New World✔

Kapitel 14

JIMIN

Nachdem wir endlich an der Location angekommen waren, stieg ich erleichtert aus. Fabi hatte mich die ganze Zeit damit zugetextet, wie wichtig es war die Etiekette dort einzuhalten, gerade weil ich neu war, und dass ich die Rituale einfach mitmachen sollte. Richtig gekleidet war ich zum Glück, sonst hätte Fabian wahrscheinlich komplett am Rad gedreht, denn wir waren extra dafür noch einkaufen gefahren. Nun trug ich eine schwarze Lederhose, die nicht allzu eng war, und einen Oversize-Strickpulli in einem schönen dunkelgrün.
"Also Jimin, wir parken hier. Den Rest werden wir laufen, da man mit dem Auto nicht näher ran fahren darf. Man darf nur zu Pferd oder Fuß kommen", erklärte er.

Na geil, jetzt noch laufen.

Nach einem ewigen Fußmarsch kamen wir endlich an. Ich war völlig geflasht von der Athmosphäre und dem Szenario, sodass ich kurz stehen blieb um mir alles genauer anzuschauen.

Es fand alles auf einer Wiese am Waldrand statt. Es waren zwei Zelte aufgebaut, welche so aussahen als hätten sie ihre besten Jahre schon lange hinter sich. In einem von ihnen wurde allem Anschein nach Bier ausgeschenkt. Es standen mehrere klobige Holztische davor, wo sich ein paar Menschen um einen bärtigen, hochgewachsenen Mann versammelt hatte. Er schien etwas zu erzählen und alle Umstehenden hingen gebannt an seinen Lippen. Das andere Zelt war verschlossen. In circa der Mitte des Platzes war eine große Feuerstelle, worüber ein Topf und ein leerer Spieß gebunden worden waren. Vermutlich für die späteren Essen, die es hier noch geben würde. Einige Menschen gingen auch zwischen den beiden Zelten hinein in den Wald, worauf ich aber keinen Blick erhaschen konnte. Es wimmelte nur so von ihnen. Überall waren sie. Manche angezogen in Waldfarben, welche, die mehr so wirkten als hätten sie sich in der Verkleidungskiste vergriffen und wäre bei den Wikingern gelandet und wieder andere hatten lederne Umhänge an.

"Na dann, lass uns erstmal zu Odin gehen", machte mich Fabian auf sich aufmerksam.

"Wer ist denn Odin? Ist der Göttervater etwa hier oder was?", fragte ich belustigt.

"Niemand macht sich über das Oberhaupt lustig, klar? Wir müssen hier alle Regeln befolgen, klar? Nur so macht das Unheil nicht alles zu Nichte, was wir uns aufgebaut haben", sagte er mit so eisig kalter Stimme, dass ich nur ein schuldiges "O-ok" zurück gab.
Wir gingen zu dem großen Bärtigen in der Menschantraube.
"Wer bist du denn?", fragte er als wir vor ihm stehenblieben. Seine Stimme und seine Art machten gar nicht den Anschein, als ob er jeden vermöbeln würde der sich ihm entgegenstetz oder nicht respektvoll war. Er wirkte mehr wie der nette Opa, der einem bei jedem Besuch Geld und Süßigkeiten zugesteckt, wenn die Eltern gerade wegschauen.

Wahrscheinlich schiebt Fabi einfach unnötigen Stress.

"Ich bin Park Jimin, Sir", antwortete ich.

"Und was machst du hier Jimin? Gehörst du zu Fabian?", fragte er mit diesem netten Opalächeln, was jeden mitlachen ließ.

"Nachdem Fabi so toll von dieser Feier hier erzählt hat, konnte ich nicht anders als mitzukommen."

"Das ist ja schön! Solange du dich an die paar Regeln hier hältst, kann dir hier nichts passieren", lächelte er erfreut. "Du musst nachher noch zu Gunhilda, sie wird dein Aufnahmeritual vorbereiten. Aber als erstes setzt du dich ein bisschen zu uns und hörst die neuesten Geschichten an, ok?"

Ich nickte nur.

Nach circa drei Stunden, nun gesättigt vom Eintopf der tatsächlich über dem Feuer gemacht worden war, schickte mich Odin in den Waldabschnitt, zwischen den Zelten. Er meinte ich könne Gunhilda dort finden. Dort angekommen stand ich einfach nur hilflos zwischen den Menschen, die hier beschäftigt an einzelnen Ständen standen und Schmuck, Bücher und Kleidung anschauten und kauften. Natürlich alles im Mittelalterstyl.

Irgendwann ging ich zu einem dicken Mann hinter einem Instrumentestand und fragte: " Ähem, entschuldigen sie? Können sie mir vielleicht sagen, wo ich Gunhilda finde?"

"Nah, bist wohl neu hier, was Bursche?", grunzte er. "In dem Zelt das neben dem Bierzelt ist sie, Bub."

"Dankeschön, Herr Ähhhhh?"

"Hansen, aber nen mich ruhig Hans, das tun alle hier."

Nachdem ich mich von Hans Hansen gelöst hatte, der den dümmsten Namen des Tages hatte und sogar Gunhilda übertraf,  und mir zudem noch eine Panflöte andrehen wollte, machte ich mich auf den Weg zu dem geschlossenen Zelt.

Als ich an die Zeltwand klopfte, und mir, nebenbei bemerkt wie der größte Idiot vorkam, und den Namen der Frau rief, öffnete sich der Eingang plötzlich und ich wurde hineingezogen.

"Willkommen, Park Jimin..."

×××

~735 Worte

~silbern_tear