Der etwas andere Weckruf

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Der etwas andere Weckruf

Das Erwachen am nächsten Morgen wurde für Kaiba äußerst schmerzhaft, im wahrsten Sinne des Wortes, denn Rikki hatte ihm im Schlaf ein blaues Auge geschlagen. Völlig entgeistert über so viel Brutalität am frühen Morgen machte er sich daran Rikki zu wecken. Er bemerkte durch den Schmerz noch nicht mal, dass er nicht mehr mit seiner Schwester in einem Zimmer, sondern bei Rikki im Bett geschlafen hatte. So beugte er sich über sie um sie zu wecken, er wusste jedoch nicht, dass Rikki es gar nicht mochte geweckt zu werden. „Rikki, wach auf, jetzt mach schon.", sagte er und rüttelte sie an den Schultern.

Als er sie dann endlich halbwegs wach hatte, katapultierte sie ihn auch prompt vor Schreck, dass sein Gesicht so nah an ihrem war aus dem Bett. „Was um alles in der Welt, machst du in meinem Bett?! Und noch viel wichtiger, was wolltest du da gerade machen??" Er war noch dabei sich den Hinterkopf und den Rücken abwechselnd zu reiben, da sein Sturz, welcher von der Wand gegenüber dem Bett abgefangen worden war, doch ziemlich wehgetan hatte, als er den Inhalt ihrer Frage, und damit die Situation, in der er sich befand, verstand. Dann jedoch erboste er sich auf Grund ihrer unterschwelligen Unterstellung. „Ich weiß auch nicht wie ich hier gelandet bin. Ich weiß nur, dass ich neben dir aufgewacht bin. Dann wollte ich dich wecken und du hast mich aus dem Bett geschmissen. Und jetzt hast du auch noch die Frechheit mir zu unterstellen ich hätte irgendwelche Hintergedanken gehabt. Bei dir würde mir so was doch gar nicht einfallen." Mit dem letzten Satz hatte er bei Rikki eine unsichtbare Linie überschritten. Jetzt wurde sie wirklich sauer: „Was fällt dir ein, erst lügst du und dann sagst du auch noch, dass ich dir nicht hübsch genug bin! Raus, verschwinde." „Ich lüge nicht und ich sage nicht, dass du nicht hübsch bist, ich sage lediglich, dass du keine richtige Frau und überhaupt nicht weiblich bist. Du könntest mein Interesse noch nicht einmal wecken, wenn du dich anstrengen würdest. Du Mannsweib!", so langsam wurde es Kaiba auch zu viel und so schaukelte sich etwas, was eigentlich harmlos angefangen hatte zu einem riesigen Streit hoch.Er hatte bei Rikki wohl einen Nerv getroffen, denn sie fing an vor Wut zu beben. „Was fällt dir ein du egoistischer, arroganter, verwöhnter, stinkreicher, eiskalter Mistkerl!", dann, als er sich auf sie zu bewegen wollte, schmiss sie, für ihn völlig unerwartet den Wecker nach ihm. Er konnte diesem so grad noch ausweichen und so landete er nicht in Kaibas Gesicht, sondern blieb in der Wand stecken. Als Rikki sah, wie der Wecker, nicht wie sie angenommen hatte, an der Wand zerschellte, sondern in der Wand stecken blieb, gaben ihre Knie nach und sie sank, schockiert über ihre Kraft, auf den Boden. Auch Kaiba sah schockiert zu dem Wecker und dankte allen möglichen Göttern, dass er diesem Geschoss noch hatte ausweichen können.

Als er dann sah wie Rikki, vollkommen verstört, auf dem Boden saß, fühlte er etwas, was er noch nie zuvor empfunden hatte und was er nicht einordnen konnte. Irgendwie zog sich sein Herz beim Anblick des Häufchen Elends, welches dort am Boden saß und in nichts mehr der sonst so starken Frau ähnelte, welche sie sonst war, zusammen. Er ging gerade in die Hocke um nach ihr zu sehen, als er einen schmerzenslaut hörte, gefolgt von einem weiblichen Aufschrei, welchen er zweifelsfrei als Evas identifizierte, und einem dumpfen Plumpsen. Sein Instinkt riet ihm dazu nach nebenan zu gehen um zu sehen, was dort los war. Und was dieser verdammte Mistkerl mit seiner Schwester anstellte, allerdings war Rikki immer noch in ihrer Schockstarre gefangen und sein Herz befahl ihm bei ihr zu bleiben, da er mit Schuld an ihrer Verfassung trug, das würde er jedoch nie zugeben. „Alles in Ordnung Rikki. Was hast du?" „Ich hätte dich töten können, Seto. Wenn der Wecker dich getroffen hätte, hättest du ernsthaft verletzt werden können.", murmelte sie. Es tat ihm weh seinen Namen in diesem Ton ausgesprochen zu hören und wollte gerade etwas erwidern, als sie ihm das Wort abschnitt. „Jetzt geh schon zu Eva, ich weiß, dass du nachsehen willst was los ist. Ich hab mich schon wieder unter Kontrolle. Jetzt geh schon." Durch ihre Worte ermuntert stand er auf und ging zur Tür. In der Tür drehte er sich noch mal um, da sie jedoch wieder aufstand und ihn anlächelte, verließ er das Zimmer und machte sich auf den Weg zu Yamis Zimmer. Neugierig, wie sie nun mal war, huschte Rikki hinterher.

Kaiba hatte in der Zwischenzeit die Zimmertür geöffnet und kaum hatte er einen Schritt hinein getan, blieb er auch schon wie vom Donner gerührt stehen. Rikki, die sich dicht hinter ihm gehalten hatte, lief auch prompt in ihn rein. Da er jedoch nicht die Reaktion zeigt, welche sie erwartet hatte, nämlich sie anzuschnauzen, sondern einfach gar nicht reagierte und immer noch wie ein Eisblock im Zimmer stand und auch sonst Totenstille herrschte, versuchte sie an ihm vorbei zusehen. Als sie sich an ihm vorbeidrücken wollte, da sie ihm wegen seiner Größe nicht über die Schulter schauen konnte, schaute sie ihm zufällig ins Gesicht und erschrak. Er hatte die Augen weit aufgerissen und schluckte schwer, dabei wechselte seine Gesichtsfarbe immer wieder zwischen rot und weiß. Seine Hände versteiften sich immer wieder, so als wenn er in Gedanken jemanden erwürgen würde, was er bei seinem Gesichtsausdruck auch garantiert gerade mit Vergnügen tat. Nachdem Rikki sich von ihrem Schock erholt hatte, suchte sie mit dem Blick nach dem was Kaiba so zu fesseln schien. Da das Zimmer noch im Halbdunkeln lag brauchten ihre Augen etwas bis sie sich an das Zwielicht gewohnt hatten. Als sie dann sah was Kaiba sah, war sie auch sie schockiert. Allerdings wandelte sich der Schock bei ihr in Überraschung und wurde dann schnell zu Freude, sie stieß einen schrillen Schrei aus und ein breites Grinsen zog sich über ihr Gesicht, welches sich noch verbreiterte, als sie feststellte wie unterschiedlich sie beide auf die Szene, die sich ihnen bot, reagierten.

Durch ihren Schrei angelockt betraten jetzt auch Yugi und Mokuba das Zimmer. Als Yugi an Kaiba und Rikki vorbeisah, da er ihr gemeinsames Schweigen verdächtig fand und außerdem wissen wollte was der Menschenauflauf im Zimmer seines Bruders sollte, schickte er Mokuba mit den Worten „Das ist nichts für Kinder." aus dem Zimmer und schlug die Tür zu, was alle anwesenden zusammen zucken ließ und Bewegung in die Szene brachte. Kaiba kam endlich wieder zu sich und wollte sich sofort daran machen seine Fantasie in die Wirklichkeit umzusetzen, Rikki, welche dies mitbekam, wollte ihn stoppen, jedoch hatte er aufgrund seiner Wut eine solche Kraft entwickelt, dass sie ihn nicht aufhalten konnte und auf die Hilfe von Yugi konnte sie nicht zählen, da er immer noch fassungslos zu den beiden Personen sah, welche sich gut sichtbar, angestrahlt durch einen Sonnenstrahl, welcher durch das noch geschlossene Rollo über Yamis Bett ins Zimmer fiel, mitten im Zimmer befanden und das Ganze ausgelöst hatten: Evangeline und Yami.

Schatten der Vergangenheit: Anubis RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt