JIMIN
"Mein lieber Freund, die Stunde ist nun gekommen. Zeit deine Bestimmung zu ergründen", sagte er und legte sich ein Medaillon um. Es war golden und hatte ein auufklappbaren Anhänger in Mamoroptik. "Möge das beste daraus werden." Er lächelte mich aufmunternd an.
Seit wann redet er so dermaßen geschwollen? Kommt er sich nicht komisch vor? Vielleicht ist das ja sein Zeremonie-Slang? Kann er nicht einfach wieder grunzen und schmatzen wie beim Essen?
"Man bringe mir den Pfau", forderte Odin sehr gut gelaunt.
Ein großer Mann trug einen lebendigen Pfauen an seinen Beinen in den Kreis. Dort angekommen legte er ihn auf den Boden und fixierte ihn so, dass er auf der Seite lag. Odin ging auf ihn zu und zog einen kleinen Dolch aus einer Scheide an seinem Gürtel, welche sehr verborgen unter seinem Mantel lag. Er hockte sich zu dem Tier auf den Boden und setze das Messer an dessen Flügelansatz.
Bringt er das arme Tier jetzt um oder was?
Mit einem Schwung schnitt er die Haut oberflächlich auf, sodass das Blut in einem kleinen Strom herausfloss. Der Pfau kreischte schrill auf und versuchte sich zu befreien, aber er hatte keine Chance. Nachdem Odin sich Hintern des Pfauen zugewand hatte und eine Feder herausgerissen hatte, wandte er sich wieder zu mir. Er hielt mir die prächtig schimmernde Feder entgegen, fragte: "Die?",nur um sich wieder abzuwenden und die Feder in das Blut zu tunken. Der erhob sich, während der Pfau wieder weggebracht wurde. Er kam zu mir und strich mir den Pulli von der vorher bematschten Stelle.
Er setzte die Feder auf meiner Haut auf und augenblicklich durchfuhr mich ein stechender Schmerz. Es fühlte sich so an, als würde ein Messer genau über meinen Knochen scharben. Zu sehen war allerdings nur, wie sich die Tinte verteilte. Sie bewegte sich immer weiter in die unterschiedlichsten Formen, was gerade keinem der mir bekannten physikalischen Gesetze entsprach.
Wo haben die das denn aufgetrieben? Die Scheiße brennt aber auch unnormal hart. Bestimmt illegal oder so.
Die Menge machte keinen Mucks. Alle starrten mich gespannt an, während es mir die Tränen in die Augen trieb. Die Verformung der Tinte wurde immer langsamer und schließlich blieb die Tinte in einem sauberen Kreuz stehen. Die Linien trafen senkrecht aufeinander und es sah aus wie ein Koordinatensystem, was mir aus dem Matheunterricht bekannt war, mit einem Durchmesser eines Jacketknopfes. Der Schmerz wurde unerträglich und mir rollte eine Träne über die Wange, obwohl ich versuchte stark zu bleiben. Odin beugte sich aber nur näher ran und sah sehr verwirrt aus.
"Das ist nicht richtig", murmelte er. Er riss meinen Pulli an der auf, sodass da ein großes Stück fehlte. "Die Seherin!", befahl er als nächstes.
Aus der Menge trat eine stämmige Frau, die in einem Kinderbuch bestenfalls als heruntergekommene Wirtin durchgegangen wäre, mit einem abgetragenen Dirndel in Brauntönen und hatte eine rote Knollnase. Sie hob ihre Hand und drückte einen ihrer Wurstfinger direkt auf die Wunde. Meine Augen überdrehten vor Schmerz und ich schrie spitz auf.
"So etwas kenn' ich nicht. Das ist unnormal. Krank. Abschaum!", rief sie. Ein Raunen ging durch die Menge, bevor in einem Chor " Weg mit ihm! Weg mit ihm!" geschrien wurde.
Denken die echt dass das schlimm ist? Es ist ein Kreuz, das ich leicht wieder abwaschen kann.
"RUHE!", schrie Odin. "Wir machen einen zweiten Versuch!" Er spuckte auf seine Hand und legte sie auf mein Zeichen, um es abzutreiben. Aber es tat sich absolut nichts. Das Blut blieb genau da wo es war, aber der Schmerz war kaum aushaltbar.
"Stop, bitte", versuchte ich halbwegs tonhaft herauszubringen, was mir nicht richtig gelang und ich nur wimmerte. Ich fragte mich außerdem, warum ich nicht vorher ein Stopsignal gegeben hatte, aber ich schätze ich war einfach zu fasziniert und perplex gewesen um Einspruch zu erheben.
"Es geht nicht. Bisher ging es bei jedem! Du hast das Böse in dir. VERSCHWINDE VON HIER!", wurde ich nun auch von Odin angebrüllt. "Fabian, du!"
Fabi kam auf mich zu und ich dachte er würde zu mir halten oder mich hier rausholen. Mit letzterem lag ich nicht mal falsch, aber ses geschah nicht so wie ich dachte. Er packte mich grob am Arm und schleppte mich weg vom Feuer. Ich stolperte hinterher und sah, dass die Menge uns folgte. Es tat mir alles höllisch weh und ich weinte mittlerweile richtig.
"Du kommst nicht mehr in die Bücherei, du Lügner", zischte er mir zu. Am Rand des Geländes wurde ich von zwei Männern bepackt und über den Zaun geworfen, der das gesamte Gelände umrandete. Odin schob sich wieder durch die Menge und brüllte: "WEHE DU KOMMST ZURÜCK, SATAN!"
Und dann, zogen sie wieder ab. Die die an mir vorbei kamen, spuckten mich noch an. Ich fühlte mich schmutzig, ungeliebt, schutzlos und einfach nur unbrauchbar. Es war kalt ohne das wärmende Feuer und der Schmerz ließ mich überall grelle Punkte sehen.
Wie soll ich denn wieder nach Hause kommen? Wir sind doch bestimmt eine Stunde gefahren.
Ich begann bitterlich zu schluchzen.
×××
~831 Worte
~silvern_tear

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New World✔
Fiksi Penggemar°yoonmin° Jimin zieht zu sechs Jungs in eine WG. Erst nach und nach bemerkt er, dass seine Mitbewohner weniger menschlich sind als er anfangs dachte. Contains: >boyxboy >vampire >yoonmin|namjin| taekook Start: 17. 05. 2019 Ende: 03. 05. 2020