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Kapitel 5

JIMIN

Als nächstes stellte sich Jin genauer vor: „Also, meinen Namen kennst du ja schon, ich bin Jin. Naja eigentlich heiße ich Seokjin, aber das ist mir zu lang. Ich liebe es zu kochen, es ist mein größtes Hobby. Jetzt wo du hier bist kann ich die ganze Zeit für dich kochen, weil die anderen nicht so oft essen Und es allgemein nicht werschätzen, wenn ich koche. Meine Lieblingsfarbe ist pink und ich wohne hier im Erdgeschoss mit Namjoon. Du kannst immer zu mir kommen falls was ist oder du ein Problem hast."

Bei dem letzten Satz sah er mich liebevoll an. Er erinnerte mich irgendwie an mein Mutter. Erst jetzt nahm ich ihn genauer unter die Lupe: er hatte naturbraune Haare, welche über seine Ohren fielen und ein makelloses Gesicht. Er hatte volle Lippen und ein freundliches, wenn auch leicht arrogantes Lächeln und warmherzige Mandelaugen, welche hinter einer Brille aus Fensterglas verborgen lagen. Anscheinend hatte ich ihn ein bisschen zu lange abgescannt, man könnte auch sagen gestarrt, denn sein Sitznachbar legte besitzergreifend einen Arm um ihn und machte mir mit den Worten: „Ich bin Kim Namjoon und Jin ist mein Freund!" klar, dass ich Jin wohl lieber nicht mehr anstarren sollte.

Als nächstes kamen auch Jungkook, Hoseok und Namjoon an die Reihe, wobei Namjoon einfach noch ein bisschen mehr über sich preisgab. So erfuhr ich zum Beispiel, dass Hobi Tanzen liebte und gerade dabei war ein Mädchen zu daten, Jungkook leidenschaftlich Taekwondo machte und lieber Kookie genannt werden würde und Namjoon so etwas wie der Chef der Truppe war.

Dann kam nichts.

Der letzte verbleibende, welcher sich noch nicht vorgestellt hatte, schien dies auch nicht für nötig zu halten. Nach drei ungeduldigen Aufforderung Hobis, begann er zu nuscheln: „Ich bin Yoongi, wir wohnen auf einer Etage." Sein Blick blieb dabei völlig emotionslos auf den Tisch gerichtet.

Dann war wieder Stille.

„Äh ja, Jimin, sag du doch auch ein paar Worte über dich", wendete sich Jin nach kurzer unangenehmen Stille an mich.
„Mein Name ist Park Jimin, ich bin 19 Jahre alt und komme aus Busan. Ich bin hier, weil meine Eltern mich sozusagen rausgeschmissen haben und meinten es ist besser, wenn ich hier einen Neuanfang mache. Ich hatte bei meinen Eltern einen Hund Namens Tiffy und einen Bruder. Ich liebe das Tanzen genau wie Hoseok und ich singe gerne. Ich tanze Hip Hop, Contemporary und Ballett", kam ich seiner Forderung nach.

„Wie geil, wir müssen Mal zusammen tanzen", schlug Hobi begeistert vor, was ich freudig bejahte.

Wir tauschten uns noch ein bisschen aus und fragten einander zu dem eben erzählten Sachen. Aber dann schaffte es Namjoon mit einer einzigen Frage meine Stimmung komplett runter zu ziehen: „Bist du derzeit in einer Beziehung?" Mit dieser Frage hätte ich so garnicht gerechnet und sie warf mich komplett aus der Bahn. Ich starrte einfach nur auf den Tisch vor mir, während meine Gedanken sich bildlich vor meinem inneren Auge abspielten.

Jackson. Schläge. Sein wutverzerrtes Gesicht. Das Messer. Krankenhaus. Drogen. Jacksons wiederliche Hände, die mir die Luftzufuhr nahmen. Krankenhaus. Die Glasflasche, welche er nach mir warf. Der ganze Schmerz. Ich, vor einem Spiegel mit der Klinge im Arm. Literweise Tränen. Trennung. Drohbriefe. Der tote Vögel vor meiner Haustür mit einem Zettel 'Für Jimin, stirb leise, Park!'

Ich wurde erst aus meiner Gedankenwelt gerissen, als Jin einen Arm um mich legte. Ich fühlte mich komplett leer, denn bisher konnte ich meine Jugend ganz gut verdrängen. Mir rollte langsam eine Träne die Wange runter. Dieses Arschloch hatte es zwar nicht verdient, aber ich weinte trotzdem für Jackson. Ich hatte mich zwar mittlerweile von ihm gelöst, aber die Schäden blieben. Sie würden immer bleiben. Nicht nur psychisch sondern auch die Narbe an meiner Hand, die das Messer hinterlassen hatte oder die rote Stelle an meinem Oberarm, welche davon war, dass er kochend heißes Wasser auf mich gegossen hatte.

Jetzt rannen viele Tränen über mein Gesicht. Es war mir im Moment egal, ob mich die anderen verheult mit verwischter Schminke sahen, oder ob sie mich für einen Jammerlappen hielten. Ich drückte mich fester an Jin und wimmerte kläglich auf. Als ich in die Runde sah, traf mein Blick auf weit aufgerissene Augen, geschockte Blicke und ein stechenden, fast emotionslosen Blick. Nur fast, denn man konnte eine kleine Spur Mitleid darin ausmachen.

Die Stille, die nur mit meinem Schluchzen und Jins tröstenden Worten gefüllt war, wurde plötzlich durch ein lautes "Jealousyyy" unterbrochen. Ich stellte fest, dass es mein Klingelton war und war nun wohl gezwungen dranzugehen. Ich rappelte mich von Jins Brust weg auf und sah auf das Display.
Eomma, shit!

Ich wischte meine Tränen weg, räusperte mich und sagte mit, versucht, fester Stimme:
„Ja hallo?"
Ich scheiterte auf kompletter Gerade. Meine Stimme war zitterig und rau, obwohl sie sonst eigentlich hoch und samtig war.
„SCHEIẞE SCHÄTZCHEN GEHT ES DIR GUT? WAS FÜR 'NE FRAGE, NATÜRLICH NICHT. HAST DU GEWEINT? DU HAST GEWEINT. SIND DIE MITBEWOHNER SCHRECKLICH UND GEMEIN? IST EINER HOMOPHOB? HAT ER GESAGT DASS SCHWULE WIDERLICH SIND? WURDEST DU ENTFÜHRT? HAT DICH EINER WIE JACKSON MISSHANDELT? SOLL ICH DIE POLIZEI VORBEISCHICKEN ODER SOLL ICH SELBST VORBEI KOMMEN? JETZT REDE DOCH MAL MIT MIR!", schrie sie so laut ins Telefon, dass es selbst Yoongi auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches gehört haben muss. Die anderen saßen noch immer regungslos da, nur galten ihre entsetzten Blicke nicht mehr mir, sondern sie warfen sie sich gegenseitig zu. 

„Nein, alles gut Eomma",sagte ich während ich niedergeschlagen aufstand, um mich, immernoch weinend, mit einem Handzeichen nach oben verabschiedete.
„Es ist heute noch ein Brief angekommen. Es stand darin, dass es praktisch sei, dass ich bald im zweiten Stock wohnen würde, wenn ich von dort springe, müssen sie nicht mehr so viel machen und mich zu beenden."

Dann schloss ich die Tür.

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~961 Worte

~silvern_tear