Kapitel 22

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JIMIN

"So, da wären wir auch schon", schallte die Stimme, der schlanken Frau vor mir durch den langen Tunnel, als wir vor einer dicken Metalltür standen. "Hier wurd die nächsten Tage dein Trainig stattfinden. Also los, Schuhe ausziehen!"

Zögernd kam ich ihrer Anforderung nach und schmiss sie einfach vor die Tür.

"Regel 1: Präzision ist der Weg zum Erfolg! Räum sie ordentlich weg!", wies sie mich zurecht und öffnete die Tür mit Fingerprint, um kurz danach den Raum dahinter zu betreten. Dabei war ihre Stimme nicht mehr so bellend wie vorhin mit Jungkook zusammen.

"Da stören sie doch keinen. Ich lass sie einfach da stehen", sagte ich und machte einen großen Schritt über die Schuhe.

Das innere des Raumes, eher Halle, war mit einigem Equipment ausgestattet. Auf der rechten Seite stand eine lange Tafel, welche mit gutem Geschirr gedeckt war. Auf der linken Seite befanden sich einige Schränke, die vollgestopft mit Waffen waren. Keineswegs unordentlich, mehr durchdacht angeordnet und bis zum äußersten Glänzen aufpoliert.

In der Mitte standen einige Strohmänner und aussortierte Schaufensterpuppen. Circa zwei Dutzend. Allesamt sahen ziemlich zugerichtet aus. Der einem fehlte ein Arm, dem anderen der Kopf oder ein Fuß. Aber jeder von ihnen stand auf einem Holzbrett, welche auf einem Drehtisch standen oder an einem Schienensystem angeschlossen waren. Die, die noch Arme besaßen, hatten Schwerter, Dolche, Bögen und Wurfsterne in der Hand.

"Fangen wir gleich an. Setzt dich gleich mal an die Tafel", unterbrach sie meine Gedankengänge. Sie selbst nahm am einen Kopfende platz, also setzt ich mich an das gegenüberliegende. Vor mir standen ein Glas Wein und ein Teller mit Weintrauben. "Bedien dich ruhig", erlaubete sie mir.

Da ich großen Durst von der aufregenden Fahrt hatte, nahm ich einen kräftigen Schluck aus dem gläsernen Behältnis. Als ich wieder aufsah, sah ich in ein verschmitztes Grinsen. Ich war schon dabei mich zu wundern, was sie denn jetzt hatte, als ich es spürte. In meinem Mund breitete sich eine gewisse Taubheit aus. Ich biss mir leicht auf die Zunge, um zu testen, wie schlimm es war, spürte aber absolut nichts.

"Regel 2: Traue niemandem, den du nicht zu 100% kennst!", antwortete mir die Dame auf meinen panischen Blick. "Keine Sorge, wirkt nur 30 Minuten. Da du jetzt erstmal ruhiggestellt bist, werde ich die Gelegenheit nutzen und ein bisschen was erklären."

Na endlich! Wird ja auch mal Zeit!

"Hier lernst du die Grundregeln um in der Magiewelt nicht gleich in der ersten Sekunde komplett gefickt zu werden. Noch fragen?", gab sie mir glücklicherweise die Möglichkeit meine Gedanken loszuwerden.

"Ja noch voll viele. Also wer bist du überhaupt?", versuchte ich es einigermaßen verständlich hervorzubringen.

"Kim."

"Und wieso kennst du dich so gut mit Vampieren und so Kram aus?" So langsam nervte der leblose Waschlappen in meinem Mund gewaltig.

"Geht dich gar nichts an, klar? Wir fangen jetzt an!" Ihre Stimme hatte die Nuance von Traurigkeit bekommen, welche sie abdeckte mit Strenge.

"Darf ich eine Waffen haben?", fragte ich neugierig.

"Das passiert erst, wenn du dich so schon bewiesen hast. Jetzt machen wir erstmal deinen Körper zur Waffe. Also los, wärm dich auf!"

Ich fing an mich halbherzig zu dehnen.

"Ok, reicht. Das hält ja keiner im Kopf mehr aus. Fünfzig Hampelmänner!", hatte sie wieder einen Ton drauf, als würde hier vor 120 alten Schwerverbrechern stehen, die sie irgendwie zu Spirt bewegen müsste. Kaum hatte ich damit angefangen, bellte sie "Schneller! Noch schneller, wir sind hier nicht im Wassergymnastikkurs für die über 80-jährigen. Dafür hängst du noch 40 dran."

Bei den letzten hatte ich echt zu kämpfen, aber alles in allem, ging es noch.

"So, jetzt sprintet du bis zur Eingangstür einmal durch den Tunnel", kündigte sie an und zückte eine Stoffuhr. "3, 2, 1, los!"

Unverzüglich sprintete ich auf die Metalltür zu und musste diese erstmal kraftvoll aufziehen. Ich rannte weiter, nur um gleich auf die Nase zu fallen.

Shit, die Schuhe!

"Regel 1, denk dran! Nicht aufgeben! Mach gefälligst weiter!"

Wäre ja auch zu schön gewesen, jetzt kurz zu schauen, ob ich mich verletzt habe. Mühsam rappelte ich mich wieder auf und rannte den kalten Tunnel entlang.

Völlig außer Atem stützte ich mich auf meine Knien ab: "Und, wie war die Zeit?"

Kim sah mich an, dann wieder auf die Stoppuhr und runzelte die Stirn: "Zu langsam. Da müssen mindestens vier Sekunden weg, bis es akzeptabel ist."

"Aber ich hab alles rausgeholt was drin war. Ich versprech's!", brachte ich heraus, während ich versuchte wieder zu Atem zu kommen.

"Naja, machen wir weiter", sagte sie und stellte sich vor mich. "Wir fangen mit den Grundtechniken von Taekwondo an. Vielleicht bist ja darin gut."

×+×+

Es stellte sich heraus: Nein, darin war ich nicht gut. Ich setzte die Schritte nicht richtig, blockte an den falschen Stellen, war viel zu instabil, fiel bei jedem Kick um und hatte generell keinerlei Koordination. Kim gab sich Mühe mir alles zu erklären, aber ich machte alles falsch. Ich war komplett am Boden, zweifelte an mir. Seit zwei Stunden hielten wir uns an ein und dem selben Bewegungsablauf auf und es wurde nicht besser.

"Jimin, wir machen noch einen Durchlauf, dann suchen wir nach irgendetwas anderem, was zu deinen Fähigkeiten gehören konnte", meinte Kim leicht mitleidig. Ich hasste Mitleid. Es symbolisierte, dass man so schlecht war, dann man seinen Zuspruch nur so erlangen konnte und nicht mit Leistung. Irgendetwas in mir wurde extrem wütend. So weit war es ja wohl noch nicht gekommen, dass ich absolut gar nichts konnte und mich hier durchgehend runter machen lassen musste.

Und es war, als hätte sich in meinem Kopf ein Schalter umgelegt. Der Block war immernoch instabil und ich stand nicht breit genug, aber der Arm hatte eine gewisse Spannung. Der Fauststoß kam zwar nicht punktgenau gleichzeitig mit der Hüfte, aber er hatte schmackes. Mit aller Kraft die ich aufbringen konnte, trat ich gegen die Pratze. Und obwohl ich danach wieder das Gleichgewicht verlor und wegstolperte, lächelte mich Kim stolz an.

"Na siehste, geht doch!", sagte sie und hielt mir eine Hand hin. "Wer aufgibt ist der erste Verlierer! Vergiss das nie."

×××

~1005 Worte

~silvern_tear

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