Der letzte Albtraum

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Eva fühlte etwas Weiches unter ihrem Kopf und spürte wie eine Hand durch ihre Haare strich, als sie langsam aus ihrer Ohnmacht erwachte. Sie konnte jedoch immer noch nicht reagieren, da sie sich noch in einem Dämmerzustand befand und sie alles nur weit entfernt wahrnahm. Dann jedoch meldete sich die Schwäche aus den vergangenen Nächten ohne Schlaf zurück und sie dämmerte wieder weg. Yamis Stimme holte sie aus ihrem leichten Schlaf: ... Es ist alles meine Schuld." Sie spürte wie sie hochgezogen wurde, sie jemand an sich drückte und fühlte ein Gewicht in ihren Haaren. Obwohl ihr alles wehtat fühlte sie sich in den Armen die um sie geschlungen waren wohl und geborgen. Da sie ihre Augen immer noch geschlossen hatte konnte sie nicht sehen wer sie da im Arm hielt, aber das war auch gar nicht nötig, sie erkannte am Geruch, dass es Yami war, schließlich hatte sie eine Woche mit ihm in einem Bett geschlafen. Außerdem, und das gab sie nicht einmal sich selbst gegenüber zu, liebte sie diesen Geruch, welcher sie gleichzeitig an eine sternenklare Nacht, wie auch an einen warmen Sommertag erinnerte. Langsam öffnete sie die Augen, zuerst sah sie noch leicht verschwommen, was sich jedoch schnell besserte und sie erkannte, dass es in der Tat Yami war, welcher sie im Arm hielt. „Yami, du drückst mir die Luft ab.", stöhnte sie leise, was ihn dazu brachte die Augen aufzureißen. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen, brachte jedoch nichts heraus, schloss ihn also wieder und schaute sie einfach an. Er konnte die Erleichterung fast körperlich spüren, die ihn erfasste, als er feststellte, dass es ihr gut ging und lockerte seine Umklammerung. Eva konnte die Erleichterung in seinen Augen sehen und lächelte ihn sanft an: „Es war nicht deine Schuld, dass ich gestürzt bin. Ich habe nicht aufgepasst, es tut mir Leid, dass ich dich so erschreckt habe." Yami wollte etwas erwidern, wurde aber von Rikki und Mokuba unterbrochen, welche jetzt mitbekommen haben, dass Eva wieder wach war. „Eva, du lebst.", schrie Rikki erleichtert und wollte sich auf ihre Freundin stürzen, wurde jedoch von Kaiba am Handgelenk festgehalten. „Offensichtlich meine liebe Rikki.", antwortete Eva trocken, was Yugi und Mokuba ein erleichtertes Lachen entlockte. Letzterer hatte sich neben Eva hingekniet, umarmte sie jetzt sanft und legte seinen Kopf auf ihre Schulter. Sie strich ihm über die Haare und war froh darüber, dass Yami sie jetzt stützte, sie fühlte sich nämlich noch etwas schwach und hätte vermutlich noch nicht aufrecht sitzen können, vor allem da sich jetzt auch der Schmerz vom Sturz meldete. „Schon gut Mokuba. Es geht mir gut, es ist nichts passiert.", den zweiten Satz sagte sie laut, so dass auch die andern sie hören konnten.
„Jetzt ist aber mal Schluss mit dieser Umarmungsarie, ich bringe Eva jetzt ins Bett. Mokuba ruf den Arzt und dann gehst du wieder schlafen, du musst morgen zur Schule." Mokuba rannte sofort in sein Zimmer um mit seinem Handy zu telefonieren. Kaiba hob Eva auf seine Arme und trug sie in ihr Zimmer, dicht gefolgt von Rikki, Yami und Yugi. Nachdem er Evangeline auf dem Bett abgelegt hatte, kümmerte er sich um seine ungewollten Besucher: „Ihr könnt jetzt gehen. Der Arzt wird sich um Eva kümmern, wir brauchen euch nicht mehr. Schließlich ist sie nur wegen euch die Treppe runter gestürzt.", fauchte er sie an. „Vergiss es, ich bleibe bis ich weiß ob ihr wirklich nichts passiert ist. Und meine Brüder ebenfalls.", meckerte Rikki zurück. Kaiba wollte schon zu einer gepfefferten Antwort ansetzen, als Eva dazwischen ging: „Hey Leute, kommt mal wieder runter, es ist ja nichts passiert. Lass sie doch hier bleiben Seto, sie machen sich doch nur Sorgen. Kommt setzt euch zu mir." Yami, Rikki und Yugi kamen dieser Bitte gerne nach und setzten sich zu ihr aufs Bett, während Kaiba nur knurrte: „Wenn's denn sein muss." Kurz darauf klopfte der Arzt an Evas Zimmertür, Roland hatte ihm den Weg gezeigt. Der Arzt schmiss alle vor die Tür um Eva in Ruhe untersuchen zu können.
Nach einer viertel Stunde verließ der Arzt das Zimmer und wandte sich Kaiba zu: „Es ist alles in Ordnung, sie hat großes Glück gehabt und sich lediglich den linken Knöchel verstaucht. Ich schicke ihnen dann die Rechnung, Herr Kaiba. Ich wünsche ihnen noch eine schöne Restnacht.", damit verabschiedete sich der Arzt und die drei Mutos stürmten ins Zimmer. Kaiba schlenderte hinterher um die drei auch gleich wieder vor die Tür zu schmeißen, was sich jedoch als schwierig herausstellte, da keiner der Drei das Zimmer verlassen wollte. „Ihr könnt ruhig gehen, ich habe nur einen verstauchten Knöchel und liege nicht im sterben.", wollte Eva ihrem Bruder zur Seite stehen. Rikki und Yugi sahen dies auch ein und wollten das Zimmer verlassen, Yami jedoch sträubte sich dagegen, auch wenn Eva nichts fehlte, so gab er sich doch die Schuld an diesem Unfall. Und da waren ja auch noch der Albtraum und die Vision. So ließen sich die Kaibas breitschlagen und erlaubten den Dreien hier zu übernachten. Rikki wurde kurzerhand ins Gästezimmer neben Evas Zimmer verfrachtet, während Yugi das Gästezimmer neben Mokubas zur Verfügung gestellt bekam. Yami jedoch weigerte sich immer noch das Zimmer zu verlassen und konnte erst umgestimmt werden als Kaiba die Zimmereinteilung änderte. Ursprünglich wollte er Yami in einem Gästezimmer auf der anderen Seite der Villa unterbringen, so dass dieser möglichst weit von Eva weg war, da er aber nicht wollte, dass Yami, schon allein aus Protest, in Evas Zimmer schlafen würde verfrachtete er seinen Rivalen in das Gästezimmer, welches er eigentlich Rikki zugedacht hatte und Rikki in das Zimmer neben seinem eigenen. So konnte sich keiner mehr beschweren und es kehrte bald Ruhe ein.
Yami erwachte in einem dunklen Raum, er konnte fühlen, dass er auf etwas weichem saß. Da es im Raum jedoch stockdunkel war konnte er nicht sehen worauf und auch nicht, was um ihn herum war. So versuchte er zu ertasten worauf er da saß, konnte das was er fühlte jedoch nicht richtig einordnen. Kurz darauf erhellte ein roter Lichtstrahl einen Punkt an seiner rechten Seite. Er stand auf und bewegte sich wie magisch angezogen auf das Licht zu, auch wenn alles in im Schrie, dass er sich besser umdrehen und so schnell wie möglich davon laufen sollte. Sein Körper wollte ihm jedoch nicht gehorchen und so befand er sich kurze Zeit später am Rand des Lichtkegels und was er da sah ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Er sah sich selbst in der Mitte des Lichts stehen, wie er jemanden außerhalb des Kreises ansah, in seiner Hand sah er etwas glitzern. Die Person, welche bisher im dunkeln gestanden hatte, betrat nun auch den Kegel und Yami erkannte, dass es sich bei dieser Person um Eva handelte. Als sie sah wie er mit einem Lächeln im Gesicht auf sie wartete, schlich sich auch ein Lächeln auf ihre Lippen, sie lief auf ihn zu und fiel ihm glücklich in die Arme. Etwas später löste sie sich wieder aus seiner Umarmung um ihm in die Augen sehen zu können. Er legte ihr eine Hand an die Wange, beugte sich zu ihr herunter und küsste sie. Kurz darauf taumelte Eva zurück und griff sich mit weit aufgerissenen Augen an die Brust. Yami konnte sehen, dass sich in ihren Augen das blanke Entsetzen und Unverständnis spiegelten, konnte jedoch im ersten Moment keinen Grund dafür entdecken. Als er jedoch das bösartige Grinsen auf dem Gesicht seines Traum-Ichs sah, schaute er sich Eva noch einmal genauer an und entdeckte etwas Silbernes zwischen ihren Fingern. Sein Traum-Ich ging grinsend auf sie zu und zog ihr langsam und genüsslich das Messer aus der Brust, was dazu führte, dass Eva zusammenbrach. Dann drehte er sich zu Yami um und schritt mit einem verzerrten Grinsen auf diesen zu. „Siehst du zu was du fähig bist?", mit einer Handbewegung zeigte er auf die nun leblose Eva, um die sich ein See aus Blut gebildet hatte. Schockiert stolperte Yami rückwärts, während sein Traum-Ich, das blutige Messer in der Hand, hämisch lachend unaufhaltsam auf ihn zu schritt. Yami wollte sich umdrehen, wollte..., dazu kam er jedoch nicht mehr, da sein nächster Schritt ins Leere ging und er den Hügel auf dem er sich befand hinunterfiel. Er wachte auf und stellte erleichtert fest, dass er nur geträumt hatte.
Yami bemerkte, dass er auf etwas hartem lag. Er konnte jedoch nichts sehen, da es um ihn herum stockdunkel war, auch war die Luft muffig und schwer zu atmen. Als er sich aufsetzen wollte, stieß er mit dem Kopf an etwas Hartes. Er versuchte mit seinen Händen zu tasten, konnte diese jedoch auch nur etwas heben, bevor er an eine Oberfläche stieß. Das Atmen fiel ihm mit der Zeit immer schwerer, da er immer weniger Luft bekam, und langsam stieg Panik in ihm hoch. Er drückte mit aller Kraft gegen den Deckel, welcher sich über ihm befand, dieser wollte sich jedoch nicht bewegen. Nach einiger Zeit ging ihm die Kraft aus, seine Arme fielen schlaf herunter, er war nahe daran zu ersticken und wollte aufgeben. Dann jedoch sah er Yugis und Rikkis Gesicht vor sich und beschloss, dass er da raus kommen würde egal wie er es anstellen würde. So stemmte er sich mit Händen und Füßen gegen den Deckel, welcher auch tatsächlich nachgab und zur Seite rutschte. Nach Luft schnappend setzte er sich auf und sah sich erst mal um. Er befand sich in einem Raum, welcher komplett aus Stein gebaut war und es war kühl. An den Wänden befanden sich Zeichnungen, in welchen er bei näherer Betrachtung Hieroglyphen und altägyptische Zeichnungen erkannte. Dann wandte er sich der Kiste zu in der er gelegen hatte und erschrak. Das was er für eine Kiste gehalten hatte, stellte sich als Sarkophag heraus. Erschrocken sprang er heraus und lehnte sich an die Wand um tief durchzuatmen. Nachdem er sich wieder etwas beruhigt hatte, kam ihm ein beunruhigender Gedanke. Wenn er in einem Sarkophag gelegen hatte, dann bedeutete das, dass er sich in einer Totenkammer befinden musste, und das wiederum bedeutete, dass er wohl in einer Pyramide war. Er schritt auf die Tür zu um zu sehen ob er recht hatte, während er vor sich hin Grübelte: Offenkundig musste ihn jemand begraben, also für tot befunden haben. Da er aber hier herumlief, konnte er nicht tot gewesen sein, oder war er etwa wieder ein Geist. Bevor er wieder in Panik verfallen konnte, sah er sich noch mal nach dem Sarkophag um. Nein, da lag kein Körper mehr drin, also war er lebendig. Das war schon mal positiv. Allerdings musste er wenigstens vorübergehend den Anschein erweckt haben, als sei er tot gewesen. Er beschloss das Grübeln auf später zu verschieben, als er beinahe von einem Beil erschlagen worden wäre, welches von der Decke auf ihn zuraste und er nur noch in letzter Sekunde beiseite hechten konnte. Mit diesem Sprung war er in einem Flur gelandet welcher von dieser Tür geradeaus führte und dessen Ende er nicht sehen konnte. Vorsichtig ging er den Flur entlang und passte genau auf seine Umgebung auf, nicht dass er noch eine Falle auslösen würde. Eine sehr lange Zeit passierte gar nichts und er wollte schon aufatmen, als die Fackeln, welche in regelmäßigem Abstand an den Wänden brannten, erloschen, so dass der Flur nun in vollkommene Schwärze getaucht war. Da Yami aus einem selbst für ihn unerfindlichen Grund nicht stehen bleiben wollte, lief er weiter geradeaus, wenn auch langsamer als vorhin, da er keine schmerzhafte Bekanntschaft mit der Wand machen wollte. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte er das Gefühl beobachtet zu werden und beschleunigte seine Schritte. Da dieses Gefühl immer drängender wurde, wurde auch er immer schneller, da er jedoch immer noch nichts sehen konnte, stolperte er mehr als er lief. Sein Lauf wurde abrupt gebremst, als er doch nähere Bekanntschaft mit einer Wand machte. „Autsch!", aus irgendeinem Grund flüsterte er. Er fühlte einen Luftzug hinter sich und fuhr herum, konnte jedoch nichts sehen, nur das Gefühl des Beobachtetwerdens verstärkte sich. Er drehte sich um die eigene Achse und wollte sich schon zu dem Schluss kommen, dass er sich alles einbildete, als er glühend rote Augen in der Wand sah. Panisch wich er nach hinten an eine andere Wand als die Augen immer näher kamen. Da erhellte ein rotes Licht den Raum und er erkannte was da auf ihn zukam. Aus den Schatten trat sein eigenes Spiegelbild. Oder eher eine böse Version seiner Selbst. Die Augen dieser Person glühten rot, das Gesicht war eher eine Fratze und er trug ein verzerrtes Lächeln im Gesicht. Panisch schaute Yami in ein Gesicht, das seinem so ähnlich war und dann doch wieder nicht. Der böse Yami zückte einen Dolch und überwand die letzten Schritte, die die beiden noch trennten. Mit einem hämischen Grinsen stieß er Yami den Dolch in die Brust und flüsterte mit verzerrter Stimme: „Siehst du was aus dir geworden ist? Das ist alles deine Schuld." Der böse Yami drehte die Klinge in der Wunde, als er sie wieder herauszog und sich lachend in schwarzem Nebel auflöste. Keuchend fuhr Yami aus dem Schlaf, er fasste sich an die Brust. Dieser Traum war so real gewesen, dass er den Schmerz immer noch spüren konnte und er das Licht anschalten musste um sicherzugehen, dass da nicht wirklich ein Messer in seiner Brust steckte. Erschöpft und erleichtert ließ er sich wieder in die Kissen fallen. Für den Rest der Nacht, konnte er jedoch nicht mehr einschlafen und so gab er sich seinen Grübeleien hin.

Schatten der Vergangenheit: Anubis RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt