III

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„Und du bist dir sicher, dass du nicht doch zur Schule willst?" fragte meine Mutter, nachdem sie mich grundlos am frühen Morgen geweckt hatte.
Grimmig lugte ich durch die Decke zu dem fahl leuchtenden Fenster hinaus und brauchte mich im Bett nicht einmal zu ihr drehen, um zu wissen, dass sie ihre blonden Haare wieder perfekt zum nächsten Bleistiftrock gelockt hatte. „Heute bin ich noch befreit." brumme ich müde.
„Gestern erschienst du aber nicht so erschöpft von deiner langen Zeit draußen gewesen zu sein. Da kannst du bestimmt auch einige Stunden in der Schule aushalten."
„Mom-" „Schon gut, schon gut. Wie du denkst. Ich muss sowieso gleich los." seufzte sie und verschwand auch schon aus meinem kleinen Zimmer. Toll, geweckt für Nichts.

Doch erschreckender Weise fragte ich mich am Ende des Tages nicht selbst, ob es vielleicht doch nicht besser gewesen wäre, mich von Mom zur Schule fahren zu lassen. Denn im Grunde habe ich nichts gemacht, außer zu gammeln, meinem dürren Körper Unmengen an Kalorien zuzuführen und Musik zu hören. Immerhin war ich dennoch davon überzeugt einen relativ guten Abschluss zu machen. Selbst wenn er im Grunde keinen Wert hatte.
Somit war ich am nächsten Morgen gezwungen, den Bus zur Schule zu nehmen und mich der Hölle alleine zu stellen. Ich brauchte nur einen Fuß aus dem Verkehrsmittel zu stellen und wurde von den ganzen teuflischen Rufen der Dämonen übermannt. Gegacker hier, schellendes Lachen da, alles zum kotzen.

Deshalb ließ ich mir auf den Weg zum flachen Gebäude keine Zeit, sondern steuerte sofort den ersten Raum an, indem ich Unterricht haben würde. Aber mal wieder kam mir etwas ins Blickfeld, dass mich stoppen ließ. Was ist bloß passiert während ich weg war? Überall hingen Poster von einem unschuldig lächelnden Merthy mit der Aufschrift ‚SPENDEN FÜR EINE BESSERE SCHULE'.

Mit verzogenem Gesicht trat ich näher an das Papier, dass mir Merthys Gesicht viel zu groß präsentierte und las die kleine Schrift im unterem Bereich. Es wird Anfang Frühling eine Abstimmung geben, was auf der Schule mit den Spenden der Schüler erneuert wird. Gleich daneben hängt ein Plan von kleinen Veranstaltungen, in denen sie versuchen werden Geld zu sammeln. Nächste Woche fing es mit einem Kuchenbasar an. Mit verkrümmten Brauen trat ich zurück und sah in die hellblauen Augen unseres Schülersprechers. Der ist sich wohl sicher, dass er im Frühling erneut gewählt wird, was? Natürlich war es nicht unbegründet – er gab sich viel mehr Mühe, als je jemand zuvor – aber ich sah in dieser Sache nur abzocke. Was, wenn man für was anderes spendet, als das, was am Ende gewählt wird? Und wer versicherte mir, dass sich die Idioten unserer Schule davon nicht einen Anteil nahmen? Zutrauen würde ich es vielen.

Schulterzuckend ging ich weiter. Ich war eh zu broke, um etwas spenden zu können. Also interessierte es mich genauso wenig, wie der Rest.

Ich brauchte mich nur auf meinen mittleren Platz in der dritten Reihe zu setzen und merkte sofort, wie mich auch meine letzte Motivation verließ. Und dann auch noch Geschichte. Wozu brauchte man Geschichte? Jetzt schon gelangweilt, seufzte ich lange und tippte mit dem Kugelschreiber auf meinem geöffneten Block herum, während mit der Schulglocke auch die ganzen Schüler hineinströmten. Unter ihnen Jennifer, die in der Zeit, wo ich krank war, ihre braunen Haare mit leichten hellen Strähnen gefärbt hatte, was ihre rebellische Person irgendwie hervorstechen ließ. Dazu waren sie perfekt gelockt und obwohl sie mit ihrem schönen runden Gesicht locker zu all den ganzen Tussiegruppen gehören konnte, war sie größtenteils alleine oder mit irgendwelchen Jungs zu sehen. Und ihr etwas grober Kleidungsstil ließ sie irgendwie hervorstechen. Alleine die buffige Hose mit dem Militärmuster war meiner Meinung nach abgefahren, doch erweckte zu viel Aufmerksamkeit. Deshalb blieb ich lieber bei dunklen Tönen, wie bei meiner schwarzen Jeans heute, die mich mit meinem dunkelgrünen Shirt perfekt versteckte.

Doch scheinbar hatte es bei einer Person nicht funktioniert. Denn zusammen mit Jennifer kam auch Eric rein dessen fast schwarz wirkenden Augen kurz darauf auf meine trafen.
Verkrampft konnte ich für einen Moment den Blickkontakt nicht unterbrechen, bis ich den Kopf schnell abwendete. Verdammte scheiße hoffte ich, dass er sich nicht an Vorgestern erinnerte. Doch ich hörte genau, wie er sich noch mit Jennifer über irgendeine Party unterhielt, als sie sich auf dem Gang neben meinem ganz vorne setzte.
Eric hingegen musste an mir vorbei, um sich einen Platz rechts hinter mir zu setzen und ich dankte den Engeln, dass er mich nicht ansprach. Obwohl, wieso sollte er überhaupt? Keiner tat das.

Und obwohl mich heute absolut niemand bis zu diesem Punkt angesprochen hatte, dachte sich mein Lehrer, Mr Wolter, wohl, dass er das innerhalb des Unterrichts mal ändern sollte.
„Mrs Anerston, verraten sie mir mal, wann das lateinische Volk und mit welchen Mitteln es zu dieser Zeit angegriffen wurde."

Stocksteif starrte ich in seine blauen Augen, die unter der blassen Haut und den schon grauen Haaren hervorstachen. Sein Lächeln wirkte, als hätte er mich absichtlich ausgewählt, weil ich mich sogut wie nie meldete. Dabei wusste ich definitiv Bescheid und doch wollte sich in mir nichts bilden. Verdammt, ich wusste die Antwort doch! Wieso werde ich nervös, sobald ich auch nur irgendwie in den Vordergrund gedrückt werde??
„Mrs Anerston?" Heilige scheiße ich musste mich unbedingt beruhigen. Es war eine einfache Frage.
Noch kämpfte ich einen Moment mit mir und spürte, wie ich immer panischer wurde, desto erdrückender die Stille rüberkam. Bis ich frustriert ausatmete.
„Okay, stopp. Nein. Ich bin nicht dumm. Ich bin einfach nur nervös, ok?"
Sofort presste ich die Lippen erschrocken aneinander, während der Großteil des Kurses leise kicherte. Verdammt toll angestellt, Heather.

Ich bekam lediglich einen schrägen Blick von Mr Wolter ab, bevor er sich wieder zum Bild des Projektors drehte und seine Frage selber beantwortete. Toll. Jetzt war ich beschämt und unmotiviert. Besser ging's doch gar nicht.

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Hey, ich wollte nur eine kleine Frage für die stellen, die die Geschichte bis hierher gelesen haben: Gibt es bestimmte Tipps, um meinen Schreibstil zu verbessern?
Es ist vielleicht nicht meine erste Story, aber ich habe immer noch das Ziel, besser zu schreiben. Viele zum Beispiel meinen, ich schreibe zu detailliert. Trifft das auch hier zu?
Keine Scheu und Danke für die Zeit.

xo Mrs.Tomboy

Cold WinterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt