Teil 18

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Natürlich merkte ich selber, dass es mir von Tag zu Tag immer schlechter ging. Aber bisher konnte ich das immer ganz gut verdrängen. Ich entschuldigte mich bei allem und jedem damit, dass ich jetzt ja ein Kind zuhause hatte und ging deshalb eigentlich kaum noch raus. Meine Abiturprüfungen hatte ich mittlerweile hinter mir, sodass ich jetzt nur noch auf das Ergebnis warten musste. Ich hatte also nicht einmal etwas zu tun. Mein Alltag bestand daraus einzukaufen, zu putzen, Shay etwas halbwegs vernünftiges zu essen zu machen und mit ihr ihre Hausaufgaben zu machen. Immerhin zuhause sah es also definitiv akzeptabel aus.

"Bro, hast du nicht mal Bock mit raus zu kommen?", fragte mein bester Freund Lukas am Telefon. "Es ist echt schön und Shay ist doch noch in der Schule", fuhr er fort nachdem ich ein paar Sekunden nichts dazu sagte. "Ich kann nicht", sagte ich schließlich. "Hab noch ziemlich viel zu tun." Seufzend legte Lukas auf und versuchte mich gar nicht erst zu überreden. Die meisten meiner Freunde verstanden einfach nicht, dass ich gerade ein ganz anderes Leben lebte, als sie es taten.

Wer sorgte schon 24/7 für ein kleines Kind, wenn man gerade aus der Schule raus war? Die, die es vielleicht noch halbwegs verstanden, meldeten sich dementsprechend gar nicht bei mir.

Auch von Nathalie hörte ich kein einziges Wort mehr. Wenn man sie so auf sämtlichen Social Media Plattformen verfolgte, hatte ich aber auch nicht das Gefühl, dass es ihr schlecht damit ging, nicht mehr mit mir zusammen zu sein. Natürlich wollte ich, dass es ihr gut ging, wollte nur das Beste für sie. Dennoch tat es irgendwie weh, dass ich ihr so vollkommen egal war. Wie konnte eine Freundin so überhaupt nicht merken, dass es ihrem Freund nicht gut ging?

So viele Fragen schwirrten in meinem Kopf herum auf die ich alle keine Antworten wusste.

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