Vollkommen zerstört lag ich auf meinem Tisch im Raum und wusste nicht, wie ich alleine die erste Stunde überleben sollte. Und das laute Gelaber der Schüler, die den Geschichtsraum füllten, machten es nicht besser. Sie intesivierten meine Kopfschmerzen und ich fragte mich in diesem Moment erneut, wieso ich überhaupt noch die Schule besuchte oder mir überhaupt Mühe gab, gute Noten zu schreiben. Das alles war doch eh für die Katz, wenn ich plante meinem Leben innerhalb der nächsten Jahre einem Ende zu setzen. Wenn es überhaupt so lange dauerte..
"Guten Morgen." trat Mr. Wolter so grimmig gestimmt, wie immer, ein und legte seine Unterlagen lustlos auf seinen Pult. Sehr motivierend für einen Schüler. Manchmal fragte ich mich ehrlich, wieso dieser Kerl Lehrer geworden war. Er schien keinen Spaß am Unterrrichten zu haben. Wahrscheinlich nur, weil er so die Jugendlichen piesacken konnte, die sonst immer seinen Garten verunstalteten.
Jeder wusste von seinen sorgsam gepflegten Lillien und Hibisken, um die er sich so gut sorgte, wie um nichts anderes. Und wenn es ihnen schlecht ging oder einer seinen Müll auf sie warf, regte er sich bei uns auf und ließ uns seine Wut spüren, auch wenn wir nicht daran beteiligt waren. Deshalb war er auch geschieden.
Mir fiel auf, wie diesmal nicht nur Eric fehlte, sondern auch Jennifer, was etwas in mir auslöste, dass ich jedoch nicht sonderlich benennen konnte. War das Enttäuschung? Seit der Party hatten wir kein Wort gewechselt, aber ich war mir ziemlich sicher, wir hatten seither die Grenzen der Feindschaft überschritten. Jedenfalls wurde ich Tag täglich nicht mehr giftig angestarrt und bekam auf dem Gang hier und da ein "Hey." von Jennifer, auch wenn es mir jedes Mal absurd vorkam.
Die Klingel ertönte und ich stöhnte leise in mich, während Mr. Wolter den Unterricht mit dem typischen Namenscheck startete. Ich bekam bald die Krätze.
Doch es dauerte nicht lange, bis ihn ein erschreckend lautes Hämmern an der Tür innehalten ließ. Man sah, wie er schon wütend ausrufen wollte, als sie nicht stoppten, doch genau da schwang die Tür blitzartig auf und alle zuckten zusammen, bevor mehrere Gestalten in den Raum rasten.
Die meisten um mich zischten erschrocken auf, doch ich konnte gar nichts vor Schock machen.
Ich konnte nur die Gruppe anstarren, die sich in schwarzen Roben im Raum verteilte. Es waren insgesamt sieben. Alle mit schwarzen Masken unter den Kapuzen und zwei von ihnen schritten zielstrebig zu Mr. Wolter, während die Menge unruhig wurde.
Die meisten riefen geschockt aus und sprangen von ihren Plätzen, als die Maskierten durch die Gänge preschten.
Doch niemand rannte zum Ausgang da dieser von einem großen Typen verschlossen wurde, der nicht weniger gruselig aussah.
Was zur Hölle passierte hier?Nun auch deutlich alamiert stand ich zittrig auf und lehnte mich mit einer Hand an meinen Tisch, während ich beobachtete, wie die meisten der Eindringlinge vor jeweils einer Wand stehen blieben und aus dem Nichts Spraydosen herausgeholt hatten, um alles mit wirren Symbolen zu bemalen.
Verwirrt betrachtete ich die Zeichen, doch konnte sie nicht deuten. Ich glaubte zu hören, wie einige Worte in einer mir unbekannten Sprache gesprochen wurden, die keinen Zusammenhang zu haben schienen, doch Mr. Wolters Rufen unterbrach mein Starren und übertönte das Rauschen in meinen Ohren.
"Was für eine Scheiße wird hier abgezogen?!" Er ächzte, als ihn die zwei Typen von vorhin packten und grob gegen das Whiteboard pressten, sodass nun auch bei ihm der Schrecken vollends im Gesicht stand.Niemand konnte so schnell reagieren, wie diese Fremden die Stimmung um 180° gewendet hatten. Selbst ich nicht.
"Arvere con, Satan!" rief einer plötzlich laut in den Raum gerichtet und die anderen hörten mit dem sprayen auf, um dasselbe in einem markerschütternden Chor zu wiederholen. "Tot dem Wolter" rief derselbe und schwang kräftig den Arm, was seine Robe theaterisch aufwirbeln ließ. Dabei spritze er eine große Ladung an Farbe durch den Raum, die wie Blut aussah.
Panisch sah ich zu Mr. Wolter, doch dieser war so aschfahl, als wäre er jetzt schon umgekommen.
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Cold Winter
Teen FictionMein Leben hatte schon für Jahre ein Ablaufdatum, aber ich hätte nie gedacht, dass jenes so früh antreten würde. Dass mein Leben so schnell miserabler werden konnte, als es schon war. Dabei war ich allem so gut es ging aus dem Weg gegangen, was mir...