Teil 16

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"Wincent?", fragte Shay leise. Ich schaute sie an und fing fast an zu weinen als ich ihren todtraurigen Blick sah. "Wann kommt Mama wieder?" Mit ihrem Plüschbären in der Hand stand sie an den Türrahmen gelehnt und schaute mich fragend an. Ich hätte ihr furchtbar gerne eine plausible Antwort gegeben, doch mir fiel einfach nichts ein. Deshalb stand ich auf, sagte nur ein leises "Ich weiß es nicht, Shay", legte meine Hand auf ihren Rücken und schob sie zurück in ihr Bett. Es war schon spät und für Shay längst Schlafenszeit.

Manchmal fragte ich mich, ob es die richtige Entscheidung war, Shay von zuhause mitzunehmen. Nein eigentlich schwirrte diese Frage jede Sekunde in meinem Kopf herum. Shay wuchs nun nicht nur ohne Vater, sondern offensichtlich auch ohne Mutter auf? Ich konnte weder das Eine noch das Andere für sie ersetzen. Was wenn ich das alles komplett falsch machte? Was wusste ich schon davon, ein Kind groß zu ziehen?

Kaum lag ich wieder in meinem Bett, blinkte mein Handy auf. Eine neue Nachricht von Nathalie. "Hast du Zeit? Kannst du kurz vorbeikommen? Ich muss mit dir reden."

Hätte sie mir diese Nachricht noch vor einem Monat geschrieben, wäre ich schnurstracks aufgesprungen und zu ihr gesprintet. Doch jetzt? "Ich kann nicht. Muss auf Shay aufpassen."

In letzter Zeit hatte ich so viel Verantwortung übernehmen müssen, dass ich mich nicht mehr wie 18 sondern wie Mitte 30 fühlte. Natürlich litten meine ganzen Freunde und meine Freundin daran, dass ich so gut wie keine Zeit mehr hatte. Im Grunde genommen war mir das ziemlich egal. Meine Freunde und vor allem meine Freundin waren eigentlich dafür da mich in so schwierigen Zeiten zu unterstützen, doch keiner von ihnen hatte auch nur einmal gefragt, wie es mir ging. Kein Wunder also, dass ich mich nicht wohl dabei fühlte, ihnen all das zu erzählen.

Nathalie ignorierte meine Nachricht und ich war gespannt, was sie mir morgen zu sagen hatte.

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