Dass du förmlich in Dojis Büro stürmst, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts; du reißt schwungvoll die Tür auf und sie schlägt mit einem lauten Knall gegen die Wand – dass die Schiebetür momentan kaputt ist, kommt dir für deinen Auftritt sehr gelegen. Natürlich erwischst du das perfekte Timing und Doji ist in einem Gespräch mit Ryuga vertieft.
Unbeeindruckt zieht Doji seine Augenbrauen hoch und schaut ausdruckslos zu dir. „Wo ist Tsubasa?", fragt er ruhig nach und verschränkt die Hände ineinander, auf die er sein Kinn legt.
Überdramatisch lässt du die Tür hinter dir zufallen und stellst dich direkt vor seinen Schreibtisch. In deinen Augen lodert förmlich ein wütendes Feuer und du stützt die Hände in die Hüfte.
Tsubasa ist in seinem Zimmer, was Doji dank seiner durchgängigen Überwachung längst wissen wird, ebenso wird ihm euer Sieg bekannt sein.Also verzichtest du darauf, ihm eine ordentliche Antwort zu geben: „Als wüsstest du das nicht." Genervt verdrehst du die Augen und schnalzt angriffslustig mit der Zunge. „Hast du unsere Abmachung vergessen oder war das nur eine weitere deiner zahlreichen Lügen?" Härter könnte dein Tonfall kaum klingen.
Ryuga schenkt dir nun ebenfalls seine volle Aufmerksamkeit und mustert dich skeptisch. „Was für eine Abmachung?"
„Entschuldige uns bitte, Ryuga", fordert Doji ihn auf, zu gehen und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. Seine Bitte ähnelt eher einem Befehl.
Eigentlich sollte er ihn gut genug kennen, um sich der Tatsache bewusst zu sein, dass Ryuga sich nicht herumkommandieren lässt und nur seinem eigenen Willen folgt. Ausnahmsweise kommt dir diese Eigenschaft an ihm gelegen, seine Anwesenheit wird Doji in Erklärungsnot bringen.
„Hast du etwa Angst, dass er erfährt, was du getan hast?" Provokation schwingt in deiner Stimme mit und ein fieses Lächeln bildet sich auf deinen Lippen.
In Dojis Blick liegt keine Spur von Panik oder Schuld, stattdessen wirkt er beinahe verwirrt und überrascht – fast so, als hätte er tatsächlich keine Ahnung, wovon du redest.
Du glaubst ihm trotzdem nicht und automatisch überkommt dich der Drang, ihn für seine Schauspielerei und erst recht für das, was er getan hat, eine reinzuhauen. Deshalb musst du dich selbst an deine Worte erinnern, die du an Ryuto gerichtet hast: Das ist keine Lösung und nichts wird dadurch besser.
Außerdem ist nicht einmal seine Beteiligung bewiesen und es gibt nicht umsonst den Spruch „Im Zweifel für den Angeklagten" – bis zum Beweis der Schuld gilt derjenige als unschuldig.„Was soll er getan haben?" Ryugas Ton passt sich deinem an und er betrachtet Doji mit zusammengekniffenen Augen, seine komplette Haltung spannt sich dabei an.
Sogleich lässt du deine Angriffshaltung vorerst für ihn fallen und deine Miene wird sanfter. „Ryuto hat mich angerufen. Euer Vater hatte einen Motorradunfall, der durch einen Bey verursacht wurde. Er wird momentan noch operiert. Was für ein Zufall, oder?"
„Was?!" Bei deiner Aussage wird Ryuga ungesund blass und seine Hände zittern leicht, ehe er sie zu Fäusten ballt und aufspringt. Hass und Zorn zieren sein Gesicht, die sich gegen Doji richten und eine dunkle Aura umhüllt ihn. „Hast du etwas damit zu tun?"
Vielleicht hättest du Tsubasa doch lieber zu dem Gespräch mitnehmen sollen, allein hast du keinerlei Chance, Ryuga davon abzubringen, Doji umzubringen und deine Motivation, diesen Mistkerl zu retten, hält sich sehr in Grenzen.
Vorsichtshalber wandert deine rechte Hand trotzdem zu deinem Launcher und du bringst mit einem Schritt nach hinten etwas mehr Abstand zwischen euch. Beinahe hättest du vergessen, wie furchteinflößend Ryuga sein konnte.
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Kindheitsträume - I. Versprochen ist versprochen
FanficDu kennst Ryuga gefühlt, seit du denken kannst und dennoch kommt es dir so vor, als würde ein Fremder und nicht dein ehemaliger Kindheitsfreund vor dir stehen. Was ist aus dem kleinen Jungen geworden, der dir einst das Versprechen gegeben hat, dass...