LXVIII

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„Was verdammt nochmal tust du hier?" rutschte es mir aus, als ich mich vor den Kaffeetisch stellte. Doch von außen hin versuchte ich kalt und selbstbewusst zu wirken.
Die strahlend blauen Augen, die bis eben eine kurvenreiche Blondine bezirzt hatten, die auf der Armlehne weiter weg saß, richteten sich auf mich. Sofort huschte ein kalter Schauer über meinen Rücken, ohne zuzulassen, dass jemand Kenntnis davon nahm.
Nur kurz weichte der Hass in ihnen der Bewunderung, bevor Meltrid mich wieder eiskalt abcheckte.
„Ich wüsste nicht, was es dich angeht." erwiderte er kühl und lehnte die Arme über die Rückenlehne, worauf ein Mädchen mit unschuldigen Teddyaugen lehnte.

Ich ignorierte das Stechen, welches sein Blick auslöste, und verengte die Augen.
„Hat Eric dich hergezwungen?"
Er schnaubte nur und sah für einen Moment weg. „Du bist so nervig.."
Erstarrend verdrückte ich mir all die Beleidigungen, die sofort in mir aufkamen. „Tja, wir ziehen an, was wir sind."

Sein Blick schoss zu mir und ich konnte deutlich erkennen, dass dieser Kommentar ihn getroffen hatte.
„Die Welt ist ein interessanter Ort, was?" setzte ich murmelnd hinzu und hatte die Arme vor der Brust verschränkt.
Dennoch konnte ich nicht anders, als meinen Blick kurz nervös über den Raum huschen zu lassen, doch Eric war nicht hier.
„Wer bist du?" fragte eines der Mädels, die händchenhaltend mit einem Typen auf der Couch saß. Sie hatte giftgrüne Augen, die sich mit ihren roten Haaren bissen und doch konnte man den Blick einfach nicht von ihr wenden, sobald sie einen hatte.
„Schenke ihr keine Beachtung, Lex." murmelte Meltrid, der mich wieder von dem Mädchen abbrachte. Jetzt war der Hass nicht mehr so groß in seinen Augen zu sehen. Dafür etwas beunruhigendes.
„Aber wenn sie schon hier ist können wir uns auch mit der mysteriösen Fremden unterhalten, nicht?" hob er einen Mundwinkel, was mich zu sehr an Erics gruseliges Lächeln erinnerte.

Ich schnaubte Augen verdrehend und löste die Arme. „Ja, genau." wandte ich mich ab, doch wurde von ihm am Handgelenk gepackt, bevor ich auch nur drei Schritte tätigen konnte.
„Warte, warte." klang er auf einmal sorglos und lachte leise, während er mich zurück zog.
Wenn Meltrid lachte klang es kehlig und... unangenehm, sodass sich der Schauer diesmal bis zu meinen Beinen heranwagte.

Ohne weiteres wurde ich auf die weiche Ledercouch gesetzt, in die ich so tief sank, dass ich schon glaubte, von ihr verschlungen zu werden.
Meltrid hingegen legte den Arm hinter mich auf die Lehne und lächelte mich selbstverliebt an.
Er lächelte mich an.
„Du bist mit Brad hier nicht wahr?"

Sofort zog sich meine Brust vor Dunkelheit zusammen und ich sah ihn mit gesenkten Lidern an. „Das hat dir Eric erzählt, nicht wahr?"
Nun grinste er auf. „Wer weiß?"
Obwohl mir das Antwort genug war verursachte es dennoch die leichte Sorge, dass die Leute in der Schule jetzt schon über uns sprachen. Ich hatte das letzte Gerücht nicht vergessen.
Und wenn eines von genug Leuten besprochen wurde, dann gelang es auch zu Meltrid.

Mit distanzierter Miene versuchte ich mir eine schnippische Antwort hervorzurufen, doch er kam mir zuvor.
„Es ist gut, dass wir uns hier zufällig begegnet sind. Ich war nämlich ein wenig neugierig."
Verwirrt zog ich die Brauen zusammen.
„Wie hast du es geschafft hier mit der Oh-so-tollen-Nummer-Eins auf eine Party wie dieser auszugehen?"
„Wir gehen nichts aus." schoss es aus mir, „Wir sind rein freundschaftlich hier."
Er legte den Kopf in den Nacken um ein lautloses Lachen hervorzubringen, bevor er sich wieder mir zuwendete und sich so nah an mein Gesicht wagte, dass ich die Minze von seinem Bonbon riechen konnte. Oder den Käuterlikör, doch ich versuchte nicht daran zu denken, dass Meltrid angetrunken sein konnte.. Der Gedanke würde mir nämlich gar nicht gefallen.
„Wer's glaubt wird selig." wisperte er dicht vor meinem Gesicht, sodass ich schon die Nase rümpfte.

„Dann eben nicht." brummte ich und stand auf. Jedoch legte sich ein Arm um meine Hüften und ich wurde zurück auf die Couch gezogen. Diesmal unangenehm näher an Meltrid, als mir lieb war und zusätzlich mit einem leichten Verschütten meines Getränks. Ich wollte auffluchen, doch ließ mich von der Rinne, die meine Hand runterfloss ablenken und leckte es ohne zu überlegen ab.

Meltrid neben mir räusperte sich.
„Du siehst heute anders aus. Echt hübsch." redete er weiter. „Schade, dass Eric nicht so beliebt ist, wie ich, sonst könnte er sehen woran er wirklich dran ist."

Ich erstarrte bei meinen Versuchen Abstand zu kreieren. „Lass den Scheiß." hauchte ich schwach. Dumm war ich keines Wegs. Ich wusste, was er meinte. Jedoch war ich es nicht gewohnt so viele Komplimente innerhalb kürzester Zeit zu bekommen.
„Welchen?" grinste er.
„Deine eingebildeten Lügen. Eric findet mich nicht attraktiv." Das hatte er deutlich genug gesagt, als ich zum ersten Mal nach Jahren die Haare hochgesteckt hatte.

Diesmal lachte er laut auf, was mich die Augen weiten ließ. Ich war es von ihm nicht gewohnt. Und jetzt zeigte er sich so schamlos - so frei -, dass er schon geistesgestört wirkte. Und Menschen, wie er, hatten oft einen Grund, warum sie so zerstört über die Erdoberfläche spazierten.
„Ach, Heather." zwitscherte er und strich mir eine Haarlocke über die Schulter. Langsam lehnte er sich vor, was meinen Blick automatisch auf seine Lippen brachte und mein Herz panisch rasen ließ. „Du bist doch so naiv." wisperte er leise an mein Ohr.

Ich war so erstarrt, dass mir sogar das Schlucken schwer fiel. Dabei hatte ich das Bedürfnis mich wieder zu übergeben und wollte umso mehr, dass er seinen Arm von mir nahm.

„Heather?"
Erschrocken schwang mein Kopf zur Seite und im Augenwinkel sah ich Meltrid dasselbe tun.
Als ich Brad dastehen sah wich mir jegliches Blut aus dem Gesicht.
Seine Augen musterten Meltrid für einen Moment, der mir immer noch ungewöhnlich nah war, bevor er mich fest fixierte. „Alles in Ordnung?" Obwohl wir genug Stoff für ein Missverständnis hergaben, klang seine Stimme feinfühlig, was mich aus meiner Starre schmiss.

Ich schlug Meltrids Arm weg und stand endlich auf, auch wenn meine Beine sich wie Pudding anfühlten. „Ja." hauchte ich vor ihm und strich mein Kleid zurecht. „Meltrid ist nur ein idiotischer Charmeur."
„Sei bloß ruhig, Prinzessin." zischte es, doch bis auf einen kurzen Seitenblick gab ich ihm keine Beachtung.
„Ach, er wollte was von dir?" klang Brad ein wenig amüsiert und sah mit erhobener Braue zu Meltrid. Verdammt nochmal! Konnten wir nicht einfach weg von hier? „Ich wusste nicht, dass ihr euch kennt."

Ich öffnete schon den Mund, doch Meltrid war schneller. „Tun wir auch nicht."
Sobald ich zu ihm sah verfingen sich unsere Blicke. Seiner war starr und hart mit einer deutlichen Warnung darin, die ich definitiv Ernst nehmen sollte. „Sie hat sich nur verlaufen..."

Cold WinterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt