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"Deine Mom ist echt heiß." brummte Eric leise neben mir, als wir den Pfad durch unseren Garten runter gingen, während Mom uns hinterhersah.
Mit zusammengezogenen Brauen starrte ich in sein immer noch zufrieden lächelndes Gesicht. "Und verheiratet."
Seine dunklen Augen schossen mit einer solchen Intensität zu mir, dass ich kurzzeitig die Luft anhielt und sein selbstverliebtes Lächeln vergessen hatte. "Das spielt keine Rolle." Verstört verzog ich das Gesicht. "Aber sie hat dich dazu gebracht mitzukommen."

Wieder daran erinnert, dass ich nur wegen der Sturheit dieses Idioten in eine solche Situation gebracht wurde, ließ ich meine Augenlider genervt sinken und starrte nach vorne. Eric hatte recht. Heute schien die Sonne, wie vorhergesagt und ließ ein wenig von ihrer Wärme auf uns.
Deshalb hatte mich meine Mutter in eins ihrer Satinblusen in Hellblau gesteckt, während ich hartnäckig bei der schwarzen Jeans und der schwarzen Strickjacke geblieben war. Ich machte mich doch nicht extra schön für Eric und seine Freunde.
"Wahrscheinlich hat sie mich nur gezwungen, damit sie mit Dad das Haus für sich alleine hat und vögeln kann." Trotz der Wärme fröstelte es mich bei dem Gedanken.

Eric blickte mich kurz im Augenwinkel an, doch sagte nichts dazu. Stattdessen ließ er mich an diesem Abend mit meinen eigenen Gedanken und ich musste feststellen, dass mich die Idee dieser Party nicht so in Tieflaune versetzte, wie ich eigentlich vorspielte.
Tatsächlich war ich neugierig, da ich bisher noch nie auf einer war.

Wir näherten uns einem Familienhaus, welches nicht größer als das meiner Eltern war. Hinter den beigen Wänden drang Rockmusik durch und aus den sprossenbestzten Fenster strahlte mal blaues, mal grünes und mal rotes Licht in einem schnellen Rhytmus.
Ich hielt den Atemn an, ohne es zu merken.
Mit den Händen in den Taschen seiner schwarzen Jeans führte er mich zu dem Haus und öffnete problemlos die Eingangstür, um einzutreten.
Es war deutlich voller als erwartet. Während wir in einem halbwegs leeren Flur standen, der nicht nur zu einer Treppe, sondern auch hinten in einen Chillraum führte, dem wir uns zubewegten, waren die Räume zu den Seiten voller Jugendlicher.


Zwar beruhigte es mich, dass Rock spielte, aber die vielen fremden Menschen ließen mich komischerweise mulmig fühlen. Noch nie hatte ich mich freiwillig in eine Masse begeben. Naja, so sehr freiwillig war das nun auch nicht.

Da Eric sich nicht zu scheren schien, mir irgendetwas zu erklären, sondern mit kaltem Ausdruck durch das Haus trat, folgte ich ihm stumm, während ich alles begutachtete.
Mir fiel sofort auf, wie die wenigen Möbel der Dekoration beraubt waren. Etwas sagte mir, dass diese irgendwo sicher weggesperrt wurden, damit keine Idioten sie zerstören konnten.
"Setzt dich hier hin. Ich suche solange nach einem Kumpel." brummte er plötzlich und zeigte auf eine Couch, die zu einer verglasten Wand zeigte, durch deren Tür man zu einer Terasse kam.
Die wenigen Lichter in der Dunkelheit offenbarten einen rieisigen Garten, hinter dem ein Wald anfing. Und mitten an dessen Rand brannte ein Lagerfeuer mit gruseligen Silhouetten drumrum.
"Du lässt mich allein?" brummte ich zurück und hatte die Arme verkreuzt, während ich ihn mit einem nicht-dein-Ernst-Blick maß.
Er grinste auf, was mich die Brauen zusammenschieben ließ. "Du magst es doch alleine zu sein. Also genieße es, bevor es vorbei ist." meinte er neckend und haute durch die Terassentür nach draußen ab.

Einen Moment starrte ich ihm nach und fragte mich, was überhaupt der Sinn der Sache war, wenn er mich eh stehen ließ. Aber ich sollte mich freuen nicht um die Uhr neben diesem Psychopathen zu sein.
Weil ich nicht wirklich wusste, wo ich hin sollte, ließ ich mich auf seinen Vorschlag ein und stampfte an im Weg liegenden Beinen vorbei, um mich auf die orangene Couch fallen zu lassen, die mich mit ihrer Weiche zu verschlingen drohte.
Ohne zu wissen, was ich tun sollte griff ich nach einer der Zeitschriften auf dem braunen Kaffeetisch vor mir und lehnte mich seufzend zurück.
Klar konnte ich mit den Leuten meines Alters um mich quatschen, aber wollte ich das denn? Nicht wirklich.

Dennoch gab es wohl immer die Personen, die Signale schwer lesen konnten. Ich kam nicht einmal auf Seite drei der Frauenzeitschrift, bis sich ein Mädchen am anderen Ende der Couch bemerkbar machte. "Hey, wie heißt du?"
Mit eher desinteressiertem Blick sah ich zu ihr auf und traf auf graue Augen umrahmt von glatten blonden Haaren. Ihr Gesicht rief schon so nach Unschuld und Freundlichkeit, dass ich hätte kotzen können. Solche Menschen regten mich mit am meisten auf. Als hätte sie das Leben verschont, während ich Tag ein Tag aus mit denselben Dämonen zu leben hatte.
"Heather." meinte ich brüsk und versuchte sie mit meinem Blick zu durchstechen.
Doch das sanfte Lächeln ließ nicht von ihr ab und sie rutschte sogar neben mich, um mir die Hand zu geben.
"Nelly."
Stumm starrte ich auf ihre Hand, doch zeigte keine Intentionen sie zu schütteln, weshalb sie diese kurz darauf wieder sinken ließ, ohne wirklich berührt davon zu wirken.

Sie zupfte an ihrem lockeren weißen Oberteil und hörte nicht auf, mich anzusehen. "Ich habe dich bisher noch nie gesehen. Mit wem bist du hier?"
Seufzend schloß ich die Zeitschrift. "Eric."
Jetzt verzog sie die feinen Brauen. "Welchem?"
Augenverdrehend wünschte ich mir, jemand würde mit einer Kettensäge reinstürzen, nur um dieses Gespräch unter rollenden Köpfen zu beenden. "Eric Falcon."

Jetzt schien sich ihre Grimasse augenblicklich zu verändern. Ach, das reichte aus, um einem das Lächeln zu nehmen? Ich sollte mir diesen Trick merken. Anscheinend kannte, aber auch fürchtete jeder Eric. "Bist du etwa Part seiner Sekte?"
Warte, was?
"Welche Sekte?"
Erleichtert legt sie die Hand über ihr Herz und kichert. "Gott, ich hab schon angefangen, mir Sorgen zu machen. Aber scheinbar bist du nicht einer von denen."
Merkte sie denn gar nicht meinen verwirrten Ausdruck? "Was meinst du mit Sekte?" War ich dabei, mich in eine riesige Scheiße zu reiten?

Sie hob eine Braue und legte den Kopf schief, als wäre sie die Verwirrte. "Ich weiß nicht. Ich habe einfach nur komische Dinge gehört, aber das mit der Sekte war wohl ein wenig übertrieben." lachte sie unsicher, "Es kommt mir vor, als wäre er in einer, aber ich weiß es nun mal nicht genau. Er ist bloß immer so...komisch." zuckte sie die Schultern und ich nickte benommen. "An sich versuchen sich die meisten von ihm fernzuhalten, so heiß, wie er nun auch aussehen mag."

Und schon wieder dieses Mädchengelaber. Über Brad hätte ich es noch akzeptiert, aber sobald jemand über Eric sabbern sollte, wäre ich weg. Aber ein Glück tat es bisher niemand, auch wenn es begründet wäre.
Bevor ich fragen konnte, was sie denn so über ihn gehört hatte, dass sie solche Schlüsse zog, kam genau dieser mit seinem markanten Kiefer an und durchlöcherte mich mit seinen dunklen Augen. "Lass uns rausgehen." meinte er nur und überreichte mir einen roten Plastikbecher. Mit einem kühlen Blick zu Nelly, wendete er sich ab.
Erschöpft legte ich die Zeitschrift zurück und erhob mich. Zwar schielte ich kurz noch zu Nelly, die nun eingeschüchtert wirkte, doch ließ es sein und folgte ihm wortlos.
Ich war eh nicht hergekommen, um mir Freunde zu machen.

Cold WinterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt