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Liam

Frankfurt, eine Stadt die ebenfalls niemals schläft. Eine Stadt, in der die Kriminalität so hoch ist und die Aufklärung so niedrig, das es fast schon kein Wunder ist, warum sich die meisten Organisationen hier befinden. Denn hier werden meist nur die kleinen Fische an Land gezogen aber nicht die großen.

Die Skyline kommt immer näher, als mich das Taxi vom Flughafen in die Stadt fährt. Jedes Mal, wenn ich hier lang fahre, kann ich verstehen, warum mein Vater damals hier geblieben ist, als seine Zeit bei der Armee zu Ende war. Er hatte nicht nur eine Familie, die er zurück lassen würde, sondern auch seine neue Heimat, von der er immer so geschwärmt hatte. Er fand es immer interessant zwar mitten in der Stadt zu leben, aber dennoch in der Natur zu sein. Als ich noch klein war, waren wir aus diesem Grund immer im Frankfurter Stadtwald und diese Tradition setzte ich bis heute fort, da meine Eltern mittlerweile zurück nach LA gezogen sind und ich ihnen so ein Stückchen näher bin. Sie sind jetzt schon seit zwölf Jahren zurück in den USA und ich bin immer noch hier, weil diese Stadt nach wie vor meine Heimat ist.

Der Fahrer hält vor dem Hochhaus, in dem ich mein Büro habe und sieht mich freundlich an. "Da wären wir. Soll ich Ihnen noch mit dem Gepäck helfen?", will er wissen, doch ich schüttel den Kopf. Da ich nur eine Nacht bleibe, hatte ich nur eine kleine Reisetasche gepackt, die bequem ins Handgepäck gepasst hatte. "Nein, passt schon.", antworte ich ihm und gebe ihm das Geld. Ich verabschiede mich und steige aus. Da wären wir also wieder., denke ich und schließe die Tür zum Treppenhaus auf, wo vor ein paar Wochen alles angefangen hatte. Hier traf ich sie zum ersten Mal und verliebte mich sofort in sie. Seufzend lasse ich mich in meinen Chefsessel fallen, denn jetzt, da ich so weit von meiner Prinzessin bin, begreife ich es. Ich liebe sie. "So viel zum Thema keine Gefühle, du Idiot.", knurrte ich leise vor mich hin. Aber einmal in ihren Fängen, konnte man ihr nicht mehr so schnell entkommen. Sarah ist wie eine Sirene.

Zwei Stunden nach meiner Ankunft klopfte es an meiner Tür. Mein Termin war endlich da. "Ja bitte?", bat ich ihn zum eintreten. Die Tür schwang auf und Dimitri Petrov, Sarahs rechte Hand kam in mein Büro geschlendert. Seine grauen Augen waren auf mich gerichtet. "Wie ist die Stimmung hier?", will ich sofort wissen, als er sich setzte. Er wusste genau worauf ich hinaus wollte. Locker lehne ich mich zurück und beobachte ihn. Dimitri lächelt leicht und lehnte sich ebenfalls locker zurück, nachdem er den Koffer auf den Boden gestellt hat. "Sehr gut. Ich habe noch nie einen Typen gesehen, der so im Trüben fischt wie unser Tyson.", sagt er grinsend. "Also hat unser Plan funktioniert?", hake ich nach, dabei hebe ich eine Augenbraue. "Jep. Er wird nie darauf kommen, wo sie sich befindet. Er sucht sie gerade in Moskau. Aber selbst Boris wird kein Wort verlieren. Dafür liebt er seine Nichte zu sehr.", antwortet er mir und ein wissendes Lächeln umspielt seine Lippen. Das war sehr gut. Unser Plan funktionierte.

Dimitri rief mich damals direkt an, als er erfuhr, das Sarah nach Amerika wollte. Worüber ich nicht gerade begeistert war. Zusammen überlegten wir uns sie zu entführen, damit Phoenix denkt, sie hätte noch mehr Feinde und sie ihren Racheplan vergisst. Was so wie es aussieht geklappt hat. Auch einigten wir uns, ihren Namen nie in den Mund zu nehmen, wenn wir uns treffen oder telefonieren, aus Sicherheitsgründen. Man wusste nie, wer einen abhört. "Wie geht es unserer Prinzessin?", fragt mich Dimitri und holt mich zurück in die Gegenwart. "Bestens. Sie war zwar am Anfang etwas zickig, aber mittlerweile ist sie Handzahm.", erkläre ich ihm und lächel bei den Erinnerungen an die ersten Wochen. "Ja, so ist sie. Sie kann es nicht leiden, wenn etwas nicht nach ihrem Willen geht. So und jetzt zu dem eigentlichen Grund unseres Termins.", sagt er und stellt den Koffer vor mir auf den Tisch. Ich öffne ihn und schau mir den Inhalt an. Eine Schusswaffe, genau das Richtige für einen Auftragskiller wie mich. Ich nehme sie aus einander und baue zu wieder zusammen um das Material zu prüfen, dann lege ich sie an und schaue durch den Diopter um mein Ziel an zu peilen. Auch der Schalldämpfer war sehr gut gearbeitet. Ich bin mal wieder mehr als überrascht über die gute Ware, die ich vom Romanov - Clan erhalte.

"Sehr gut. Ich weiß, warum ich die Dinger bei euch kaufe.", meine ich und verstaue sie wieder in dem Koffer, dann schiebe ich Dimitri das Geld zu. "Ich hatte dir gesagt, du musst sie nicht zahlen.", meinte er brumment und schiebt den Bündel 500er wieder zu mir zurück. "Nein nimm es. Ich bezahle immer. Nur weil ich mich um sie kümmere heißt das nicht, das ich etwas geschenkt bekommen will.", sage ich ruhig und lehne mich nach vorne auf die Tischplatte. Dimitri seufzt und nimmt das Geld, bevor er aufsteht und zur Tür geht. "Melde dich bitte ab und zu und Berichte von ihr.", sagt er und verschwindet.

Es war irgendwie rührend, wie sehr er sich um sie sorgte. War er doch am Anfang der Jenige, der sich gegen sie ausgesprochen hatte. Er war nie wirklich begeistert über den Gedanken, das Ben eine Frau an seiner Seite hatte. Aber auch ihn verzauberte sie, so wie Sarah mich verzaubert hatte.

Catch me - Dann gehöre ich dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt