Ja und so sah von nun an unser Leben aus. Shay wohnte bei mir, ich kümmerte mich um sie, sorgte mich um sie als wäre ich nicht nur ihr großer Bruder, sondern eine Art Vaterfigur für sie. Dummerweise wusste keiner von uns beiden so richtig, was einen Vater überhaupt ausmachte.
Vormittags ging ich arbeiten. Wenn ich mittags nach Hause kam, holte ich als allererstes Shay von der Schule ab. Sie wurde immer größer und größer und verdammt, sie war so schlau. Anscheinend waren wir uns doch nicht so ähnlich, wie ich immer geglaubt hatte.
In den vergangenen Monaten hatten mir sämtliche Freunde beigebracht, wie ich bestimmte Sachen kochen konnte, die ich jetzt jeden Mittag für Shay und mich auf den Tisch zauberte. Ja, ich konnte auch nicht glauben, dass das jemals passieren würde.
Es dauerte lange bis Shay sich an diesen neuen Alltag gewöhnt hatte. Wer konnte es ihr verdenken. Sie war ohne Vater aufgewachsen und hatte jetzt auch noch ihre Mutter verloren. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, auch wenn ich rein gar nichts für die Situation konnte. Ab und an kamen Nachbarn oder alte Freunde der Familie vorbei und griffen mir unter die Arme. Alles in allem war ich dennoch stolz darauf, diese durchaus schwierige Situation so gut zu meistern. Ich hatte ehrlich nicht von mir erwartet einmal für ein kleines Mädchen aufkommen zu müssen.
Natürlich lebten wir sehr einfach. Mit dem mageren Gehalt, dass ich in meinem Teilzeit Job verdiente, kamen wir so grade über die Runden. Für mehr als Miete, Essen und Kleidung reichte das Geld leider einfach nicht. Es tat mir in der Seele weh, Shay diese neue Situation erklären zu müssen. Ich konnte nur hoffen, dass sie in der Schule gut mitmachte, damit sie später einen guten Job ausüben konnte. Leider war ich damals nicht so klug gewesen.
Dennoch war ich sehr stolz auf uns beide. Wir hatten nur noch uns beide und wir mussten einfach füreinander da sein. Seit unsere Mutter gestorben war, hatten wir uns noch enger zu einander hingezogen gefühlt als das eh schon der Fall war. Nichts konnte uns mehr trennen. Und auch wenn das Leben einige Steine für uns bereit gehalten hatte, und auch wenn die Situation jetzt nicht immer leicht war, wir würden es schaffen. Eigentlich hatten wir es schon geschafft. Zusammen. Shay und Ich.
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Das war das Ende von power of me. Ich hoffe es hat euch gefallen. Lasst gerne ein bisschen Feedback da 💗💗💗
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power over me
FanfictionOhne Vater aufwachsen. Was das heißt wissen zum Glück nur die wenigsten. Wincent Weiss und seine kleine (Halb-)Schwester Shay wissen dafür genau, wovon sie reden. Keiner von beiden hat eine Ahnung, wie es ist zwei Elternteile zu haben. Beide wachsen...