Die Albträume beginnen

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Zehn Minuten nachdem Eva und Yami am Nachmittag das Haus für ihr Picknick verlassen hatten, machte sich auch Rikki auf den Weg. Am Parkeingang traf sie dann auf Kaiba, der zufälligerweise auch die Idee hatte um diese Uhrzeit in den Park zu gehen. „Was machst du denn hier?", fragte Rikki. „Dasselbe könnte ich dich fragen.", antwortete Kaiba kalt. „Na was wohl. Ich mache mir einen schönen Nachmittag im Park. Und versuche dabei unauffällig ein Auge auf meinen Bruder und meine beste Freundin zu haben. Was soll ich denn sonst an einem so schönen Tag in einem Park machen? Du willst den Tag nicht zufälligerweise mit mir verbringen?", zwinkerte Rikki. „Wenn du so fragst, wieso nicht.", stimmte Kaiba zu, versteifte sich jedoch kurz, als sie sich bei ihm einhakte. „Wir wollen doch nicht auffallen oder?", flüsterte sie auf seine Reaktion hin und er sah ein, dass dies notwendig war und entspannte sich. Tatsächlich stellte er für sich fest, dass es sich gar nicht schlecht anfühlte Rikki am Arm zu haben. Er verspürte sogar ein leichtes flattern im Bauch, was er jedoch sofort wieder unterdrückte. So folgten sie Yami und Eva mehrere Minuten durch den Park, bevor sie sie aus den Augen verloren. „Wo sind sie hin. Hast du gesehen wo sie hingegangen sind?", fragte Rikki. Dieser brauchte jedoch ein paar Sekunden um wieder klar denken zu können, da sich Rikki zur Tarnung an ihn geschmiegt hatte und er abgelenkt gewesen war. „Nein, hab ich nicht, das war ja auch deine Aufgabe. Da wir sie ja jetzt verloren haben, kann ich auch wieder in meine Firma gehen.", antwortete er dann auch kälter als beabsichtigt und wollte sich von ihr lösen, sie hielt ihn jedoch am Arm fest und flehte: „Ach komm schon, Kaiba. Der Tag ist doch sowieso schon halb vorbei, dann kannst du den Rest doch genau so gut mit mir verbringen. Das ist auch kein Date, nur ein abhängen unter Freunden." Da er sich trotzdem abwenden wollte hängte sie noch ein „Bitte Seto." dran. Als hätte sie einen Zauberspruch gesprochen drehte er sich wieder um und meinte: „Also gut. Was willst du tun?" „Wie wäre es, wenn wir uns ein Eis holen und uns dann in die Sonne setzen?", Rikki ließ ihm gar keine Zeit zu antworten sondern zerrte ihn am Arm mit sich zum Eisstand. Sie kaufte sich eine Kugel Schoko und eine Kugel Bubblegum und Kaiba drückte sie ein Eiswaffel mit einer Kugel Himmelblau und einer Kugel Kokosnuss in die Hand mit dem Kommentar: „Weiß und Blau sind doch deine Lieblingsfarben oder? Die Farben von deinem weißen Drachen." Sie zog den überrumpelten Kaiba hinter sich her auf eine Wiese in der Nähe von einem Brunnen. Sie setzten sich hin, aßen ihr Eis und Rikki begann damit Kaiba voll zuquatschen. Nach einer gewissen Zeit, fiel dieser in den Monolog ein und sie unterhielten sich den Rest des Nachmittags angeregt über die neuste Technologie und wie er sie am besten einsetzen konnte um seine Duell-Disk weiterzuentwickeln.
Am späten Nachmittag entschieden die beiden sich dann zu den Mutos zurückzukehren und dort auf Eva und Yami zu warten. Sie hatten den Weg gerade mal zur Hälfte geschafft, als sich ihnen eine vermummte Gestalt in den Weg stellte. „Du. Ich. Duell. Jetzt.", forderte sie Kaiba heraus. „Und wieso sollte ich?", gab der eisig zurück. „Weil sonst dein Bruder und dieses Mädchen dran glauben werden.", gab die Gestalt zurück und zeigte auf weitere Vermummte, von denen sich zwei Rikki geschnappt hatten und ihr eine Waffe an den Kopf hielten und weitere zwei mit Mokuba in ihrer Mitte an Rikkis Seite aufgetaucht waren. Zähneknirschend gab Kaiba nach und stellte sich dem Duell. Auch er hatte das Handicap, dass er mit der Hälfte der Lebenspunkte anfing, was er jedoch mit einem Achselzucken abtat. Als der Vermummte das Schattenreich heraufbeschwor konnte er sich ein Lächeln jedoch nicht verkneifen. „Dein Boss ist ja ganz schön geizig. Ich hatte schon Gegner mit besseren Spezialeffekts und die Lichtshow ist auch billig.", kommentierte er die Nebelschwaden. Während dem Duell warf er immer wieder besorgte Blicke zu Rikki und Mokuba. Rikki, die dies bemerkte sagte ruhig: „Überlass die hier mir. Kümmere du dich um das Duell. Keine Sorge, erledige du nur deinen Part, ich werde meinen übernehmen. Wenn du das Duell beendet hast, sind wir diese Gorillas auch los." Eben genannten Gorillas rang das nur ein trockenes Lachen ab, während sich Kaiba, deutlich beruhigter, wieder dem Duell zuwandte. Denn er wusste durch Eva, dass Rikki Selbstverteidigung beherrschte und aus eigener Erfahrung, dass sie auch eine enorme Kraft besaß. Das bekamen die zwei, die sie festhielten auch gleich zu spüren. Da die beiden bei Mokuba keine Waffen trugen, kümmerte sie sich erst mal um den der ihr die Waffe an den Kopf hielt. Sie stieß ihm ihren Ellebogen in den Magen, machte dann eine Drehung um von der Waffe weg zu kommen und rammte ihm ihr Knie in den Schritt, so dass er zu Boden ging. Den anderen knockte sie mit der Waffe vom ersten aus, welche sie ihm über den Kopf zog. Dann wollte sie sich den beiden übrigen bei Mokuba zuwenden, bemerkte dann jedoch, dass diese längst die Flucht ergriffen hatten. Zeitgleich hatte auch Kaiba sein Duell beendet und drehte sich zu den Beiden um. Er hatte sich noch nicht komplett umgedreht, als er auch schon Rikki um den Hals hängen hatte und da er nicht darauf gefasst war, landete er auch prompt auf dem Boden, mit Rikki auf sich drauf. „Du hast das Duell gewonnen und uns alle gerettet.", quietschte sie und drückte ihn. „Lass mich los, du liegst auf meiner Duell-Disk und mein Deck hat sich deinetwegen über den Boden zerstreut. Außerdem ist mein Mantel jetzt schmutzig.", beschwerte er sich, obwohl er sich innerlich darüber freute, sie so nah an sich zu spüren. Mokuba, der die Beiden eigentlich nicht stören wollte, sammelte erst mal Kaibas Deck wieder auf, bevor er sich dann doch zu ihnen gesellte, da er nichts mehr zu tun hatte und nicht wie bestellt und nicht abgeholt in der Gegend herumstehen wollte. „Steh doch endlich auf Rikki. Ich spüre meinen Arm nicht mehr. Außerdem will ich noch mit Roland telefonieren und ihn fragen, wie es sein kann, dass Mokuba schon wieder entführt wurde.", drängte Kaiba Rikki dazu aufzustehen. Sie nickte, drückte ihm noch einen Kuss auf die Wange, was ihm einen leichten Rotton auf die Wangen zauberte, stand auf und hielt ihm die Hand hin um ihm aufzuhelfen. Er ergriff diese dann auch und zückte kaum, dass er stand sein Handy.
Kurz später stand Roland auch schon vor ihnen und sammelte Mokuba, nachdem dieser Kaiba sein Deck wiedergegeben hatte, kleinlaut wieder ein. „Sieh zu, dass das nicht noch einmal vorkommt, sonst bist du deinen Job los. Haben wir uns verstanden Roland." „Ja, Sir.", Roland zog Mokuba mit sich in die Limousine und sie verschwanden aus der Sicht der Zurückbleibenden. „Wir sollten dann auch mal gehen.", meinte Rikki und setzte sich in Bewegung. Kaiba schloss zu ihr auf, legte einen Arm um ihre Schultern und zog sie an sich. Jetzt war es an ihr leicht zu erröten, sie schaute zu ihm auf, er sah jedoch stur gerade aus und zog sie mit sich. So setzte sie sich wieder in Bewegung, sie war vor Schreck stehen geblieben, als sie seinen Arm um sich spürte, und legte ihrerseits einen Arm um seine Hüfte.
Bei den Mutos angekommen, wurden sie schon von einem aufgeregten Yugi erwartet, der mit dem Telefon in der Hand schon vor der Tür auf sie wartete. Als er sie so sah, öffnete er den Mund und wollte etwas sagen, als Kaiba ihm zuvor kam: „Wag es nicht.", damit verschwand er im Haus und Yugi sah im einfach verdattert nach. „Ist er nicht süß. Und so schüchtern.", schwärmte Rikki bevor sie sich Yugi zuwandte: „Wieso stehst du eigentlich so aufgeregt mit dem Telefon in der Hand vor der Tür?" „Ach ja. Serenity hat gerade angerufen, Joey ist nicht bei ihr und Duke angekommen. Sie meinte sie würde noch Mai anrufen und fragen ob er nicht zufälligerweise bei ihr ist, oder sich bei ihr gemeldet hat und sie wollte dann zurückrufen. Eigentlich wollte ich euch sofort holen, allerdings konnte ich auch nicht vom Telefon weg und habe deshalb vor der Tür gewartet." „Du weißt schon, dass du ein Handy besitzt oder Brüderchen?", erinnerte Rikki ihn. „Jetzt wo du es sagst, das hatte ich vor lauter Panik komplett vergessen. Wo sind denn Eva und Yami? Ich dachte du wolltest ihnen folgen?", wollte Yugi wissen. „Na ja... Wir haben sie schon heute Mittag verloren.", Rikki zuckte mit den Schultern. „Und wieso seid ihr denn so spät dran?", hakte er nach. „Wir waren Eis essen und haben uns unterhalten. Als wir dann zurück wollten wurden wir von so einem Vermummten überfallen." „Was? Das musst du mir erzählen.", forderte Yugi, als das Telefon klingelte: „Hallo? Serenity? Mai hat nichts von Joey gehört? Ja, mach dir keine Sorgen. Wir finden ihn schon. Ja... Sobald Yami und Eva wieder da sind. Ja wir melden uns. Bis bald.", dann legte er auf. „Also nicht. Dann warten wir erst mal auf die anderen Beiden, bevor wir etwas planen. Komm wir setzen uns ins Wohnzimmer und ich erzähle dir dann von dem Vermummten." Die beiden verschwanden ins Haus und diskutierten über Kaibas Duell.
Nachdem Eva und Yami dann auch wieder zu Hause waren wurde das Thema noch kurz besprochen und sie einigten sich darauf, dass es so spät keinen Sinn machte noch etwas zu unternehmen. Daher ging Eva, welche durch Yamis Duell noch etwas zerrupft aussah, duschen und legte sich, genau wie alle anderen kurz darauf zu Yami ins Bett.
Als Eva sich sicher war, dass Yami schlief, sie hörte, dass sein Atem ruhiger geworden war, konnte sie ihre Gefühle nicht mehr zurückhalten und ließ ihre bis hierhin mühsam aufrecht erhaltene Fassade zusammenbrechen. Da dieser jedoch trotz ihrer Annahme noch wach war, da er über das Duell und Joeys Verschwinden nachdachte, bemerkte er, dass Eva zitterte und drehte sich zu ihr um. „Hey, ist dir kalt? Willst du noch eine De...", weiter kam er nicht, denn er sah, dass Eva Tränen die Wangen runter liefen. „Sie mich nicht an.", schniefte sie und wollte sich wegdrehen, wurde jedoch von Yami davon abgehalten. „Geht es immer noch um deine Kleider und deine Haare? Ich sagte doch es tut mir Leid.", setzte er an, als ihm dämmerte, wieso Eva so aufgelöst war. „Es geht nicht um dein Aussehen. Es ging nie um dein Aussehen. Hab ich recht?", fragte er und wollte ihr in die Augen sehen, sie drehte jedoch den Kopf weg. Er legte ihr die Hand unter das Kinn und zwang sie so ihn anzusehen: „Warum hast du mir nicht den wahren Grund für dein Verhalten gesagt? Vertraust du mir nicht?" Das klang so traurig, dass es Eva wieder Tränen in die Augen trieb, sie hatte es kurz geschafft sich wieder zu fangen. Als Antwort schüttelte sie nur den Kopf und hauchte mit zitternder Stimme: „Ein Kaiba zeigt niemals seine Gefühle, denn Gefühle bedeuten Schwäche und das können wir uns nicht leisten. Denn wer Schwäche zeigt wird zerstört." „Das stimmt doch gar nicht. Gefühle sind doch keine Schwäche. Wer hat dir denn den Schwachsinn erzählt.", fuhr Yami so laut auf, dass Eva erschreckt zusammenzuckte. Begleitend zu seinem Ausbruch hatte er sich aufgesetzt und zog sie jetzt zu sich hoch. „Tut mir Leid, ich wollte nicht laut werden. Aber mal ehrlich, von wem hast du den Schrott." „Gozaburo und Seto haben es oft genug wiederholt. Und ich musste auf die harte Weise lernen, dass es stimmt.", murmelte sie und kuschelte sich an ihn. Er strich ihr beruhigend übers Haar, bis sie aufhörte zu schluchzen und auch das Zittern aufhörte. Nachdem sie sich wieder zum schlafen hingelegt hatten, flüsterte Eva: „Kannst du mir einen Gefallen tun?" Er nickte. „Kannst du mich festhalten? Ich habe Angst.", gestand sie. „Natürlich. Das ist doch verständlich, schließlich war es das erste Mal, dass du mit dem Schattenreich in Berührung gekommen bist. Außerdem bist du die Einzige die das gesamte Ausmaß der Gefahr, die von Anubis ausgeht, einschätzen kann, da du die Einzige bist, die die ganze Geschichte kennt.", er legte die Arme um sie und zog sie an sich.Sie kuschelte sich in seine Arme und genoss zum ersten Mal seit Jahren, das Gefühl der Geborgenheit und der Wärme, welche er ausstrahlte.
In der Nacht besuchte Seth Eva in ihren Träumen.
„Du schon wieder was willst du? Reicht es nicht, dass du uns über eine Woche mit Handschellen aneinandergefesselt hast? Musst du mich jetzt auch noch in meinen Träumen heimsuchen?", fauchte Eva ihn an, sobald er sich materialisiert hatte. „Hey, hey. Kommt erst mal runter, Majestät. Ich werde die Handschellen heute Nacht sowieso entfernen. Es ist zu gefährlich euch weiter aneinander gekettet zu lassen.", begann er seine Rede und als sie dazwischen fahren wollte, sprach er einfach weiter: „Hör auf zu meckern und hör zu. Wir haben nicht viel Zeit, das Böse ist nah und du musst noch viel lernen. Also ich fange einfach mal von vorne an, wir setzen uns am besten, das könnte jetzt dauern." Da sein Tonfall so ernst war unterließ Eva das Meckern auch sofort und setzte sich auf eine Couch, die so eben aus dem Nichts erschienen war. „Na da bin ich ja mal gespannt. Dann leg mal los, ich höre und ich verspreche ich werde dich nicht unterbrechen." Nachdem sie ihm das versichert hatte, begann er seine Erzählungen: „Ich fange einfach mal vorne an. Wie du vermutlich schon festgestellt hast, gehört dieses Armband, welches du da trägst zu den Milleniumsgegenständen. Wieso der Pharao es nicht brauchte um ins Jenseits einzugehen weiß ich nicht. Uns ist leider nicht sehr viel über dein vergangenes Leben bekannt..." Trotz ihres Versprechens ihn nicht zu unterbrechen konnte Evangeline nicht anders als dazwischen zu reden: „Mein früheres Leben? Was meinst du damit?" „Du hast schon einmal gelebt, damals im alten Ägypten, zur gleichen Zeit zu der auch der Pharao gelebt hat. Du warst damals eine nubische Prinzessin, mehr kann ich dir leider nicht sagen. Rikki hat damals übrigens auch schon gelebt. Sie war deine Leibwächterin und sie war auch damals schon deine beste Freundin.", er blickte zu Eva um ihr die Zeit zu lassen etwas zu sagen, die hatte sich jedoch wieder an ihr Versprechen erinnert, sich ruhig zu verhalten außerdem hatte sie wieder zur kaibaischen Selbstbeherrschung zurückgefunden und sah ihn nur abwartend, wenn auch skeptisch, an. Also fuhr er fort: „Du hast damals durch strenges Training und das Armband mehrere Fähigkeiten entwickelt. Eine davon hast du auch in diesem Leben, wenn auch unbewusst, schon benutzt als du im Schlaf in die Erinnerung des Pharao eingetaucht bist. Du musst jetzt lernen deine Kräfte bewusst einzusetzen und du musst es schnell lernen, denn es könnte sein, dass das Überleben des Pharao davon abhängt. Natürlich müssen wir deine Kräfte erst stärken und deshalb werden wir ab jetzt jede Nacht trainieren." Eva nickte nur, da alles etwas viel auf einmal war, sie das Ganze noch nicht verarbeitet hatte und auch nicht wusste ob sie es glauben sollte. „Also gut, da du jetzt alles Wichtige weißt, fangen wir doch einfach gleich mal an." Eva wandte sich Seth zu, als sie anfing zu verschwimmen. „Hey hier geblieben, wir müssen trainieren.", meckerte Seth. „Sag das deinem Pharao. Er ist gerade dabei mir die Luft abzuschnüren.", mit diesem Satz war Eva verschwunden.
So wie Eva fing auch Yami, gleich nachdem er eingeschlafen war an zu träumen.
Sein Traum war allerdings alles andere als angenehm. Er befand sich in einem völlig schwarzen Raum, welcher auch eine schwarze Decke und einen schwarzen Boden hatte. Der ganze Raum war von schwarzen Nebelschwaden erfüllt und Yami erkannte, dass es sich um das Schattenreich handeln musste. Somit musste es sich bei den wirbelnden Nebelschwaden um Schatten handeln, die auf ihr nächstes Opfer lauerten und er hatte das Gefühl, als ob sie darauf nicht mehr lange warten mussten. Er verspürte ein drängendes Gefühl so als ob bald etwas Schlimmes passieren würde, konnte es jedoch nicht einordnen. Gerade als er dem Gefühl auf den Grund gehen wollte, hörte er einen Schrei aus den Schatten, den er nur zu gut kannte. „Yuuugii!!", rief er und rannte in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Er musste sich den Weg zu Yugi freikämpfen, denn die Schatten versuchten immer wieder ihn zu fangen und in die Dunkelheit zu ziehen. Nach einer Ewigkeit, es kam ihm jedenfalls so vor, erreichte er endlich eine lichtere Stelle und erblickte Yugi, dieser hing in etwa einem halben Meter Höhe an Schattenfesseln, welche ihn Stück für Stück aufzufressen schienen, in der Luft. Sein Kopf war auf seine Brust gefallen und er sah aus, als hätte er vor Schmerzen schon das Bewusstsein verloren. Entsetzt starrte Yami zu ihm hinauf, bevor er die Situation realisiert hatte und sich daran machte Yugi zu befreien. Als er die Schatten endlich gelöst hatte, stürzte ihm Yugi auch schon entgegen und er konnte ihn gerade noch auffangen. Yugi war inzwischen wieder zu sich gekommen und schaute Yami vorwurfsvoll an. Dann fing er an zu leuchten und wurde immer durchscheinender. Yami fühlte wie Panik in ihm aufstieg, denn er spürte, wie Yugi sich unter seinen Händen auflöste. Er wollte ihn fester greifen, bemerkte dann aber, dass seine Hände durch den Körper des Kleineren durchgriffen. Mit letzter Kraft flüsterte Yugi: „Das ist alles deine Schuld.", dann zerbarst sein Körper in tausende von kleinen Lichtern und alles was von ihm übrig blieb war das Echo seiner letzten Worte: „deine Schuld." Bevor Yami auf irgendeine Weise reagieren konnte, verlor er den Boden unter den Füßen und stürzte in die Dunkelheit. Um ihn herum manifestierten sich der Reihe nach mehrere Gesichter, die sich um ihn drehten und immer wieder denselben Satz wiederholten: „Es war deine Schuld." Er konnte die Gesichter von Yugi, Kaiba und Pegasus ausmachen, bevor er aufschreckte.
Evangeline wurde durch Luftmangel geweckt. Yami hatte sie so fest umklammert, dass sie nicht mehr atmen konnte. Gerade wollte sie ihn ziemlich unsanft wecken, als sie bemerkte, dass die Umklammerung nachließ und sie wieder atmen konnte. Als sie spürte, dass Yami aus dem Bett steigen wollte setzte sie sich auf und fragte leise: „Erst erdrückst du mich fast und dann willst du dich ohne Entschuldigung davon schleichen, ist das dein Ernst?" Er zuckte zusammen, da er nicht damit gerechnet hatte, dass sie wach war, drehte sich zu ihr um und flüsterte: „Es tut mir Leid, dass ich dich geweckt habe. Ich gehe nur kurz zu Yugi, bin gleich wieder da." Er verschwand durch die Tür. Eva, welche etwas in seinen Augen gesehen hatte was sie beunruhigte und sie sich durch sein Benehmen zusammenreimen konnte, dass er wohl einen Alptraum hatte, beschloss darauf zu warten, dass Yami zurückkommen würde, falls er mit ihr darüber reden wollen würde. Als der ehemalige Pharao jedoch nach zwanzig Minuten immer noch nicht wieder da war, war die Schwarzhaarige vor lauter Erschöpfung wieder eingeschlafen.
Yami hatte unterdessen Yugis Zimmer betreten, war an sein Bett getreten und hatte an seiner Schulter gerüttelt. „Was willsn du um die Uhrzeit in meinem Zimmer?", gähnte Yugi, der alles andere als glücklich war um drei Uhr nachts geweckt zu werden. Dann warf er jedoch einen Blick auf den immer noch aufgelösten Yami, rutschte zur Seite und schlug die Decke zurück. „Albtraum oder?", fragte er und Yami nickte nur. „Schon gut du kannst bei mir schlafen, aber meinen Marshmallon bekommst du nicht." Damit drehte er sich zur Seite, krallte sich sein Plüsch-Monster und war auch schon wieder eingeschlafen. Yami legte sich an Yugis Seite, deckte sich und diesen zu, klammerte sich an seinen kleinen Bruder, aus Angst, dass dieser sich doch noch auflöste und war auch ziemlich schnell wieder eingeschlafen.

Schatten der Vergangenheit: Anubis RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt