Kapitel 45

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Hey Jimin,

Es tut mir unfassbar leid, was ich getan habe. Ich habe dich nicht deinen Weg gehen lassen und dich regelrecht terrorisiert. Ich habe unglaubliche Gewissensbisse deswegen und möchte dir das alles am besten selbst ins Gesicht sagen. Aber ich kann nicht. Wenn du das liest, bin ich schon längst an einem anderen Ort. Ich will das alles hinter mir lassen und habe die Liebe meines Lebens getroffen. Sie hat mir die Augen geöffnet, mich alles realisieren lassen und mich dazu ermutigt diesen Brief zu schreiben, als mich der Mut dazu verließ. Ich kann verstehen, wenn du mir nicht verzeihen kannst. Wirklich. Aber ich wollte dich nur wissen lassen, ich bin fort aus deinem Leben.

Ich wünsche dir das schönste, wundervollste und erfüllteste Leben, das du dir nur vorstellen kannst.

Entschuldigung,

Jackson.

=

JIMIN

Als wir gemeinsam in die Küche gingen empfing uns schon ein grinsender Jin. "Naaaaaa, von wem sehe ich denn hier die Aura der Liebe?" Er betonte es sehr awkward, sodass Yoongi nur belustigt mit den Augen rollen konnte.

Nachdem ich mir essen gemacht hatte und Jin mich die ganze Zeit über mit Fragen, welche ich allesamt abgeblockt hatte, gelöchert hatte, setzte ich mich nun an den Esstisch.

Namjoon war auch eingetroffen und hatte und zu dem jungen Glück gratuliert.

"Also Jin, jetzt kannst du meinetwegen Fragen stellen", gab sich Yoongi letztendlich geschlagen und ich musste über den genervten Unterton in seiner Stimme grinsen.

Jin überlegte kurz und fragte dann viel zu euphorisch: "Wer hat dem anderen zuerst seine Liebe gestanden?" Namjoon legte behutsam einen Arm um Jin, um ihn zu beruhigen, da dieser sehr gespannt war.

Wie eine richtige Familie

, schoss es mir durch den Kopf. Jin und Namjoon lächelten mich glücklich an und Yoongi drückte mir einen Kuss auf die Wange.

Um die in den Raum gestellte Frage zu beantworten, meinte Yoongi: "Ich hab ihm zuerst die Liebe gestanden."

Jin schmunzelte mich einmal an, bevor er nach kurzen Grübeln fragte: "Wer hat wen zuerst geküsst? Und wer klammert mehr?"

Ich dachte kurz nach und sagte dann: "Also ich glaube tatsächlich Yoongi klammert mehr. Aber wer zuerst geküsst hat? Wüsste ich so nicht, du?"

Yoongi schüttelte verneinend seinen Kopf.

"Wie ihr habt euch das nicht gemerkt?! Ich brech ab!" Er wandte sich empört an Namjoon und wiederholte: "Kannst du es glauben?!"

So ein guter Ehemann wie Namjoon nunmal war, schüttelte er belustigt den Kopf und sagte nur: "Nein Schatz. Unvorstellbar!"

"Ok, letzte Frage", kündigte Jin an. "Seid ihr schon Mates?"

Ich verschluckte mich glatt an meinem Frühstück, bei dieser Frage. Ich spürte wie Yoongi sich neben mir spürbar angespannt.

Als ich wieder zu Atem kam, fragte ich verwirrt: "Ich dachte das geht bei uns nicht?"

Jin sah kurz zu Namjoon und sagte schließlich: "Naja, es geht schon, aber die Chance für Yoongi seine Lebensenergie zu verlieren wäre nur besonders hoch. Aber es gibt schon eine Möglichkeit Mates zu werden. Da ist irgendwas anders als bei anderen Mates."

Diese Info schockte mich. Der Gedanke, dass Yoongi und ich doch noch Mates werden können, ließ tausende Ameisen in meinem Bauch umher krabbeln.

Namjoon ergriff das Wort: "Bei normalen Mates, beißt man sich ja gegenseitig. Bei sogenannten "Ungleichen Mates" ist es aber etwas anders. Diese Methode hat man noch nicht oft getestet, aber so oft durchgerechnet, dass es aufgehen müsste."

"Und was muss man dafür tun?", fragte Yoongi, dessen Interesse deutlich geweckt war.

"Man muss zu einem Neumond mit Gewitter auf einen Punkt, über 4000 Meter über dem Meeresspiegel. Dann schneiden sich beide in den Unterarm, halten ihr Wunden aneinander und der "schwächere" trinkt gleichzeitig noch etwas von dem Blut des "stärkeren"", erklärte Namjoon.

=

zwei Wochen später

Alle waren da. Jungkook, Tae, Hobi, Namjoon und Jin. Sie hatten uns zu dieser Stelle gefahren. Wir standen am Fuß eines höheren Berges und waren alle eingehüllt in Regenjacken gehüllt.

Alle drückten uns nochmal zum Abschied bevor sie sich in die Autos zurück begaben. Eins ließen sie uns stehen.

Und so bestiegen wir den langen Weg, bewaffnet mit einer Taschenlampe, die man auf Grund des Gewitters fast nicht brauchte, einem Messer, für die Blutvermählung und einer Packung Pflaster um sie über die Wunden zu kleben.

Ich war sehr aufgeregt. Yoongi aber mindestens genauso, was ich an seiner leicht zitternden Hand bemerkte, die ich in meiner Kleinen hielt.

Das Gewitter gab dem Ganzen eine ganz besondere Stimmung. Leicht düster und mystisch. Die Blitze kamen in regelmäßigen Abständen und wurden von allen Pfüzen und nassen Steinen gespiegelt. Der Donner gab mir das Gefühl, als wäre noch jemand da, der über diese Welt schimpfen würde.

Aber genau dieses "Grummeln" machte es noch schöner, dass nur Yoongi und ich da waren.

Auf unserem Weg den kahlen, steinigen Berg hinauf, kamen wir immer wieder an kleinen verwirrten Bäumen vorbei, die wirkten wie kleine Wegweiser, die den Berg hinauf zeigten.

Wir nährten uns dem Ziel. Yoongi fasste nach meiner zweiten Hand und sagte den Tränen nahe: "Ich will dich noch ein letztes Mal als normale Partner küssen, okay?"

Ich legte meine Lippen sanft aus seine. Unser beider Paare waren schon etwas ausgekühlt vom Regen, weshalb es gut tat, die Lippen des anderen zu spüren.

Als wir uns gelöst hatten, gingen wir weiter den Berg hinauf.

Hand in Hand.

Es begann ein kleiner Weg aus Holzplatten, welcher so uneben war, dass sich kleine Pfützen bildeten.

Den Höchstpunkt des Berges, markierte eine ebene Plattform, die nass glänzte.

Plötzlich rutschte Yoongi aus und fiel zu Boden. Meine Hand wurde dabei von seiner losgerissen, woraufhin er noch einige Meter von mir wegrutschte.

Ich sah ihm gerade dabei zu, wie er sich aufrappelte, da durchfuhr mich ein stechender Schmerz.

Das letzte was ich sah war, dass ich in eine grell leuchtende Säule eingehüllt war.

Ein Blitz.

Mich zog es von den Beinen und ich lag auf dem Rücken, wie ein hilfloser Käfer. Arme und Beine verkrampft.

Ich spürte mich binnen ein paar Sekunden noch wild zucken, dann war ich wie betäubt.

Danach verließ mich meine letzte Kraft.

Ich sah vor meinem inneren Auge noch einmal meine Eltern, wie sie sich über ein Kinderbett im Krankenhaus beugten, welches mit 'Jimin' beschriftet war.

Jae, wie er mit mit mir im Wald Ritter spielte.

Jackson, wie er mir seine Liebe versprach.

Hoseok, wie er lacht.

Jungkook, wie er mich auf seinem Rücken trägt.

Tae, wie er mit mir entspannt quatscht.

Jin, wie er einen Witz erzählt und selbst am lautesten darüber lacht.

Namjoon, wie er mit Jin neben sich am Schreibtisch sitzt und arbeitet.

Yoongi, wie er weint.

Dann werden alle Erinnerungen langsam schwarz-weiß.

Immer dunkler.

Schwarz.

Und dann bin ich weg.

Tot.

×××

~1098 Wörter

~silvern_tear

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