Teil 2

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Meinen richtigen Vater hatte ich nie kennengelernt. Er hatte meine Mutter verlassen, bevor ich überhaupt auf der Welt war und ich konnte nicht einmal sagen, ob er von mir wusste. Wahrscheinlich nicht...

Meine Mutter redete nie über ihn. Es war immer nur dieser Mann auf den Fotos, dessen Namen ich nicht einmal wusste. Aufgewachsen war ich mit meinem Stiefvater. Obwohl der niemals etwas wie ein Vater für mich war oder sein würde.

Meine Mutter hatte ihn kennengelernt, als meine kleine Schwester gerade geboren war. Mit 11 Jahren war ich alt genug, um zu verstehen, dass er jetzt mit meiner Mutter zusammen war. Doch richtig angenommen hatte ich ihn nie.

Zu Anfang hatte er sich noch um ein gutes Verhältnis zu mir bemüht. Er hatte mir immer erzählt, wie sehr er sich doch einen eigenen Sohn wünschte und dass ich ja jetzt fast wie ein Sohn für ihn wäre. Das war seine Aussage, nicht meine. Ich fühlte mich nie mit ihm verwandt - in keinster Weise.

Einige Monate später gab er die Hoffnung auf und zeigte dann sein wahres Ich. Dieser so abscheuliche Mensch überraschte mich manchmal noch heute mit seinen widerlichen Charaktereigenschaften. Und das obwohl mich nach jetzt sechs Jahren gar nichts mehr wundern dürfte.

Ehrlich gesagt hatte ich nie wirklich verstanden, was meine Mutter an ihm fand, doch sie wollte es einfach nicht einsehen. Der einzige Grund, warum ich ihn nicht schon längst angezeigt hatte war, dass er immerhin nur verbale Gewalt benutzte. Ich schwörte, würde er einem von uns jemals etwas nonverbales antun, ich würde meine Schwester links und meine Mutter rechts packen und in der nächsten Sekunde verschwinden.

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