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Verwirrt faltete ich den Brief wieder zusammen und legte ihn neben mich nieder.
Stumm blickte ich an die Innenwand der Kutsche.
Das waren also die letzten nieder geschrieben Worte meiner Mutter, an mich...

Doch so recht konnte ich nicht verstehen, warum sie einfach so verschwand und mir diesen Brief hinterließ und ich ihn erst Jahre später lesen durfte. Warum hatte sie ihn mir nicht gleich hingelegt.

So das ich ihn sofort gesehen hätte.
So das ich ihn sofort gelesen hätte .
So das ich nicht Jahre lang davon ausgegangen wäre, dass sie ohne mich wahrhaft zu lieben, abgehauen sei bzw gestorben ist.

Laut Vater starb sie bei einem Ausritt, als sie unglücklich vom Pferd fiel.
Doch nie hatte ich ihren leblosen Körper gesehen.
Zur Beisetzung am Friedhof, wurde es mir auch verboten, dabei zu sein. In meinem Alter mutete man mir dies nicht zu ...

Verwirrung.
Ja verwirrung war mir förmlich ins Gesicht geschrieben.

So recht wusste ich nun wirklich nicht, wie ich damit umgehen sollte.

Sie hatte noch an mich gedacht.
Sie hatte dafür gesorgt, dass dieser Brief an mich überreicht wird.

Und somit konnte dieser Unfall niemals ungewollt oder gar überraschend erfolgt sein.

Es wirkte auf mich, als hätte meine Mutter genau gewusst was auf sie zukommen würde.

So als ob sie wusste, was in wenigen Augenblicken ihr Schicksal sein würde.

" Für meinen kleinen Engel - Möge er dir auf ewig Glück bringen ", halten ihre Worte in meinem Kopf.

Auch wenn es nur eine Gravur in dieser Kette war oder die Schrift auf dem Papier. Ich fühlte mich so nah wie noch nie, bei ihr.

• •

Mehrere Tage verstrichen,
Während wir unterwegs nach Russland waren.
Bald würden wir die Landesgrenze erreichen und dann waren es keine 3 Tage mehr, bis wir endlich in St. Petersburg an kamen.

Ich konnte es ehrlich gesagt, kaum noch aushalten.

So langsam konnte ich nun wirklich nicht mehr in der Kutsche sitzen. Die Sitzpolster der Sitzbänke waren mit der Zeit nicht mehr ganz so angenehm wie ich sie am Anfang empfand.

Ich hoffte so sehr, dass ich bei Alexej mit Bailey weiter reiten durfte und nicht bis nach Moskau, wieder in dieser Kutsche reisen musste.

Die letzten Tage über, hatte ich viel Zeit damit verbracht über die Worte meiner Mutter nachzudenken. Genauso wie ich darüber nachdachte, wie ich in Russland klar kommen würde.

Wie die Menschen dort wohl sind.
Wie ich dort überhaupt aufgenommen werde.
Ob ich als ihre baldige Königin ... Zarin akzeptiert werde und wenn nicht, was dann.

Ich war so nervös.
Es war so eine große Aufgabe.
Ich würde nicht nur irgendein kleines Land regieren, nein.
Ich würde das größte Reich auf unserem Kontinent, gemeinsam an Alexej's Seite regieren.

Ob ich für diese Aufgabe gewachsen war? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.

Doch werde ich es sicherlich mit der Zeit merken. Ich werde mein bestes geben dem Volk eine gute Zarin zu sein. Ich werde so gut es geht im Sinne des Volkes handeln und nicht nur im Sinne des reichen Adels.

"Mylady, wenn sie gleich zu ihrer linken sehen, sehen sie einen wunderschönen kleinen See. Von dort an beginnt unser wunderschönes Russland.", schwärmte Elisabeth Duykij.

Die Frau von Lord Duykij war vor 2 Tagen zu mir gestoßen. Sie war von Alexej zu mir gesandt worden. Damit ich nicht ganz so alleine auf der Reise zu ihm war und das wir einander besser kennen lernen würden. Schließlich würde Elisabeth eine meiner Hofdamen werden und somit würden wir uns täglich über den Weg laufen. Und da war es auch mir sehr wichtig, dass wir einander verstanden.

Schnell blickte ich zu meiner linken und erblickte einen wunderschönen kleinen See. Welcher in nicht all zu weiter Ferne zu erkennen war. Mehrere Enten schwammen auf seiner Oberfläche. Ihr schnattern war bis hier her zu vernehmen, was mir ein kleines Lächeln auf die Lippen brachte.

Der See schimmerte in einem angenehmen Lila Ton, passend zu dem Sonnenuntergang, der am Himmel so langsam den Abend einleitete.

"Wahrlich Wunderschön" .
"So wie ihr, Victoria"
"D-Danke", überrascht von ihrem Kompliment errötete ich leicht und blickte sie schüchtern lächelnd an.

Wir beide verstanden uns leider noch nicht ganz so gut.
Was vielleicht auch sehr daran lag, dass Elisabeth meiner Sprache nicht ganz mächtig war und ich nicht der ihren.

Doch mit den kleinen wortfetzen, diese wir beide kannten, konnten wir uns sehr gut verständigen.
Umso mehr wünschte ich mir, dass ich so schnell es nur ging der russischen Sprache mächtig werde.

"Wenn es in eurer Heimat nur von so wunderschönen Orten wimmelt, werde ich euer Heimatland lieben." - " Es gibt unendlich viele solcher schönen Aussichten in unserem Land."

Victoria || Robb Stark [Pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt