Das Duell
Beim Abendessen sah Malfoy Hermine entschuldigend an. Zu ihrem Entsetzen griff er nach ihrer Hand und hielt sie fest mit den seinen umklammert. »Es tut mir wirklich Leid, Pans. Du hattest eine tolle Idee und ich habe deinen Plan nicht durchschaut. Kannst du mir verzeihen?«
Sein Gesicht kam näher, die grauen Augen fragend auf sie gerichtet. Hermine bekam eine Ahnung von dem, was andere Mädchen in ihm sahen. Sie senkte den Blick und nickte. Eine Sekunde später fühlte sie seine Lippen ihre Wange entlang streifen und er drückte ihr einen flüchtigen Kuss darauf. Malfoy sah erleichtert aus und lehnte sich wieder zurück.
»Woher die plötzliche Einsicht?«, fragte sie mit einem leichten Beben in der Stimme.
»Blaise hat mir den Kopf gewaschen.«
»Sollte er öfter tun. Kann ich jetzt meine Hand wiederhaben? Ich würde gerne etwas essen.«
»Noch nicht, erst wenn du mir versprichst, mich nicht mehr Malfoy zu nennen.«
Wenn der wüsste! »Dann bring mich nicht in Rage.«
Der Slytherin kam wieder ein Stück näher. »Entweder benutzt du meinen Nachnamen oder du vermeidest die Anrede. Wie oft hast du mich in der letzten Zeit Draco genannt?«
»Ich gelobe Besserung«, stotterte Hermine.
»Dann versuche es mal. Sprich meinen Vornamen aus.«
Hermine versank regelrecht in den hellgrauen Augen, deren Pupillen stetig zu wachsen schienen, bis sie beinahe schwarz wirkten. »Draco«, brach es aus ihr hervor.
»Braves Mädchen. Jetzt aber nicht wieder vergessen, okay?«
»Ich werde mich bemühen«, sagte Hermine, erleichtert, dass er sich zurückzog und ihre Hand frei gab. Ihr Blick wanderte sofort zum Gryffindortisch, doch dort schien niemand das Zwischenspiel bemerkt zu haben. Die waren offenbar immer noch in Feierlaune.
Zwei Tage später warteten Slytherins und Gryffindors vor dem Klassenraum zu Verteidigung gegen die dunklen Künste auf Professor Snape. Harry kam auf Hermine zu und baute sich vor ihr auf. »Netter Versuch Parkinson, hat nur nicht geklappt.«
Hermine antwortete nicht. Sie starrte traurig in Harrys Augen, die sie gerade abschätzig musterten.
»Was ist? Glaubst du etwa, ich hätte die Charade beim Quidditch nicht durchschaut? Vor einigen Monaten war's du es doch, die aufgestanden war und forderte, mich Voldemort auszuliefern und jetzt willst du mich plötzlich als Sieger sehen?«
Hermine war verwirrt. Das hatte sie gar nicht mitbekommen. Musste wohl geschehen sein, als sie mit Ron nach den Basiliskenzähnen gesucht hatte. Das erschien ihr im Moment eine Ewigkeit her zu sein, wie in einem anderen Leben. Hilflos ließ sie ihren Blick umherschweifen. Die echte Pansy kam näher, verschränkte die Arme und grinste frech.
»Lass sie in Ruhe, Potter«, verlangte Draco und stellte sich dicht neben Hermine. »Du hast doch letztendlich gewonnen, also sei zufrieden.«
Pansys Gesichtszüge verhärteten sich. Immerhin strahlte sie Draco nicht wieder so blödsinnig an.
Professor Snape kam um die Ecke und öffnete den Klassenraum. Die Hälfte des Unterrichts verging mit der Einübung eines Drehfluches, der lautlos gesprochen werden sollte. Snape war nicht zufrieden. »Keiner von Ihnen hat bisher die Wichtigkeit des lautlosen Verfluchens begriffen. Offensichtlich müssen wir die Anforderung erhöhen, ohne Nervenkitzel scheint es bei Ihnen nicht zu funktionieren. Stellen Sie sich in zwei Reihen auf. Gryffindors rechts, Slytherins links«, kommandierte er.
Die Klasse gehorchte sofort. Hermine stand als vierte in der Reihe und würde gegen Ron antreten müssen. Pansy stand einen Platz hinter ihm und hatte Draco als Gegner. Der Slytherin beugte sich ein wenig vor und flüsterte Hermine zu: »Den schaffst du schon.«
Amüsiert stellte sie fest, dass er ein wenig nervös wirkte. Ob das daran lag, dass er vermeintlich gegen Granger antreten musste? Ob Pansy sich zurückhielt? Wie sollte Hermine sich Ron gegenüber verhalten? Sollte sie ihn schonen oder wäre das zu auffällig?
Sie spürte Dracos Atem im Nacken. Hermine schluckte, sie musste ihre Rolle weiterspielen, bis zum bitteren Ende.
Seamus Finnigan trat nach vorne und stellte sich Blaise Zabini gegenüber.
»Auf mein Kommando«, schnarrte Snape. »Eins, zwei, drei.«
Beide Schüler hoben gleichzeitig ihre Zauberstäbe und vollführten die einstudierte Drehbewegung. Kein Laut drang über ihre Lippen. Allerdings geschah nichts. Snape murrte unzufrieden. »Versuchen Sie es noch einmal, diesmal dürfen Sie den Fluch aussprechen.«
Das klappte. Parallel drehten sich Seamus und Blaise, jeweils vom Fluch des anderen getroffen, zweimal um die eigene Achse und blieben dann stehen. »Als Hausaufgabe weiter üben, bis Sie den Fluch auch lautlos hinbekommen. Das nächste Paar.«
Goyle und Neville traten vor. Ein leises Stöhnen entwich Snape, ehe er zu zählen begann. Auch bei den beiden tat sich nichts.
»Versuchen Sie es laut.« Snape klang deutlich resigniert. Wieder nichts. Gregory Goyle schien sich leicht nach innen zu drehen, doch das konnte auch Zufall sein.
Bei dem nächsten Paar gab es das gleiche Ergebnis wie bei Seamus und Blaise. Snape rümpfte missbilligend die Nase. »Miserabel, allesamt.«
Sein Blick fiel auf Ron und Hermine. Er verzog den Mund und schüttelte den Kopf. »Mr. Weasley, einen Platz nach hinten. Miss Granger soll gegen Miss Parkinson antreten.«
Hermine fühlte, wie Draco ihr flüchtig die Hand auf die Hüfte legte. »Du packst das.«
Sie drehte sich kurz um und sah ihm ins Gesicht. Er wirkte alles andere als zuversichtlich, eher ein bisschen besorgt. Amüsiert ging Hermine nach vorne. Mit Parkinson würde sie leichtes Spiel haben. Doch dann stutzte sie. Ihre anfängliche Erleichterung wechselte hinüber zu leichter Panik. Öffentlich konnte sie als Pansy gegen eine Hermine Granger nicht bestehen, unmöglich, wie sollte sie sich da rausreden? Hermine kaute auf ihrer Unterlippe und beobachtete aufmerksam ihre Gegnerin. Es war nur ein simpler Drehfluch. Wahrscheinlich bekam Parkinson ihn ohnehin nicht auf die Reihe. Jedenfalls war das Risiko relativ gering, tatsächlich verhext zu werden. Hermine beschloss, es dieses Mal einzugehen.
Pansy stellte sich ihr gegenüber auf und hob den Zauberstab. Er zitterte leicht in ihrer Hand. »Eins, zwei...« Noch ehe Snape »drei« sagen konnte, brüllte Pansy: »Stupor!«
Instinktiv hechtete Hermine zur Seite und der rote Blitz schlug in Snapes Lehrerpult ein. Ihr eben noch gefasster Vorsatz war wie weggewischt. »Expelliarmus!«, schrie sie und der Zauberstab wurde Pansy aus der Hand gerissen.
»Sofort aufhören«, donnerte Snape. »Was ist denn in Sie gefahren? Sie sollen den Drehfluch üben und nicht sich duellieren. Noch mal antreten.« Mit einem unhörbaren Aufrufezauber flog der entwaffnete Zauberstab zu ihm hin. Mit einem verkniffenen Lächeln reichte er ihn an Pansy weiter.
»Bei drei«, betonte er. »Stellen Sie sich in Position. Zauberstäbe heben, Achtung - drei.«
Sofort dachte Hermine den Fluch und vollführte die gelernte Bewegung. Pansy begann sich zu drehen, nein, sie wirbelte geradezu um ihre eigene Achse durch den Klassenraum und knallte gegen einen Schrank. Blut lief ihr über die Stirn, ehe sie zu Boden ging und sich dort weiter drehte.
»Finite incantatem!« Snape hatte seinen Zauberstab auf Pansy gerichtet, die sofort ruhig liegen blieb. Seine schwarzen Augen glühten, als er nun Hermine ansah.
»Mine!«, schrie Ron auf und war nicht mehr zu halten. Er stürzte zu seiner vermeintlichen Freundin. Er rüttelte Pansy sanft und strich ihr die wirren Locken aus dem Gesicht.
»Miss Granger, was fällt ihnen denn ein?«, regte sich Snape auf und starrte Hermine an. »Fünf Punkte Abzug für Gryffindor.«
»Aber ich habe doch gar nichts gemacht«, stöhnte Pansy, die langsam wieder zu sich kam. Snape fuhr herum, stierte sie an und schien erst jetzt zu begreifen, wen er in seiner Erregung tatsächlich um die Punkte gebracht hatte.
Hermine biss sich in die Innenseite ihrer Wange, um sich ein Grinsen zu verkneifen. Snape bedachte sie mit einem vernichtenden Blick und schnauzte Ron an, er solle Miss Granger endlich auf die Krankenstation bringen. Der Unterricht sei für heute beendet. Vorsichtig schlang der Gryffindor seinen Arm um Pansy und geleitete sie hinaus. Harrys Gesicht war weiß vor Wut. Hermine ahnte, was in ihm vorging. Snapes Ungerechtigkeit, die eigentlich ja keine war, brachte ihn auf die Palme. Zudem war es einer Slytherin gelungen, seine beste Freundin zu verletzen.
»Pans, du bist echt klasse«, flüsterte Draco in ihr Ohr und drückte sie sanft an sich.
»Ich fürchte, ich habe dich gerade um deinen Kampfpartner gebracht«, wisperte Hermine zurück und ignorierte die Hitze, die von seinem Körper ausging.
»Mr. Malfoy«, bellte Snape. »Nehmen Sie Ihre Hände von Miss Parkinson. Sie ist kein Umgang für Sie.«
Hermine spürte, wie Draco sich aufrichtete. »Das müssen Sie schon mir überlassen, Professor«, erwiderte er steif.
»Achten Sie auf meine Worte, oder Sie werden es eines Tages bitter bereuen.«
Draco ließ ein trockenes Lachen hören. »Glauben Sie, Miss Parkinson würde mich verhexen?«
»Gut möglich. Sie haben gerade gesehen, was sie mit Miss Granger angestellt hat und ich rate Ihnen, Draco, ein wenig vorsichtiger mit ihr umzugehen.«
Draco zog es vor, darauf nicht zu antworten.
Völlig erschöpft schleppte sich Hermine nach ihrer letzten zusätzlichen Unterrichtsstunde in den Gemeinschaftsraum der Slytherins. Alle Sitzgelegenheiten waren belegt. Draco erzählte gerade allen interessierten Hausgenossen von dem Duell am Vormittag. Als er Hermine sah, sprang er sofort auf und bot ihr seinen Sessel an. Schnaufend ließ sie sich hineinfallen und sah den Blonden dankbar an.
Draco ließ sich auf der Armlehne nieder und fuhr mit seiner Schilderung fort. Hermine war das peinlich, doch wahrscheinlich hatten die Slytherins nicht oft Erfolge über Gryffindors zu feiern. Und streng genommen in diesem Falle auch nicht. Wie Hermine alle so zusammengerückt sitzen sah, hatte sie plötzlich einen Einfall. Es war eine gute Gelegenheit mit einem Vorurteil aufzuräumen.
»Hast du Grangers Blut gesehen? Es war ganz rot«, begann sie und versuchte überrascht zu klingen.
Draco blickte erstaunt auf sie hinunter. »Na, welche Farbe sollte es denn sonst haben?«
Hermine war verwirrt. »Braun?«, fragte sie zaghaft.
Draco legte den Kopf in den Nacken und stieß ein kurzes Lachen aus. »Das ist wieder typisch Pansy. Nein, nein, das Blut von Muggelgeborenen ist genauso rot wie unseres.«
»Wirklich?«, fragten zwei Erstklässler überrascht.
»Hautfarbe oder Abstammung spielen keine Rolle. Stimmt es, Blaise?«
Der Dunkle grinste. »Ich steche mir aber nicht in den Finger, um es zu beweisen.«
Hermine staunte. Damit hätte sie nicht unbedingt gerechnet.
»Aber was ist mit der Magie?«, wollte ein anderes Mädchen wissen, die Hermine für eine Zweitklässlerin hielt. »Sie stehlen sie doch von uns Reinblütern.«
Draco warf Hermine einen beinahe entschuldigenden Blick zu und schüttelte langsam den Kopf. »Nein, tun sie nicht. Sie werden genauso mit magischen Fähigkeiten geboren, wie wir.«
Jetzt klappte Hermines Unterkiefer doch noch hinunter. Es schien beinahe, als würde Draco nur zu ihr sprechen, als er fortfuhr: »Es stimmt tatsächlich, Pansy. Das Gerücht mit dem Diebstahl wurde in die Welt gesetzt, um den Hass auf Muggelgeborene zu schüren. Angst macht lenkbar und viele Zauberer hatten einen Vorteil von der massiven Verfolgung dieser Menschen.«
»Du meinst also, auch Granger hat sich ihre Magie nicht zusammengeklaut?« Hermine riss die Augen auf.
Draco nickte. »Sie hat zwar eine ganze Menge davon, aber es ist definitiv ihre eigene. Allerdings hat sie in der letzten Zeit stark nachgelassen. Hast du vielleicht einen Weg gefunden, sie anzuzapfen, Pansy?«
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Zaubertrank des Schicksals
FanfictionNach dem Krieg sind etliche Schülerinnen und Schüler nach Hogwarts zurückgekehrt. Professor Snape fordert das Brauen eines perfekten Verwechslungstrankes. Hermine Granger muss mit Pansy Parkinson zusammen arbeiten. Es kommt zum Streit und als sich d...