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Neue Woche, neue Hölle und diesmal auch neues Motho aus Merthys Spendenplan. Zwar waren alle kurz vor ihren Klausuren, aber das schien ihn nicht bei der Organisation zu stören.
Diesmal war es ein Stand mit kleinen Hauspflanzen. Schon aus der Weite konnte ich kleine Kakteen und Bäumchen erkennen, die schrien Nimm mich!. Und weil ich definitiv wusste, dass diese unschuldigen und süßen Dinger sofort mein Herz erobern würden, wie sie es bei den vielen Schülerinnen an dem Stand taten, sah ich so gut es ging auf den Boden und hielt einen so großen Abstand wie nur möglich von dem Stand, während ich zu Merthys ausgeklügelten Werbesprüchen einen Bogen machte. Diesmal musste ich echt auf mein Geld acht geben.
Selbst, als ich schon daran vorbei und durch den Flur befüllt mit Schließfächern ging, hielt ich den Blick gesenkt, aus Sorge, Merthy würde mich auch dieses Mal wieder zu sich rufen.
Doch bei den vielen Schülern war es unwahrscheinlich und als ich meine eingeschränkte Sicht wieder bessern wollte, um nicht noch gegen wen zu stoßen, wurde ich mit einem gewaltigen Ruck nach außen geschleudert, bis mein Rücken mit der kalten Seite eines Spindes zusammentraf und ich stöhnend die Augen schloss, bevor ich mit verkrümmten Gesicht in die dunklen Augen von Eric sehen durfte.

Okay, nein, korrigiere: Sie waren nicht nur dunkel, sondern auch furios. Eine unterdrückte Wut herrschte in ihnen, die absolut jedem Sorgen bereitet hätte, wenn man Eric kannte.
Geschockt weiteten sich meine Augen, während ich spürte, wie sein Körper sich teils an meinen presste, damit ich nicht wegkommen konnte.

Meine erste Reaktion war es starr zur Seite zu sehen, wo doch viele Zeugen umherliefen und auch wenn ich gerade so durch Erics muskulösen Arm sehen konnte, der knapp über meinem Kopf abgestützt war und mich anscheinend absichtlich von den anderen abschirmen sollte, zogen die anderen weiter, ohne uns groß zu beachten.
In mich fluchend verzog ich die Brauen. War klar, dass niemand einschreiten würde. Nicht, weil ich ein Außenseiter war und niemand sich weniger für uns interessieren könnte - auch wenn das für einige sicherlich der Fall war - sondern, weil es Eric war, der mich hier an den Spind presste. All die Geschichten, die sie über ihn gehört hatten, hatten ihre Köpfe gewaschen und sie nun dazu gebracht alles zu tun - nur um nicht in sein Radar kommen.
Sie behandelten ihn, wie Luft, was ihn normalerweise keines Wegs störte, aber mit mir schien es anders zu sein.
Jedenfalls stellte ich das fest, wenn man sich meine Lage betrachtete.
"Wie fühlt es sich an, vollkommen sorglos durch die Schule zu gehen, hm?" fragte er dunkel und leise, während sein Gesicht nah vor meinem war.

Unter schnellem Herzschlag sah ich ihn verständnislos an. "Was ist dein Problem?" versuchte ich stark zu klingen, "Schon seit Tagen läufst du grimmig herum und jetzt entscheidest du, das an mir loszulassen?" Seine brodelnden Augen flackerten, doch er sagte nichts dazu, also dachte sich mein Hirn wohl, es hätte freie Bahn. Denn ich schnaubte spöttisch und sagte etwas, dass ich mir schon verkneifen wollte, bevor es mir überhaupt über die Lippen kam. "Du bist echt ehrenhaft, weißt du das?"
Sofort spannte sich sein Körper an und die zuckenden Muskeln seines Arms, die direkt neben meinem Kopf prangten, schnürten mir die Kehle zu. "Du hast ein echt weites Mundwerk für einen Außenseiter." brummte er zornig und kam mir mit seinem Gesicht unangenehm näher.
Jedoch wusste ich jetzt nicht mehr, was ich erwidern sollte. Plötzlich wurde mir bewusst, wie schlimm es werden könnte, es sich mit Eric zu verscherzen. "Tue ruhig weiter so, als würdest du nichts merken." zischte er mir seinen Atem entgegen, der nach Zigaretten roch und sich mit seinem stechenden Aftershave vermischte. "Aber eins sollte dir klar sein: Ich kann dafür sorgen, dass das bald nicht mehr möglich sein wird."
Das Augenverdrehen schmerzte schon, weil ich so sehr versuchte es zu unterdrücken. "Versuche es doch." höhnte ich, doch im Inneren gefror alles in mir.

Meine Antwort definitiv nicht erwartend hielt er inne und starrte mich einen Moment nur an. "Werde ich auch wahrscheinlich. Aber bisher schützt dich meine Neugier, Anerston." zischte er, bevor er sich mit einem dumpfen Knall gegen die Schließfächer abrupt von mir entfernte und verschwand.
Er ließ mich einfach erstarrt alleine dastehen, ohne zu wissen, was das sein sollte und lieferte mich so einigen verständnislosen Blicken der Schüler aus, die ich vollkommen verstehen konnte.
Was zur Hölle war in Eric gefahren?!

Cold WinterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt