Teil 15

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Zeitsprung

"Hey, wach auf", weckte mich eine flüsternde Stimme aus dem Schlaf. Meine Augen gewöhnten sich schnell an die Helligkeit in der Aula. Fuck.

Ich formte ein stummes danke in Sophies Richtung, die mich soeben davor gerettet hatte mein gesamtes Mathe Abi zu verschlafen. Panisch sah ich auf die Uhr. Scheiße, ich hatte nur noch eine Stunde Zeit und nicht einmal die Hälfte geschafft.

Ich war mal wieder mit meinen Gedanken völlig woanders und das schon seit einigen Wochen. Vor vier Wochen war ich von zuhause ausgezogen. Mittlerweile war ich 18 und durfte deshalb auch ganz offiziell alleine wohnen. Dass meine Schwester bei mir wohnte kostete mich enorm viel Verantwortung, die ich von nun an trug. Dank des Geldes meiner Mutter hatte ich mir sogar eine Zweizimmerwohnung leisten können, sodass Shay ihr eigenes Zimmer hatte.

Seit ich von zuhause ausgezogen war hatte ich meinen Stiefvater nie wieder gesehen, worüber ich mehr als froh war. Dieser Dreckskerl könnte sich sonst wohin verpissen und es würde mich nicht die Bohne interessieren. Doch seitdem hatte ich auch meine Mutter nicht mehr gesehen. Genau genommen seit unserem letzten Gespräch nicht mehr. Shay vermisste sie wie verrückt und das tat mir Leid. Ich wusste noch immer nicht, warum meine Mutter nicht einfach mit uns lebte. Ich machte mir Vorwürfe, obwohl ich nichts für ihre Einstellung konnte. Dennoch dachte ich manchmal, dass ich sie nicht einfach so mit ihm hätte alleine lassen dürfen.

Seit jenen vier Wochen hatte ich keine einzige Nacht richtig und lange geschlafen. Ich bemühte mich es Shay so angenehm wie möglich zu machen. Sie war in der Hinsicht super einfach gestrickt, vermutlich weil sie auch einfach nur froh nicht mehr bei Stefan zu sein. Ich wusste nicht, was heimlich in ihrem Kopf vorging, doch sie machte das echt super. Ich versuchte so gut es ging ein Vater für sie zu sein, doch dafür war auch ich einfach noch zu jung.

Bei all den Turbulenzen der letzten Wochen hatte ich es nicht geschafft vernünftig für meine Prüfungen zu lernen. Tja und jetzt saß ich hier, hatte keine Ahnung wie ich die Aufgaben lösen sollte und verzweifelte regelrecht.

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