Teil 19

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Als ich am nächsten Morgen wach wurde, hatte ich über 20 verpasste Anrufe. Ein paar unbekannte Nummern, meine Mutter und auch mein Stiefvater hatten versucht mich zu erreichen.

Aus irgendeinem Grund dachte ich mir nichts dabei und legte mein Handy einfach wieder zur Seite. Ein Fehler, wie sich herausstellte.

Müde rieb ich mir den Schlaf aus den Augen und schlurfte ins Badezimmer. In einer halben Stunde musste ich Shay wecken, damit auch sie sich fertig machen konnte. Bis dahin musste das Frühstück auf dem Tisch stehen. Meine tägliche morgendliche Aufgabe.

Verzweifelt spritzte ich mir Wasser ins Gesicht in der Hoffnung endlich wach zu werden. Gestern Abend hatte ich mal wieder nicht schlafen können - so wie das häufig der Fall war. Doch irgendetwas war gestern einfach anders. Ich lag bis vier Uhr hellwach in meinem Bett, konnte kein Auge zu tun und wechselte alle zehn Minuten meine Position. Aus irgendeinem Grund hatte ich panische Angst. Immer wieder schlich ich mich leise in Shays Zimmer, beruhigte mich erst wieder als ich sie friedlich schlafend in ihrem Bett liegend sah. Ich konnte mir nicht erklären, was los war.

Eine Stunde später kamen wir an Shays Schule an. Wir waren ein bisschen zu spät, weshalb ich mich bei der Lehrerin persönlich entschuldigen wollte und mit hoch in das Klassenzimmer kam. Ich fing automatisch an zu lächeln, als ich sah wie glücklich Shay in der Nähe ihrer Freundinnen war. Ich hatte sie lange nicht mehr so glücklich gesehen und würde vermutlich alles dafür geben.

"Ach Wincent, schön dich zu sehen", sagte die Lehrerin, die auch mich damals unterrichtet hatte. "Shay muss doch heute nicht zur Schule kommen." Was zur Hölle redete sie da? "Äh doch, Entschuldigung, dass wir zu spät sind. Das war meine Schuld. Aber natürlich geht Shay zur Schule", sagte ich und beobachtete sie. Sie lachte gerade über etwas, das ihre beste Freundin Luisa ihr ins Ohr geflüstert hatte. Frau Scharb folgte meinem Blick und runzelte die Stirn. Ich war absolut verwirrt. "Na schön. Mein Angebot steht. Das tut mir alles so Leid", sagte sie jetzt wieder an mich gewandt. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wovon sie überhaupt redete, verabschiedete mich aber und ging zurück zu meinem Auto.

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