Kapitel 14

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-Roxas-
"Nein, noch keine Besserung. Ja, die Ärzte sind nicht mehr davon überzeugt. Leider. Es sieht schlecht aus. Ich weiß auch nicht weiter. Nein, ihr müsst nicht her. Bleibt lieber da. Genau kümmert euch jetzt um Ven. Ok. Bis dann."
Clouds Stimme war gedämpft, er telefoniert mit meinen Eltern. Die scheinbar nicht her kommen.
Weshalb auch. Ich war nie geplant. Ich bin schuld warum Ven nicht gesund ist, wäre ich nicht da... Meine Organe könnten Ven ein unbeschwertes Leben schenken. Ich hatte nie wirklich ein Recht auf dieses Leben. Warum sollte ich denn kämpfen...

Unsere Eltern wollten unbedingt ein Kind haben, als meine Mutter schwanger wurde, war die Freude riesig. Die Tatsache, dass gleich 2 Babys unterwegs waren, bereitete ihnen Sorgen, es wurde mehr Geld benötigt, mehr Platz, es würde anstrengender werden...
Schon vor unserer Geburt stellten die Ärzte fest, dass die Nährstoff und der Platz für uns zwei recht problematisch werden könnte. Scheinbar nahm ich mir den Platz den ich brauchte und Ven bekam den Rest. Wodurch er bei Geburt deutlich schwächer war, da ich auch scheinbar hauptsächlich ernährt wurde. Meine Eltern tat der kleine Wurm leid, ich war es der ihn das alles angetan hatte.
Ventus musste immer wieder operiert werden und ich war das Ersatzteillager, alles was ging wurde genommen. Wenn ich nun sterbe... Könnte er endlich ein glückliches Leben führen... Ich war immer nur ein Parasit der ihm das Leben ausgesaugt hat. Mit meinem Herzen könnte er möglicherweise sogar richtig leben, Sport machen und endlich aus den Kliniken heraus.

"Ich brauche dich", Axels Stimme.
"Du bist Teil unserer Familie", Aquas Stimme.
"Mit dir macht es viel mehr Spaß Blödsinn zu machen.", Demyx Stimme.
"Wage es nicht Axel allein zu lassen. KÄMPFE um dein Leben!", Saix Stimme.
"Bitte steh wieder auf, du bist nicht alleine!", die Stimme eines Mädchens.
"Verlass mich nicht!", Axel der halb am weinen war.
Diese Aussage schwirren plötzlich in meinem Kopf umher.
Als merkten sie wie schlecht es mir ging. Es gibt Leute die sich um mich sorgen, für die bin ich kein Parasit, kein Monster. Nein, sie mögen mich und wollen das es mir gut geht.

Das grelle Licht der Deckenbeleuchtung blendet mich, ich musste mehrmals blinzeln bis ich mich dran gewöhnt hatte.
Mein Blick wanderte durchs Zimmer.
Es war klein, aber voller Blumen und Dekorationen.
Der Schlauch in meinem Mund tat weh, ich versuchte meine Arme zu bewegen. Ich wollte den Schlauch einfach rausziehen. Auf meiner linken Hand merkte ich ein Gewicht, ein rothaariger Kopf lag auf dem Bett.
Axel...
Seine Hände hielten mich bzw. meinen Arm fest. Er schlief.
Der rechte Arm hatte eine Infusion, ich bewegte ihn dennoch, diese Nadeln im Arm schmerzen immer bei Bewegung. Doch der Schlauch störte mich viel mehr. Ich konnte nicht richtig Atmen, obwohl natürlich er zur Beatmung da war.
Aber es fühlte sich so falsch an.
Beim Bewegen löste sich die Infusion, sowie eine Elektrode des Herzmonitors. Das Piepsen war unerträglich, ich dachte mein Kopf würde explodieren.
Axel wachte durch das grelle Geräusch auf. Geschockt sah er mich an, erst voller Angst und dann trafen sich unsere Blicke.
Ich bin wach! Hey nicht weinen. Ich bin wieder da.
Mehrere Menschen stürmten ins Zimmer, sie hatten den Wagen für eine Wiederbelebung dabei.
Der Arzt schaute mich verdutzt an, dann entfernte er langsam den Schlauch und setzte einen neuen Zugang.
"Wir werden gleich einige Test machen müssen. Aber erstmal Willkommene zurück."

Axel und ich waren wieder alleine in dem Zimmer.
Ich versuchte mich aufzurichten, er half mir dabei, wusste aber gleichzeitig nicht recht wie, wo und ob er mich anfassen darf.
Ich versuchte zu sprechen, mein Hals schmerzte zu dolle.
Axel reichte mir einen Becher.
Seine grünen Augen habe ich so vermisst, sie sahen nur müde und mitgenommen aus. Er war allgemein sehr abgemagert und erschöpft am wirken...
Alles wegen mir...
Das Trinken fiel mir schwer. Ich bekleckerte mich mit dem Wasser.
Wortlos tupfte Axel das verschüttet Wasser auf meiner Kleidung trocken.
Seine Augen waren feucht und gerötet.
Er hat wegen mir geweint! Nur wegen mir... Oder doch weil er die Verantwortung für mich übernommen hat und versagt hat in seiner Vorstellung? Weshalb war er sich so am bemühen? Schlechtes Gewissen oder mag er mich?
Axel packte mich wortlos und drückte mich vorsichtig an sich. Er umarmte mich, es war so angenehm. Ich spürte seine Körperwärme. Der Geruch seines Aftershave war wieder in meiner Nase. Dieser Duft, er war so angenehm. Diese ganze Umarmung war so wunderschön.
"Willkommen zurück, du hast uns allen einen riesen Schrecken erteilt. Wir dachten wir hätten dich verloren. Wir... Ich dachte ich sehe dich nie wieder. Ich könne dich nie wieder umarmen, dich nicht mehr lachen sehen, dich niemals mehr sprechen...
Lass mich nie wieder allein!"
Sein griff wurde fester und seine Stimme war ganz schwach.
Ich spürte seine Tränen.
"I-Ich b-i-n hierrr"
Meine eigene Stimme versagte halb und es war mehr ein kratzen. Axel löste seinen griff und schaute mich an, ich versuchte so gut es geht zu lächeln. Noch mehr Tränen schossen in seinene Augen.
"Ja, ja.. Du bist hier. Hey kleiner Mann."
Er lächelte mich ebenfalls an.
Wir sahen uns wortlos an, für Minuten, Stunden, Tage die Zeit verging und blieb stehen zugleich Zeit. Wie lange wir so waren, keine Ahnung.
Das Öffnen der Tür brachte Axel dazu sich zu bewegen.

-Dezember-

-Axel-
Roxas ist Ende November wieder zu sich gekommen, jeden Tag ging es ihm besser. Er lernte jetzt wieder das Bewegen seines Körpers, durch den Überfall und dessen Schäden konnte er seine Beine nicht mehr richtig bewegen. Dies kann laut Ärzten aber wieder erlernt werden. Genauso wie er die Kraft in seinen Armen wieder herstellen musste. Zurzeit kann er sich nicht mal auf Krücken halten, er macht aber täglich Fortschritte.

Mittlerweile war es kurz vor Weihnachten, die Straßen waren voller Beleuchtung und es roch nach Lebkuchen und gerösteten Mandeln.
Die ganze Stadt war in freudiger Erwartung auf die Feiertage. Die Menschen strömen in die Läden und suchten die letzten Geschenke.
Kauften die letzten Zutaten für ihr Festmahl. In einigen Tagen würden sie zusammen mit ihren liebsten am Tisch mit einem viel zu üppigen Mahl zusammen lachen und feiern.
So stelle ich mir zumindest Weihnachten bei einer normalen Familie vor. Gute Erfahrungen an Weihnachten aus meiner Kindheit sind selten, es gab schöne Momente... Diese wurden jedoch von den dunklen Ereignissen übertönt.
In unserer WG feierten wir Weihnachten, jedes Jahr wird versucht zusammen am Tisch ein typisches Weihnachtsessen nach zu stellen. Jeder kleidet sich schick, die Wohnung und der Baum werden mit allerlei Deko voll gestopft. Für mich etwas zu viel, aber da viele ihre lieblings Teile am Baum oder Fenster haben wollen, war das unsere friedlichste Lösung.
Unsere Wohnung roch zudem wie eine Bäckerei, Aqua ist die gesamte Vorweihnachtszeit in der Küche am Backen. Ihre Kreationen sind alle köstlich.

Dieses Jahr bekomm ich vom Chaos und Charm in der Wohnung nichts mit. Auch wenn Roxas mehrfach beteuert hat es sei okay wenn ich gehe, spürte ich wie sehr er mich da haben will.
Er bekam zwar besuch von der WG, außer von Luxord, und Xion kam auch regelmäßig. Ein paar Mal kamen Sora und seine Freunde vorbei. Aber Roxas Familie war immer noch nicht aufgetaucht. Bis auf Cloud, der nach Rücksprache mit Roxas wieder ins Ausland für den nächsten Auftrag musste. Mir war klar, das Roxas Cloud gerne hier hätte, aber so war er numal... Er will niemanden zur last fallen und stürzt sich damit ins Unglück...

"Hey, Roxas. Ich hab eben mit dem Arzt gesprochen."
Ich betrat das Krankenzimmer, meine Laune war super. Endlich gab es gute Nachrichten.
Roxas setzte sich auf, immer noch hatte er Probleme beim aufsetzen. Ich versuchte ihn zu helfen, er schlug aber meine Hände weg.
"Ich muss das alleine schaffen."
Er stieß beim Versuch sein Wasser um, der Brecher fiel auf seinen schoß.
"Ach Mist!"
Das Greifen des Bechers war ebenfalls ein Problem für ihn.
Ich nahm den Becher trotz protest.
"Lass dir auch etwas helfen, dann geht es manchmal leichter. Du bist nicht alleine!"
"Ich kann nicht immer drauf zählen, dass mir jemand hilft."
Seine Decke war völlig durchnässt, ich entfernte sie vom Bett.
"Ich werde dir jederzeit helfen."
Roxas war gerötet, er trug nur eine Boxershorts und ein T-Shirt, die schwere Decke war sein Schutz und ich habe ihn einfach entfernt.
Seine Hose und das Lacken darunter waren schon vom Wasser durchnässt.
Peinlichkeit und Verärgerung war aus Roxas Stimme zu entnehmen.
"Du-Du wirst auch genug von mir haben. Ich bin doch nur ein - ein kleines Kind für dich. Etwas... Was du bemuttern möchtest oder so... Ich bedeute dir nicht wirklich was."
Wie versteinert stand ich vor dem hilflosen Roxas, der nun völlig rot im Gesicht war und mich mit seinen blauen Augen direkt anschaute.
Ich musste mich räuspern, meine Hals war wie zugeschnürt.
"Ich werde niemals genug von DIR haben. Ich bemitleide dich nicht, mach das nicht aus mütterlichen Gefühlen oder weil ich älter bin und denke ich habe eine Verantwortung dir gegenüber. Nein... Das hab ich mir auch immer wieder eingeredet. Ich kümmere mich um dich, weil DU es bist!.. Ich -... Ich - ich hol eine Schwester, du brauchst neues Bettzeug. Sonst wirst du noch Krank... Dabei hab ich doch so gute Nachrichten für dich."

Ich lehnte mich außen vor die verschlossen Zimmertür. Mein Herz klopfte wie wild. Der Anblick des verletzlich Roxas lies es wie wild hämmern.
Verdammt! Was mach ich bloß! Ich... Ich kann doch nicht... Er ist zu verletzlich.... Ich werde ihn nur wehtun. Ich muss ihn beschützen um jeden Preis... Wenn ich ihn sage was ich empfinde wäre es nur falsch. Es wäre egoistisch.
Ich schlug gegen die Wand und machte mich auf die Suche nach einer Schwester.

Ein neues Leben Beginnt (Akuroku) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt