eine Tüte in die Hand drückt. "Liam wünscht, dass du das trägst.", meint er knapp und schnuppert nach dem Essen. "Mh, das riecht wirklich gut. Ich hätte gerne auch etwas, wenn was übrig bleibt.", sagt er grinsend und taucht einen Löffel in die Soße um diese zu probieren. "Mal sehen und jetzt verzieh dich, ich muss noch den Nachtisch machen.", scheuchte ich ihn mit einer Handbewegung weg. Frech wie ein kleiner Junge grinste er mich an und verschwand mit einem Stück Brot in der Hand aus der Küche. Dennis konnte wirklich unmöglich sein. Ich nahm die Tüte in die Hand und begutachtete den Inhalt. Dabei staunte ich nicht schlecht. Liam hatte wirklich Geschmack. Das schwarze Kleid, das sich darin befand, ist sexy und trifft genau meinen Stil. Ich drehte den Herd herunter und ging nach oben in unser Schlafzimmer, wo ich ins Bad ging und mich anfing fertig zu machen. Der Stoff des Kleides schmiegte sich sanft um meinen Körper und der Ausschnitt zeigte nicht zu viel.

Liam saß auf dem Sofa, als ich nach unten komme und sieht mich lächelnd an. "Schön siehst du aus. Zu schön.", murmelt er und küsst mich sanft auf die Lippen. "Danke für das Kleid. Es ist wirklich sehr schön.", flüstere ich an seinen Lippen und erwiderte den Kuss liebevoll. Doch wir wurden unterbrochen, da ein klingeln an der Haustür zu hören war. Ich löse mich von dem Mann vor mir und sehe ihm tief in die Augen. "Ich mache schon auf.", meine ich und gehe zur Haustür. Ich staune nicht schlecht, als ich Katharina in Begleitung eines Mannes vor der Tür steht. Das also war Yuri Novak. Er war genauso groß wie Liam und ich schätze ihn auf Mitte dreißig, doch der Bart, den er trug macht den Mann älter als er mit Sicherheit war. Seine Dunklen Haare waren locker nach hinten gekämmt und er lächelt mich auf eine charmante Art an. "Guten Abend. Sie müssen Mr. und Mrs. Novak sein. Bitte treten Sie doch ein.", begrüße ich die beiden und trete ein Stück zurück, damit sie hinein kommen konnten. "Guten Abend. Das Stimmt. Ich bin Yuri und Katharina kennst du ja bereits, Sarah.", antwortet er mir und ich sehe ihn mit großen Augen an. Woher kannte er meinen Namen. Mein Gesicht zeigte ihm wohl, was ich denke, denn er lacht leise und kommt mir etwas näher. "Ich weiß, dass du Bens Frau bist und es tut mir leid, was mit deinem Mann passiert ist. Auch ich hätte ihm den Tod nicht an den Hals gewünscht. Wir beide stehen auf der selben Seite, liebste Sarah. Wir wollen beide Phoenix leiden sehen." Ein schauer läuft mir bei dem Klang seiner rauen Stimme über den Rücken. Yuri richtet sich wieder auf und sieht zu Katharina, die mich erwartungsvoll ansieht. Ich gehe auf sie zu und nehme sie vorsichtig in die Arme. "Es tut mir wirklich alles so leid.", flüstere ich ihr zu, doch sie schüttelt nur den Kopf. "Schon gut. So lange dir nichts passiert." Ihre sanfte Stimme beruhigte mich und ich nickte. Sie hatte recht, solange wir sicher waren, war alles gut und ich denke, dass unsere Männer alles dafür tun werden um uns zu beschützen.

Ich führte die Beiden ins Wohnzimmer und servierte ihnen die Getränke. Durch die Tür des Büros konnte ich hören, wie Liam telefonierte. Unauffällig beobachtete ich Yuri und Katharina, die so vertraut mit einander umgingen, als wenn sie wirklich ein ganz normales Ehepaar wären und nicht Opfer und Täter. Auch konnte ich sehen, das bei ihm nur ein Blick reichte und meine Schwägerin verfiel in ihre devote Rolle. Bei Ben und mir war es früher genauso, kommt mir plötzlich der Gedanke. Nur bei Liam ist es anders, er wünscht sich es sogar außerhalb des Schlafzimmers, das ich so normal wie möglich bin. "Yuri mein Freund. Schön dich zu sehen.", begrüßt Liam seinen Gast, als er aus dem Büro raus kommt. "Liam, danke für die Einladung. Ich war sehr überrascht.", meint Yuri und gibt ihm die Hand. "Wo ist euer kleiner? Habt ihr ihn nicht mitgebracht?" Ich sehe zwischen den dreien hin und her und kann ein kleines Lächeln bei beiden feststellen. "Der kleine Ben ist bei seinem Kindermädchen.", antwortet Katharina schüchtern. Verwirrt hebe ich eine Augenbraue und sehe zu Liam. Wer zum Teufel ist Ben? "Ben ist unser Sohn. Er kam vor fünf Monaten auf die Welt. Nachdem ich vom Tod meines Bruders erfuhr, habe ich ihn nach seinem Onkel benannt. Mein Bruder wäre so stolz auf ihn und wäre so ein toller Onkel gewesen.", erklärt mir Bens Schwester und ich sehe sie mit großen Augen an. Ich bin also Tante. "Ja, das hätte er. Wir wollten auch Kinder.", antworte ich traurig und erhebe mich. "Entschuldigt mich bitte. Ich muss nach dem Essen sehen." Mit diesen Worten verabschiedete ich mich und ging in die Küche um meiner Trauer freien Lauf zu lassen.

Catch me - Dann gehöre ich dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt