Etwas geknickt verließ ich die Aula. Nicht einmal als ich Nathalie sah, besserte sich meine Laune, denn auch sie hatte irgendwie einen schlechten Tag. "Hey, mein Schatz. Tut mir Leid, dass du die Stelle nicht bekommen hast", sagte ich und küsste sie sanft auf die Stirn. Deprimiert vergrub sie ihren Kopf an meiner Schulter und so standen wir erst einmal ein paar Sekunden lang da. Es tat weh, sie so traurig und geradezu verletzt zu sehen. Sie hätte die Stelle so verdient gehabt, sie war wirklich gut im Fotografieren, es war ihre große Leidenschaft. Von heute auf morgen waren ihre Träume einfach so zerplatzt und sie wusste nicht mehr weiter.
Noch vor ein paar Wochen hätte ich genau gewusst, wie ich sie jetzt hätte trösten können, doch in dem Moment fiel mir überhaupt nichts ein. Schweigend schaute ich in ihr erschöpftes Gesicht, strich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr, nahm ihre Hand und folgte unseren Freunden in die Mensa. Natürlich liebte ich sie über alles, es tat mir wahnsinnig Leid für sie, aber ich wusste einfach nicht, was ich machen sollte. Ich konnte mich ja nicht einmal richtig in ihre Lage hineinversetzen.
"Wie war deine Klausur?", fragte sie und sah mich hoffnungsvoll an. "Lass uns besser nicht darüber reden...", murmelte ich und grinste ein wenig. "Nicht dein Ernst!", rief sie empört. "Wincent! Wir haben so viel gelernt vorher!" Ich war froh, dass sie nicht ernsthaft sauer war, sondern einfach anfing zu lachen. Ich legte dem Arm um ihre Schultern, zog sie brüderlich an meine Brust und lachte ebenfalls.
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power over me
FanfictionOhne Vater aufwachsen. Was das heißt wissen zum Glück nur die wenigsten. Wincent Weiss und seine kleine (Halb-)Schwester Shay wissen dafür genau, wovon sie reden. Keiner von beiden hat eine Ahnung, wie es ist zwei Elternteile zu haben. Beide wachsen...