Teil 10

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Von Wut ergriffen schüttete ich ihm gnadenlos meinen leider nur noch lauwarmen Kaffee über sein Shirt. Ich konnte nicht fassen, dass er mir gerade wirklich eine gescheuert hatte. Natürlich war die Aussage von mir gerade ziemlich respektlos, aber so weit war es also schon? Fassungslos starrte ich meine Mutter an. Sie schaute mich nicht einmal an. Stattdessen sah ich nur die panischen Augen meiner kleinen Schwester. Meine Mutter ließ es echt zu, dass ihr sogenannter Freund mich schlug? Wow...

Mit dem letzten Stolz, der mir noch blieb ging ich in mein Zimmer und machte mich fertig. Ein paar Minuten später rief ich Nathalie an, wie ich es mir vorgenommen hatte. Doch statt darüber zu reden, was gerade passiert war, kümmerte ich mich um ihre Probleme - so wie ich es immer tat. Der Tatsache geschuldet, dass ich ohne Vater aufgewachsen war, hatte ich immer das Gefühl gehabt mich um alle sorgen zu müssen. Meine Mutter, meine kleine Schwester, meine Freundin - sie alle brauchten regelmäßig meine Hilfe. Doch in der Zwischenzeit schien keiner zu bemerken, wie es mir eigentlich ging.

Stattdessen ließ ich mir gerade die Ohren voll heulen, dass Nathalies Leben ja ach so scheiße zu ihr wäre und dass sie jetzt einfach nicht wusste, wie sie weitermachen sollte, nachdem sie ihren Traumjob nicht bekommen hatte.

Ich hörte ihr nur mit halben Ohr zu, überlegte währenddessen, ob ich ihr sagen sollte, was passiert war. Doch wie sollte ich das überhaupt machen? "Ach übrigens Nathalie, wenn du kurz mal aufhören könntest zu weinen: mein Stiefvater ist Alkoholiker und schlägt mich?"

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