34. Teil

83 7 0
                                    


Melissas Sicht:

Nach einer unruhigen Nacht saß ich in der Küche und aß mein Frühstück. Justin kam dazu.

„Guten Morgen. Wie geht’s dir?“

„Morgen. Nach heute Nacht konnte ich nicht mehr wirklich ruhig schlafen.“

„Nick fehlt dir oder?“

„Sehr sogar. Wir haben bisher jeden Tag, seit dem ich bei ihm bin, zusammen verbracht.“

„Verständlich. Sollen wir uns was anderes überlegen, damit ihr wieder zusammen sein könnt?“

„Nein. Wir ziehen das jetzt so durch. Wenn wir jetzt abbrechen, schöpft sie vielleicht Verdacht. Ich schaff das schon.“ Und lächelte Justin dabei an.

Am liebsten hätte ich ihm zugestimmt, aber wir können jetzt nicht auf einmal damit aufhören.

Justin wedelte mit der Hand vor meinem Gesicht rum. „Hast du mir gerade zugehört?“

„Sorry, ich war gerade in Gedanken. Was hast du gefragt?“

„Was du heute machst?“

„Ich treffe mich heute mit meinem Vater.“

„Dann wünsche ich dir viel Glück dabei. Ich bin wieder im Studio. Wenn irgendwas ist dann melde dich einfach.“

„Das werde ich machen.“ Dann ging er wieder.

Das Treffen heute. Ich habe schon ein bisschen Angst davor, aber ich möchte endlich seine Sicht der Dinge hören. Schade auch, dass Nick nicht dabei ist. Er wäre eine gute Stütze gewesen, aber ich werde das schon irgendwie alleine schaffen.

Ich ging nun auch in mein Zimmer um mich anziehen. Denn mein Vater (er heißt übrigens Andrew) hat mir geschrieben, wo wir uns treffen. Es ist die Eisdiele, wo ich mich damals mit Nick getroffen habe. Jetzt habe ich noch eine halbe Stunde Zeit bis ich da sein muss. Ich fahre am besten jetzt schon los. Man weiß ja nie wie der Verkehr so ist.

Ich gab Harry und Lewis Bescheid und die beiden fuhren mich zu der Eisdiele. Es ist Schwachsinn, wenn wir mit zwei Autos unterwegs sind.

Dann waren wir endlich an der Eisdiele angekommen. Da stande er schon. Andrew. Mein Vater. Ich war aufgeregt.

„Melissa? Wir setzen uns ein paar Tische weiter“, holte mich Harry aus meinen Gedanken. Ich nickte nur.

Dann stieg ich aus und lief auf ihn zu.

Er kam auch auf mich zu, aber blieb wieder verwirrt stehen. Wahrscheinlich war er durch Harry und Lewis etwas irritiert.

„Hi“

Er wollte mich umarmen. Doch ich hielt ihn davon ab.

„Hallo. Nehm es mir nicht böse, aber ich möchte das noch nicht.“

„Ist in Ordnung. Wer sind den die zwei Männer, die mit dir ausgestiegen sind?“, fragte er mich während wir uns setzten.

„Das ist eine längere Geschichte, aber sie sind meine Bodyguards.“

Er nahm es so hin. Jeder von uns bestellte sich ein Eis.

„Dich interessiert bestimmt, warum ich damals weggegangen bin oder?“ Ich nickte.

Ich fande die ganze Situation noch etwas ungewohnt. Da sitze ich hier mit dem, der mein Vater ist.

„Also…damals als wir erfahren haben, dass deine Mutter mit dir schwanger ist, da habe ich mich gefreut. Man musste aber auch bedenken, dass wir beide auch noch sehr jung waren. Damals haben wir beziehungsweise ich gedacht, dass wir das schon schaffen werden, auch wenn wir beide sehr wenig verdienen.“

Er unterbrach kurz, da unser Eis gebracht wurde.

Dann erzählte er weiter: „Dann warst du da und wir waren sehr glücklich. Doch dieses Glück verschwand wieder so schnell. Ich hatte zwei Jobs, damit ich uns versorgen konnte. Doch es wurde zu viel und ich konnte nicht mehr. Da habe ich euch verlassen. Ich fühlte mich auf einmal viel freier und begann meine Ausbildung zum Arzt. Das wollte ich schon immer werden. Dann habe ich dich das erste Mal in der Zeitung gesehen. Du warst mit deiner Tanzgruppe sehr erfolgreich. Seit diesem ersten Zeitungsartikel habe ich alles von dir gesammelt. Ich war sehr stolz auf dich und was du erreicht hast. Ich habe sogar nach Videos gesucht um dich in Aktion zu erleben. Und dann kommt der Teil, denn du ja schon kennst. Sam kam in meine Praxis und da kamen wir ins Gespräch und nun sitzen wir hier.“

Während er mir das erzählte, merkte ich wirklich wie stolz er auf mich war.

Ich musste das alles erstmal verarbeiten.

„Weißt du eigentlich, was du uns mit deinem Weggang angetan hast?“

Da verschwand sein Grinsen wieder.

„Ich kann es mir denken.“

„Ich denke nicht. Mama war komplett am Boden zerstört. Sie wurde krank. Deswegen bin ich in ein Heim gekommen. Meine Kindheit war nicht gerade das tollste. Und du bist Schuld.“

Mir rollte eine Träne runter, auch wenn ich das eigentlich nicht wollte. Ich wollte vor ihm stark bleiben.

Er wollte was sagen, doch ich unterbrach ihn: „Wegen dir hatte ich fast jede Nacht Albträume.“

Dies schockte ihn.

„Das wusste ich nicht und ich weiß, dass das mit einer Entschuldigung nicht wieder gut zu machen ist, aber es ist ein Anfang. Es tut mir wirklich von Herzen leid. Wenn ich könnte, würde ich die Zeit zurück drehen und alles ändern.“

„Dafür ist es zu spät.“

„Ich weiß. Egal was du willst, ich werde alles für dich ab jetzt tun. Ich möchte nur, dass es zwischen uns vielleicht wieder besser wird und wir wieder Vater und Tochter sind. Das ist mein einziger Wunsch.“

„Ich möchte auch, dass es wieder gut wird zwischen uns, aber das geht nicht von heute auf morgen. Es war schon ein großer Schritt für mich, dich mit dir zu treffen. Lass uns schauen, was die Zeit mit sich bringt.“

„Das verstehe ich vollkommen.“

Wir schauten uns beide an und ich dachte mir, dass wird bestimmt wieder. Ganz tief in meinem Herzen ist er noch und wenn wir dran arbeiten, kann ich ihn irgendwann wieder ganz nah an mich ranlassen.

Jetzt weiß ich wenigstens schon mal, warum er uns verlassen hat. Das war auch eine Sache, die mich jahrelang beschäftigt hatte.

„Wie geht es denn eigentlich deiner Mutter?“, holte er mich aus meinen Gedanken zurück.

„Ihr geht es wieder besser, aber ich werde ihr trotzdem erstmal nichts von alle dem hier erzählen. Ich habe Angst, dass sie dann wieder in ihr Loch fällt, aus dem sie soweit wieder draußen ist.“

Er nickte nur.

Da öffnete sich die Tür der Eisdiele und ich traute meinen Augen nicht, wer da rein kam.

Nick und Kaili.

Ich sah sie geschockt an.

Dance your life (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt