9. Teil

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Melissas Sicht:

Fünf Minuten später kam auch schon Nick angefahren. Er sprang aus dem Auto und nahm mich erstmal in den Arm und streichelte mit seiner Hand über meinen Rücken.

„Setz dich erstmal ins Auto. Zu Hause kannst du mir dann alles erzählen.“

Da ich durch die ganze Information und der Heulerei erschöpft war, nickte ich nur und setzte mich ins Auto.

Nick räumte meine Tasche auf die Rückbank. Dann fuhr er los.

Sandy versuchte währenddessen mich als wieder zu erreichen. Ich schaltete das Handy aus.

Die Fahrt war nicht lang, da fuhr er schon auf einen Parkplatz, holte meine Tasche hinten raus und kam auf meine Seite um mir die Tür auf zu machen.

Wir gingen hoch in seine Wohnung.

Wenn man die Tür rein kommt, steht man in einem kleinen Flur mit 4 Türen. Er erklärte mir, dass die erste Tür links das Bad ist und die zweite Tür das Schlafzimmer. Rechts die erste Tür war die Küche und gerade aus die Tür ging ins Wohnzimmer. Dort gingen wir hinein.

„Setz dich. Möchtest du was trinken?“

„Nur ein Wasser.“ Er holte mir das Wasser und dann setzte er sich zu mir auf die Couch.

„So…Dann erzähl mal. Was ist denn los?“ Mitfühlend sah Nick mich an.  

„Also ich muss von vorne anfangen. Ich hatte keine leichte Kindheit. Mein Vater ist abgehauen, als ich drei Jahre alt war. Deswegen ging es meiner Mutter nicht gut und konnte sich nicht mehr wirklich um mich kümmern, weshalb ich in ein Kinderheim kam. Mit 17 Jahren bin ich dann mit meinen zwei besten Freunden zusammen in eine WG gezogen. So und genau diese zwei Freunde sind mir in den Rücken gefallen. Sie wissen, dass ich schon ewig, dass ich oft nachts Albträume habe. Es ist jedes Mal derselbe Traum, in dem mein Vater uns alleine lässt. Heute kam ich nach Hause und da wollten sie mit mir reden. Sam hat mir dann erzählt, dass er meinen Vater gefunden hat. Das ganze wäre ja nicht schlimm gewesen, wenn er es mir gleich erzählt hätte, aber er wollte schon seit Tagen mit mir reden und hat es aber dann doch nicht gemacht. Und die Krönung ist, dass meine beste Freundin es auch schon wusste und nichts gesagt hat. Ich musste da einfach raus und ich hoffe ich mach dir keine Probleme damit, wenn ich hier bin?“

Während ich das alles Nick erzählte, liefen wieder die Tränen.

Er nahm mich wieder in den Arm und sagte: „Das ist echt heftig. Und du machst mir keine Probleme. Die nächsten Tage habe ich keine Termine. Du kannst gerne so lange bleiben, wie du möchtest.“

„Danke.“

Ich atmete erleichtert aus. Es tat sehr gut, dass ich ihm alles erzählen konnte.

„Ich bin müde. Wo kann ich den schlafen?“

„Du kannst gerne in meinem Bett schlafen und ich schlafe auf der Couch.“

„Ach nein. Ich kann auf der Couch schlafen. Das macht mir nichts aus.“

„Keine Widerrede. Du schläfst in meinem Bett und wenn du das nicht willst, dann trage ich dich dahin.“, sagte er lachend.

Bei seinem Lachen konnte ich auch wieder ein Grinsen aufbringen.

„Darauf lass ich es gerne ankommen.“, sagte ich augenzwinkernd. „Ich hab nur ein Problem. Außer meinen verschwitzten  Trainingssachen und meinen normalen Klamotten habe ich nichts zum schlafen.“

„Das ist auch kein Problem. Ich geb dir eine Jogginghose und Shirt von mir.“

Nick ging ins Schlafzimmer und holte die Sachen. Ich bedankte mich und ging ins Bad um mich etwas zu waschen und umzuziehen.

Als ich fertig war ging ich zurück ins Wohnzimmer. Dort hat sich Nick schon ein Kissen und eine Decke auf die Couch gelegt.

„Nochmal danke für alles. Und auch danke…“

„Hör auf dich zu bedanken. Ich helfe gerne.“, unterbrach er mich. „Gute Nacht und schlaf gut in meinem Bett.“

„Dir auch gute Nacht.“ Ich ging in sein Schlafzimmer und legte mich hin.

Hmm die Bettwäsche roch nach ihm und zwar sehr gut. Trotz des Vorfalles am Abend schlief ich mit einem Grinsen ein.

Nicks Sicht:

Das ist sehr heftig, was Melissa schon alles durchmachen musste. Und dann wird man von seinen besten Freunden auch noch hintergangen.

Freunde sind eigentlich dafür da um einen in solchen Situationen beizustehen, aber nicht um sowas abzuziehen. Das ist echt nicht nett. Mit diesem Gedanken schlief ich ein.

Mitten in der Nacht wurde ich aber von Geschrei geweckt. Was war denn jetzt los? Es kam aus meinem Schlafzimmer.

Oh mein Gott. Das ist Melissa und das ist wahrscheinlich der Albtraum, von dem sie erzählt hat.

So schnell ich konnte sprintete ich in das Schlafzimmer. Ich versuchte sie zu wecken.

„Melissa, Melissa. Wach auf. Alles ist gut. Ich bin da.“

Sie schreckte hoch und sah mich erschrocken an.

Ich nahm sie in den Arm und versuchte sie zu beruhigen.

„Alles ist gut. Ich bin hier. Es war nur ein Albtraum.“

Ich merkte so langsam, wie sich beruhigte. Während ich sie im Arm hielt, merkte ich, dass ich sie wirklich sehr gern habe, aber wer weiß, ob sie das gleiche für mich empfindet.

„Danke und Entschuldigung, dass ich dich geweckt habe.“

„Du brauchst dich nicht dauernd bedanken. Wie gesagt ich bin gerne immer für dich da und das du mich geweckt hast ist überhaupt nicht schlimm.“

Ich wollte gerade aufstehen und wieder ins Wohnzimmer gehen als sie sagte: „Kannst du hier bleiben? Ich hab Angst, dass ich nochmal schlecht träume. Ist das ok?“

„Ja klar.“

Wenn sie nur wüsste, was ich für sie empfinde, aber wer weiß, vielleicht werde ich es ihr irgendwann nochmal sagen.

Ich legte mich neben sie und sie kuschelte sich zögernd an mich.

Ich nahm sie in den Arm und beobachtete sie dabei, wie sie wieder einschlief.

Als sie regelmäßig und ruhig atmete, wusste ich, dass sie wieder eingeschlafen war.

Ich gab ihr noch ein Kuss auf den Kopf und sagte: „Ich hab dich echt gern.“

Dann schlief ich auch ein.

Dance your life (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt