„Ich habe schon von Koma Village gehört. Wie du meintest, soll das Dorf wirklich schön sein, da es sehr ruhig und mitten in der Natur liegt", antwortest du Gingka und deine Mundwinkel heben sich leicht, es freut dich, dass ihr denselben Weg teilt. „Lustigerweise ist das Dorf ebenfalls mein Ziel."
Sofort kehrt die Anspannung in ihn zurück und seine Miene verhärtet sich etwas. Hörbar holt er Luft und schaut dich danach an als seist du ein Geist.
„K-Koma Village? W-Was willst du denn dort?" Gingka stottert leicht und die Sorge in seiner Stimme ist dabei nicht zu überhören.Verdutzt über seine extreme Reaktion starrst du ihn eine Weile sprachlos an, du verstehst nicht, wo sein Problem liegt. Was ist so schlimm daran, dass du sein Heimatdorf besuchen möchtest? Warum wirft er dir indirekt prompt boshafte Absichten vor?
Abwehrend hebst du die Hände. „Keine Sorge, ich habe nichts Böses im Sinn. Wirklich nicht."Gingkas Gesichtsausdruck wird gleich wieder ein bisschen weicher und er atmet einmal tief ein und aus. Danach zupft er verlegen an seinem weißen Schal herum und wendet seinen Blick von dir zum Fenster hin ab.
„Entschuldige. Ich wollte dir nichts Schlechtes unterstellen." Kurz pausiert er und sucht nach passenden Worten. „Es ist nur so, das letzte Mal, als Koma Village unerwarteten Besuch von Fremden bekam, war ihr Vorhaben alles andere als nett."Du kannst seine Mimik nicht erkennen, allerdings musst du das auch nicht, um zu wissen, dass du nicht weiternachfragen solltest, das sagt dir sein gebrochener Tonfall. Er will seine Erzählung eindeutig nicht weiterausführen, das, was auch immer passiert ist, scheint ihn sehr verletzt zu haben und heute noch mitzunehmen.
Zwar ist deine Neugierde unstillbar – sie gehört definitiv zu einer deiner nervigsten Eigenschaften, dennoch schaffst du es, sie zu Gingkas Wohlergehen auszublenden und das Thema innerlich abzuharken.„Wahrscheinlich hört es sich unglaublich blöd an und du wirst mich wohl für verrückt halten, aber ich suche in deinem Heimatdorf nach Antworten. Ein ehemaliger Freund von mir, der vor vielen Jahr nachts verschwunden ist, soll sich dort aufgehalten haben und ich möchte herausfinden, ob das stimmt. Das wäre sehr beruhigend für mich und besonders für seinen kleinen Bruder und seine Eltern. Dann hätten wir die hundertprozentige Sicherheit, dass er noch lebt und könnten ihn eventuell sogar finden", erklärst du Gingka deine wahren Beweggründe.
In seinem Zustand hat er es nicht verdient, von dir angelogen zu werden. Außerdem würdest du dich nur verdächtig machen, wenn du dir irgendeine Geschichte ausdenken würdest, dann würde er dir bestimmt nicht mehr helfen.
Des Weiteren hast nichts zu verbergen, du führst nur Gutes im Schilde.Zögerlich legt Gingka für wenige Sekunden tröstend seine Hand auf deine Schulter und schaut dich erneut an, seine Augen strahlen Mitgefühl aus. „Das mit deinem Freund tut mir leid. Hoffentlich findest du die gewünschten Antworten und es geht ihm gut."
„Danke, das hoffe ich auch."Eine unangenehme Stille herrscht nach deinen Worten zwischen euch, die Stimmung ist nach euren beiden eher weniger schönen Berichten angespannt und drückend.
Irgendwann holst du deshalb dein Handy heraus, schreibst erst Ryuto und dann deinen Eltern eine Nachricht, bevor du dich gelangweilt durch die Apps klickst und schlussendlich bei irgendeinem Autospiel hängen bleibst. Zum Chatten ist es zu früh, deine Freunde liegen noch friedlich im Bett und schlummern vor sich hin und ein besseres Game findest du nicht.„Ich glaube übrigens nicht, dass du verrückt bist", durchbricht Gingka nach deiner dritten Runde das Schweigen zwischen euch. „Vor allem nicht wegen der Sache, die du vorhast."
Schnell packst du aus Höflichkeit dein Smartphone beiseite und erwiderst seinen Blick.
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Kindheitsträume - I. Versprochen ist versprochen
FanfictionDu kennst Ryuga gefühlt, seit du denken kannst und dennoch kommt es dir so vor, als würde ein Fremder und nicht dein ehemaliger Kindheitsfreund vor dir stehen. Was ist aus dem kleinen Jungen geworden, der dir einst das Versprechen gegeben hat, dass...