Teil 27

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Ich ließ die Worte ein bisschen sacken, wusste eh nicht, was ich noch sagen sollte. Shay hatte sich aufgesetzt, schaute mich aus unendlich weit aufgerissenen Augen an. Ich sah wie einige wenige Tränen bereits darin glitzerten. "Du lügst!", sagte sie, doch ich schüttelte den Kopf.

"Mama ist tot", sagte ich, wobei meine Stimme brach. "Shay es tut mir Leid, aber Mama ist nicht mehr hier. Sie ist jetzt bei Opa und Oma." Die erste Träne, die über Shays Wange rollte, brach mir regelrecht das Herz. Ich wünschte so sehr ich hätte ihr das ersparen können. Ich wollte so so so gerne ein wenig von dem Schmerz für sie wegnehmen, doch ich konnte nicht.

Shay fing auf einmal wütend und verzweifelt an zu schreien. Sie versuchte vom Bett zu springen, wischte sich dabei immer wieder über die Augen. Ich packte sie, schlang meine Arme um sie und drückte sie fest an mich, obwohl sie sich wie verrückt weigerte und nach mir schlug. Sie weinte und schluchzte an meine Brust, sodass auch einige meiner Tränen jetzt auf ihren Kopf tropften. Nach einer Weile hörte sie auf sich zu weigern, hörte auf zu schreien und zu schlagen, weinte einfach nur heftig an mich gepresst. Ich hielt sie fest, hielt sie so lange fest, bis sie sich beruhigt hatte. Ich wollte nichts lieber, als sie vor den Schmerzen zu bewahren, denn ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie sich das alles für sie anfühlte. Sie war 6! 6 lächerliche Jahre und sie hatte keine Eltern mehr. Ganz zu schweigen von Großeltern. Shay tat mir so unendlich Leid.

Sie saß weiterhin auf meinem Schoß, an meine Brust angelehnt, still und leise. Die Tränen hatten aufgehört zu fließen. Wortlos griff ich nach ihrem Lieblingsbuch und fuhr mit dem Vorlesen fort. Und ich hörte erst auf als sie tief und fest eingeschlafen war.

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