Die Freunde von Eric kamen mir wage bekannt vor, doch wirklich oft sah man sie nicht mit ihm. Drei kannte ich nur vom Aussehen, während der vierte hier und da in nervigen Plaudereien vorkam. Kurz gesagt: Sein Name war Meltrid und gehörte zu denen die wegen ihres Aussehens angehimmelt wurden. Auch wenn er nicht so beliebt war, wie Brad. Nur zu recht. Das einzige Interesse, dass Meltrid neben seinem Aussehen erweckte, war, dass er für seine Stille bekannt war. Er war schlimmer als Eric, wenn es darum ging Geheimnisse zu bewahren und nichts preiszugeben.
Ich bekam mit, wie sie sich mit wenigen Worten einigten, bevor Eric mich am Handgelenk packte und einen seiner Freund mitwinkte, damit wir zum Schulparkplatz gingen.
Ich wurde auf den Beifahrersitz eines rostigen roten Audis verfrachtet und brauchte einen Moment, um die schnelle Wandlung zu verstehen. Schwänzte ich gerade wirklich?Der langhaarigen Freund im Beani stieg hinten ein und Eric setzte sich ans Steuer.
"Seit wann hast du ein Auto?"
Gefühlskalt steckte er einen dünnen Metallstab in das Schlüsselloch ein und startete den Motor. "Zwei Wochen."
Doch ich konnte erkennen, wie unter dem Lenkrad wenige Kabel raushingen. "Und von wem geklaut?"
Es war kurz und überschaubar, aber ich erkannte, wie er für einen Bruchteil gefror, bevor er schelmisch grinste. "Einem fiesen alten Christen."
Verdutzt starrte ich ihn an, doch er fuhr einfach los und schien die Konversation somit beendet zu haben."Danke, Mann." gurgelte der Kumpel auf dem Rücksitz, als er auf seiner Straße ausstieg und uns somit alleine ließ. Der Druck im Auto schien zu steigen und ich krallte die Finger in meine unter schwarzer Leggins steckenden Knie.
"Wo geht es jetzt hin?"
"Den Rest bei einem Kumpel treffen.."
Verwirrt starrte ich ihn an. "Und wieso hast du sie nicht einfach mitgenommen? Wir hätten schon irgendwie reingepasst."
"Weil die nichts in diesem Wagen verloren haben." brummte er schroff und versteifte den Griff um den Lenker. Dabei traten die fetten Ringe, die er heute trug deutlicher hevor. Ich konnte mich nicht erinnern, ihn jemals welche tragen gesehen zu haben, aber das beschäftigte mich im Moment wenig. Wieso war es dann in Ordnung, dass ich hier saß?
Etwas passte nicht und ich fing an, mich unbehaglich zu fühlen. Wieso bin ich überhaupt so protestlos mitgekommen?
Weil du die Langweile satt hast.
Erstarrend blickte ich durch die Windschutzscheibe auf die nasse Straße. Bei dem Punkt konnte ich der Stimme nicht widersprechen.
Also versuchte ich ruhig zu bleiben und beobachtete die bewölkte Umgebung. Ich war vielleicht selten weit draußen, aber ich erkannte, dass wir am Rande der Innenstadt waren und mussten einige Blöcke weiter auf das Lottogeschäft von Pete treffen."Wo fahren wir hin?" schaffte ich es meine Stimme gleichgültig klingen zu lassen, auch wenn ich nervös war. Es ließ ihn lediglich lächeln.
"Zu einem Kumpel von mir." Das wusste ich bereits....Sofort schossen mehrere Bilder vor mein inneres Auge und wollten mir Szenarien zeigen, die schlimm enden konnten, doch ich ignorierte sie. Dennoch konnte ich mir die Frage nicht verkneifen. "Welchen?"
Doch seine Stimme wurde plötzlich so kalt, wie sein Gesicht. "Siehst du gleich."
Mit dürrem Hals wartete ich ab, bis wir am Seitenrand einer Nebenstraße parkten. Weiter vorne erblickte ich einen kleinen Stadtpark, den ich schon lange mal besuchen wollte, doch meine Gedanken waren gerade andernwaltig beschäftigt. Durch den bewölkten Himmel wirkte alles düster und trostlos.
"Wir gehen schon mal rein. Die anderen werden eh noch etwas brauchen." burmmte Eric, während er ausstieg.
Ich wollte den Wagen eigentlich nicht verlassen, doch als er mir die Tür ungeduldig öffnete fühlte ich mich gezwungen. Mein Bauchgefühl war gar nicht gut, als die kühle Luft meine dünnen Beine umschlang und der leichte Wind meine schwarzen Haare umherwedelte, aber ich ließ die Tür zuknallen folgte ihm wortlos in eine Gasse an unserer Seite.
Sie folgte einem abgedeckten Zaun entlang, während die andere Seite von einer alten Ziegelblockwand mit einer metallischen Tür geführt wurde.
Bis auf einigen Dreck, ein Paar Mülltonnen und einer Garage am Ende der Gasse konnte ich jedoch nichts besonderes erkennen.Es drängte mich zu fragen, was wir hier schon taten, doch genau dann hämmerte Eric gegen die einzige Metalltür und überließ mich stocksteif für mich selbst.
Während er wohl wartete, dass jemand öffnete konnte ich nicht aufhören mich zu fragen, wie ihm in der schwarzen Jeansjacke und dem einfachen Shirt nicht kalt sein konnte. Ich konnte nicht ohne meine gepolsterte Stoffjacke überleben, während der Typ mit einer löchrigen Jeans rumlief.Erst, als sich die Tür einen spaltweit öffnete ließen sich meine Augen von Eric abwenden, doch weil die Tür sich nicht in meine Richtung öffnete konnte ich nicht erkennen, wer da war.
Eric neigte den Kopf zu der Person und fragte mit rauer Stimme nach einem Typen Namens Regy, bevor die Tür wortlos und leise geschlossen wurde und Eric lässig auf mich zukam.
"Wer ist Regy?" fragte ich bibbernd. Mich nervte die Geheimniskrämerei langsam.
"Der Kumpel." krümmte er die Brauen und blieb mit den Händen in den Hosentaschen vor mir stehen. "Ist dir etwa kalt?"
Hartnäckig biss ich die Zähne zusammen. "Nein." Doch das leichte Wackeln in meiner Stimme ließ sich nicht verkneifen, wofür ich mich hätte schlagen können. Vor Eric schwach zu wirken konnte ein fataler Fehler sein.
"Naja, so mager wie du bist.." brummte er unberührt und blickte vielsagend auf meine Beine hinab.
Ich wollte etwas erwidern, doch wusste nicht, was. Aber als sein Blick plötzlich meine Beine hochwanderte konnte ich sowieso nichts mehr sagen. Verwirrt beobachtete ich, wie sein Blick an meinen Schenkeln, knapp unter der Jacke stehen blieb und seine Brauen sich zusammenzogen, als würde er etwas nicht verstehen.
Er schien so sehr in seinen Gedanken vertieft zu sein, dass er meinen stechenden Blick nicht merkte, doch er wurde aus ihnen entrissen, sobald die Metalltür hinter ihm kräftig aufflog und sogar schon gegen die Ziegelwand krachte, bevor wir zu einem buffigen Vierzigjährigen blickten.
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Cold Winter
Teen FictionMein Leben hatte schon für Jahre ein Ablaufdatum, aber ich hätte nie gedacht, dass jenes so früh antreten würde. Dass mein Leben so schnell miserabler werden konnte, als es schon war. Dabei war ich allem so gut es ging aus dem Weg gegangen, was mir...