06. Vision Hippogryph

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Das permanente Klingeln deines Handys reißt dich aus deinem angenehmen Traum und träge tastest du mit geschlossenen Augen nach dem blöden Ding. Welcher Idiot ruft dich mitten in der Nacht an und warum ist dein Smartphone nicht auf lautlos gestellt? 
Eigentlich tust du dies immer, bevor du schlafen gehst, damit so etwas nicht passiert, diesmal hast du es wohl aus irgendwelchen Gründen vergessen. Vielleicht bist du vor Erschöpfung ins Bett gefallen und hast deswegen nicht mehr dran gedacht. 

Wenn du ehrlich mit dir bist, hast du keine Ahnung, warum. Du kannst nur raten, denn du kannst dich nicht daran erinnern. Das letzte, was du weißt, ist, dass du Ryuga, Doji und danach Gingka getroffen hast. 
Gingka und du habt ausgemacht, im B-Pit miteinander zu reden, um die zwischen euch herrschenden Missverständnisse zu klären und Vertrauen aufzubauen. Vorher wolltet ihr euch jedoch aufgrund eurer durchnässten Klamotten umziehen. Bist du vorher eventuell wegen der Strapazen des anstrengenden Tages weggedämmert? 

Das helle Licht des Displays blendet dich und du kannst die angezeigte Nummer kaum lesen. Sie kommt dir nicht bekannt vor und du kannst sie niemandem, den du kennst, zuordnen.
Trotzdem nimmst du den Anruf an, mittlerweile bist du eh zu wach und kannst dich nicht erneut hinlegen.

„Ich wollte dir nur mitteilen, dass Ryuto in der Stadt ist. Er wollte dich überraschen, leider kam ihm etwas dazwischen", meldet sich Ryuga am anderen Ende der Leitung düster und unterbricht sich selbst mit einem noch finsteren Lachen. „Wir sind im Bey-Park, du hast zehn Minuten."

„Nein, Star, das ist eine Falle! Komm nicht! Er will –" Ryuto bricht ab, bevor er den Satz beenden kann und das klatschende Geräusch eines dumpfen Schlages erklingt. 

„Du Mistkerl!"
Gerne hättest du ihm noch wesentlich mehr Beleidigungen gegen den Kopf geworfen – dir liegen um die hundert spontan auf der Zunge – aber dafür reicht die Zeit nicht. Zehn Minuten sind knapp bemessen und du kannst es dir nicht leisten, auch nur eine Sekunde zu verlieren. 

Deswegen verzichtest du darauf, dich umzuziehen, schlüpfst eilig in deine ausgeleierten Chucks, schnappst dir deine Beyblade-Ausrüstung und wirfst dir die nächstbeste Jacke über, in die du dein Handy und deinen Schlüssel verstaust. 

Du schmeißt die Tür hinter dir zu und rennst direkt los als ginge es um dein Leben. Das ist zur Hälfte wahr, denn Ryuto gehört zu deiner Familie und ist ein Teil von dir. Niemals würdest du es verkraften, wenn ihm wegen dir irgendetwas geschehen würde. 

Alleine der Gedanke treibt dir Tränen in die Augen und du legst noch einmal an Tempo zu. Der kühle Nachtwind weht um deine nackten Beine, lässt dich erzittern und eine Gänsehaut bildet sich auf deinem Körper. Momentan ist zwar Sommer und die Temperaturen sind dementsprechend hoch, trotzdem ist es für ein dünnes Nachthemd nicht warm genug. 

Die Straßen Metal Citys sind fast gänzlich leergefegt, der tägliche Trubel ist nicht zu erahnen, kaum Menschen sind unterwegs und eine angenehme Ruhe herrscht über der Stadt. Es ertönen keine nervigen Autos, keine schreienden oder weinenden Kinder, keine viel zu lauten Gesprächen, keine unnötigen Streitereien und kein schrilles Lachen. 

Dein rasender Atem und das leise Klackern deiner kurzen Absätze sind die lautesten Geräusche, die du vernehmen kannst.
In einer anderen Situation würde dich die Stille erfreuen und du würdest sie genießen, nun wünschst du dir nichts mehr, als dass dieser Alptraum endet und du Ryutos Stimme vernimmst. 

Niemals hättest du gedacht, dass Ryuga derart weit geht, du hast seine Drohung seitens Ryuto nicht für ernst gehalten. Du bist nur eine alte Freundin gewesen, wäre er nicht verschwunden, wäre vielleicht eurer Kontakt ebenfalls abgebrochen.
Doch Ryuto ist sein Bruder, nichts und niemand auf der Welt außer Doji hätte sie trennen können. Sie sind immer ein Herz und eine Seele gewesen, es hat keinen wichtigeren Menschen als ihn in Ryugas Leben gegeben.
Du hast vermutet, dass ihn das davon abhält, Ryuto etwas zu tun, leider hast du dich geirrt.


Die Dunkelheit verleiht dem sonst freundlichen Park eine bedrohliche Aura, die Laternen spenden nur wenig Licht, das zum Beleuchten der weitläufigen Fläche kaum ausreicht.
Funkelnde Sterne leuchten klar auf dich herab und ausnahmsweise verfluchst du den eigentlich schönen Anblick. Sie erinnern dich an die zahlreichen Nächte, in denen du sie zusammen mit Ryuga beobachtet hast und daran, dass diese Momente nun bedeutungslos sind. 

Das Hier und Jetzt zählt, Ryutos Sicherheit ist wichtig, du kannst es dir nicht leisten, einem längst verlorenen Freund hinterherzutrauern. Ihr seid nicht mehr wie Geschwister, eure tiefe Bindung zueinander ist seit Jahren gerissen, gegenwärtig seid ihr Fremde und sogar Feinde.

Dir ist seit eurem Wiedersehen klar gewesen, dass du dich ihm irgendwann stellen musst, ein Kampf zwischen euch ist unausweichlich. Schon als Kinder habt ihr euch regelmäßig gemessen – mal hat er gewonnen, mal du – heute wird sich ein für alle Mal entscheiden, wer der wahre Sieger ist. 

Die Finsternis wird urplötzlich von zwei riesigen Drachen, die sich ein erbitterndes Match liefern und um die bunte Blitze und Funken fliegen, unterbrochen. Den in Blaugrün erkennst du direkt wieder, das ist Ryutos Dragonis. Er ist kleiner und zarter im Vergleich zum anderen und strahlt Licht anstelle von Dunkelheit aus. LDrago umgibt wiederum eine düstere Aura, seine Augen strahlen in einem gefährlichen Rot, das sich vom Violett seines Körpers abhebt und seine Krallen wirken messerscharf. 

Man muss kein Hellseher sein, um den Ausgang vorherzusagen. Ryuto wird verlieren, er hat keine Chance! 

Graue Wolken ziehen auf, während du ohne zu zögern auf die sich durchgehend attackierenden Fabelwesen zurennst. Die zehn Minuten sind fast um und es schaut nicht danach aus, als würde sich Ryuto noch lange halten, Ryuga könnte es jederzeit mit einem Special Move beenden.
Du darfst nicht zulassen, dass ihm etwas geschieht! 

Seine Worte schwirren dir im Kopf herum, als du den beiden immer näher kommst und ihre Schemen auf einer großen Wiese umgeben von vielen Bäumen ausmachen kannst.
Das Ganze ist eine Falle, Ryuga will dich und nicht Ryuto. Er benutzt ihn als Lockmittel, weil er weiß, dass er dein wunder Punkt ist und du alles für ihn tun würdest.
Es interessiert dich nicht, ob du dich dabei in Gefahr gibst, in der Hinsicht bist du wie er früher. 

Du solltest Angst haben, aber tatsächlich fürchtest du dich nicht im Geringsten. Ryuto geht vor, er soll nicht für das leiden, was zwischen seinem Bruder und dir gewesen ist.
Wenn das heute kein Ende findet, werden vielleicht noch weitere Menschen verletzt, die dir etwas bedeuten – Doji und Ryuga gehen über Leichen, das haben sie bewiesen – und das kannst du nicht riskieren. 

Dir ist egal, warum genau sie es auf dich abgesehen haben. Es liegt auf der Hand, dass es mit eurer gemeinsamen Vergangenheit zu tun hat, dennoch erschließt sich dir nicht, weshalb du eine Gefahr sein solltest. 

Es gibt bessere Blader als dich – zum Beispiel Gingka und Kyoya – und du wirst Ryuga nicht überzeugen können. Euer letztes Treffen hat gezeigt, wie sehr er sich verändert hat und wie sehr er unter Dojis und LDragos Bann steht.
Der einzige Weg, Ryuga zurückzubekommen ist, die Machenschaften der Dark Nebula zu stoppen und das schaffen Gingka und seine Freunde sicherlich auch ohne deine Hilfe. 

Was bringt es ihnen demzufolge, dich auszuschalten? Es ändert rein gar nichts.
Dir bleibt keine Zeit mehr zum Finden einer Antwort, da du aus den Schatten heraustrittst und dich ihm stellst. 

„Lass ihn in Ruhe!", befiehlst du Ryuga sofort und funkelst ihn voller Hass an, eh du deinen Bey abschießt.

Ryuga erwidert deine Wut mit einem selbstgefälligen Grinsen, das du ihm in einer anderen Situation mit dem größten Vergnügen aus dem Gesicht geprügelt hättest. „Du bist spät."

Dein Vision Hippogryph steuert direkt auf LDrago zu und bringt den taumelnden Dragonis somit aus der Schusslinie. Ihr verzichtet auf einen kleinen Schlagabtausch und greift sogleich zu euren Moves.
Der andere soll spüren, wie weit ihr euch in den vergangenen Jahren entwickelt habt und wie unfassbar stark ihr nun seid. Ihr zwei wollt einander eure Kraft beweisen und zeigen, wer der oder die Bessere ist. 

„Dark Move!" In Ryugas Händen bilden sich zwei hellviolette Kreise voller dunkler Energie, die sich zu einem Strahl verbinden und LDrago erfassen. Drei mächtige Drachen steigen in die Höhe empor und rasen unfassbar schnell auf dich zu. „Dragon Emperor Soaring Bite Strike!"

„Divine Wind Blast!", konterst du zeitgleich.
Ein Mischwesen aus Adler und Pferd erhebt sich aus deinem Bey in die Lüfte und schlägt kräftigt mit den Flügeln, so dass ein starker Sturm aufkommt.
Mit einem lauten Schrei schießt Hippogryph in seinem Höchsttempo auf den Boden nieder und lässt eine starke Druckwelle entstehen. 

Die Wucht beider Attacken entfacht eine kleine Explosion, welche die friedliche Stille der Nacht durchbricht, Staub aufwirbelt und dich von den Beinen haut. Danach ist wieder alles ruhig und dir wird schwarz vor Augen.



Unsanft schlägst du auf dem harten Fliesenboden auf, kleine Schweißperlen haben sich auf deiner Stirn gesammelt, dein Kopf schmerzt etwas durch den Aufprall und dein Herz fühlt sich so an, als würde es gleich aus deiner Brust springen. 

Noch leicht benommen rappelst du dich wieder auf, nimmst auf dem dunkelbraunen Sofa, von welchem du gefallen bist, Platz und greifst mit zitternden Händen nach deinem kalten Tee. 

Das Ganze ist nur ein böser Traum gewesen, alles ist in Ordnung. Ryuto geht es gut – zumindest den Umständen entsprechend – Ryuga hält sich sonst wo auf und du befindest dich im B-Pit.
Du bist scheinbar vor Erschöpfung und Müdigkeit auf Madokas Couch eingeschlafen, während du auf Gingka gewartet hast, jetzt bist du immerhin hellwach. 

Dein Vision Hippogryph liegt auf dem kleinen Tisch vor dir und glänzt wie lange nicht mehr. Nachdem du deinen Tee ausgetrunken hast, tauscht du die Tasse mit deinem Bey und betrachtest ihn genauer.
Er sieht fast wie neu aus, bis auf einen tiefen Kratzer auf dem Symbolbolzen sind alle anderen Einkehrbungen verschwunden, die verschiedenen Teile blenden vor Sauberkeit beinahe und der Farbverlauf von Gold zu Bronze zu Silber kommt perfekt zur Geltung. 

Nur die Macke, die den weißbräunlichen Adlerkopf mit den majestätischen Flügeln im Hintergrund durchbricht, zerstört das harmonische Bild. Dein Hippogryph hat diese Narbe vor langer Zeit bei einem erbitterten Kampf erhalten, als er noch deinem Vater gehört hat.
Seitdem ist sie zum Markenzeichen von euch geworden und Hippogryph trägt sie mit Stolz. 

Madoka hat wirklich gute Arbeit geleistet, das könnte dein Großvater, der ebenfalls eine Beybladewerkstatt besitzt, damit ihm nicht langweilig wird, nicht besser machen und du würdest es nicht einmal halb so gut hinbekommen.
Als wäre die kostenlose Reparatur nicht schon genug, ist von ihr zusätzlich ein kleiner Zettel angefertigt worden, auf dem von ihr fein säuberlich die Stärken und Schwächen der Laufspur Rubber 145 und der Spitze Metal Flat aufgezählt sind. 

„Ich hoffe, du bist zufrieden", erklingt plötzlich eine Stimme über dir und du hebst den Kopf, damit du die auf der Treppe stehende Madoka ansehen kannst. 

„Ja, danke." Ein breites, ehrliches Lächeln legt sich auf deine Lippen. „Würde ich es nicht besser wissen, würde ich denken, dass er neu sei."

Madoka verzieht trotz deiner fröhlichen Worte leicht das Gesicht und lässt die Mundwinkel hängen, während sie die letzten Stufen zurücklegt. „Leider konnte ich den Kratzer auf dem Face nicht vollständig entfernen, tut mir leid."

Empört schüttelst du verneinend mit dem Kopf und stehst auf, damit du deinen Beyblade ordentlich verstauen kannst. „Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen musst. Du hast deine freie Zeit genutzt, um meinen Hippogryph ohne Gegenleistung zu reparieren und das obwohl wir uns heute erst kennengelernt haben. Ich bin dir was schuldig, Madoka und sollte ich demnächst eine Beymechanikerin brauchen, werde ich immer zu dir kommen." 

Dein Gesagtes bringt Madoka zum Strahlen und sie zupft leicht verlegen ihre Brille zurecht. „Das habe ich gerne gemacht." Ihr Ausdruck verdüstert sich etwas und sie schaut hoch zu Gingka. „Im Gegensatz zu ihm hast du dich gut um deinen Beyblade gekümmert und ich war schnell fertig." 

„Hey!", ertönt es beleidigt von oben. „Pegasus hat keine Einkerbung!"
„Wäre ich nicht gewesen, hätte Pegasus Unmengen an Kratzern und würde sich längst nicht mehr drehen!" 

„Pfft." Gingka schnaubt widersprechend. „Du überdramatisierst das total."

Amüsiert verfolgst du anfangs die kleine Diskussion der beiden und hältst ein belustigendes Kichern zurück, aber irgendwann wird dir das Ganze zu langweilig und deine Gedanken driften wieder zu deinem Traum ab. 

Könnte diese Situation in Wirklichkeit ebenfalls auftreten? Ryuga hat dir mit Ryuto gedroht, haben LDrago und Doji ihn wirklich derart verdorben, dass er so etwas seinem eigenen Bruder antun würde?
Vor vielen Jahren hättest du mit einem klaren „Nein" geantwortet, jetzt bist du dir nicht mehr sicher. Dass er ihn als Druckmittel gegen dich nutzen würde, könntest du dir eventuell vorstellen, ob er ihn allerdings wirklich verletzen würde, ist eine andere Geschichte. 

Trotz eurer letzten Begegnung siehst du immer noch den jungen Ryuga vor dir, wenn du an ihn denkst. Die schönsten Momente in deiner Kindheit hast du mit ihm geteilt, er ist dein bester Freund gewesen und du kannst dich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass dieser Mensch nun nicht mehr existieren soll. 

Die Person, die dir vor einer gefühlten Ewigkeit mit dem ehrlichsten Lächeln und wärmsten Augen der Welt geschworen hat, dass ihr für immer Freunde bleiben würdet, kann nicht komplett verschwunden sein. Irgendwo in ihm muss jener kleine Junge noch stecken und du kannst ihn nicht einfach aufgeben – nicht nach allem, was ihr durchgemacht habt. 

Er gehört zu deiner Familie, der Verlust von ihm ist unerträglich gewesen und dieses Gefühl kannst du nicht erneut ertragen. Ryuga ist am Leben, ihm geht es gut und du wirst alles dafür tun, dass er wieder gänzlich zu euch zurückkehrt und nie wieder verschwindet.


Es ist furchtbar ironisch, dass dieser Traum eine Warnung an dich selbst gewesen zu sein scheint, dass Ryuga gefährlich ist – für dich, für ihn selbst und für alle anderen – und du nun dennoch in alten Erinnerungen schwebst und das, was du gesehen hast, anzweifelst.

Er hat dir bewiesen, auf welcher Seite er steht und dass ihn alles andere außer mehr Macht nicht interessiert, seine Familie und die Konsequenzen sind ihm egal geworden. Mit seinem mächtigen Beyblade stellt er eine enorme Bedrohung dar, die wohl oder übel aufgehalten werden muss, bevor sie andere oder sich selbst verletzt. 

Warum kannst du das nicht einfach akzeptieren? 

Du hast selbst erlebt, wie er mit dir umgegangen ist, eure frühere Freundschaft hat ihn nicht im Geringsten interessiert. Er hat die Chance gehabt, sich gegen Doji zu wenden und sie nicht genutzt.
Wie viele Beweise benötigst du noch? Weswegen soll er sich jetzt plötzlich ändern? Er wird wohl kaum aufwachen und wieder der alte sein, so eine hundert-achtzig-Grad-Wendung geschieht nicht von heute auf morgen. 

Dennoch schreit eine hoffnungsvolle Stimme in dir, dass mit dem Sieg über LDrago der erste Schritt in die richtige Richtung getan wäre. Sollte dies nicht der Fall sein, hättest du immerhin alles getan, was in deiner Macht gelegen hätte und könntest ihn guten Gewissens aufgeben, vorher bringst du das nicht übers Herz. 

Die Vergangenheit ist noch zu präsent für dich, jedes Mal überschattet ein guter Moment einen schlechten. Dabei steht der Leidtragende, dessen Leben Ryuga für immer negativ verändert hat, fast direkt neben dir und ihr schuldet einander weiterhin Antworten. 

Du wirfst einen Blick auf deine Armbanduhr – es ist bereits acht Uhr – und räusperst dich danach laut, um die Aufmerksamkeit von Madoka und Gingka auf dich zu ziehen. „Nehmt es nicht persönlich, aber ich würde irgendwann gerne wieder zurück in mein Hotel gehen." 

„Natürlich." Gingka, der mittlerweile auf der Hälfte der Treppe steht, stimmt dir nickend zu, schaut Madoka entschuldigend an und eilt winkend die Stufen hoch. „Bis morgen, Madoka!"

„Noch einmal danke. Wir sehen uns." Zum Abschied hebst du lächelnd die Hand, ehe du Gingka nach oben folgst und gemeinsam mit ihm den Laden verlässt. 

„Wolltest du nicht im B-Pit reden?", fragst du verwundert nach.
„Eigentlich nicht, ich fand, dass es eine gute Idee wäre, Madoka deinen Bey untersuchen zu lassen und habe gehofft, dass der Regen aufhören würde." 

Abrupt bleibst du stehen und verschränkst abweisend die Arme vor der Brust. „Willst du etwa im Falle eines Angriffes gewappnet sein?"

„So war das nicht gemeint." Gingka fährt sich gestresst mit einer Hand durch sein abstehendes Haar und rückt sein Stirnband zurecht. „Madoka ist die beste Bey-Mechanikerin, die ich kenne. Es kann nie schaden, wenn sie sich einen Beyblade genauer anguckt. Wir können gerne mal gegeneiner kämpfen, aber als Freunde."

Leise lachst du und schüttelst den Kopf, während du dich wieder in Bewegung setzt. „Das war ein Scherz, Gingka, ich wollte die Stimmung etwas auflockern. Trotzdem nehme ich dein Angebot mit dem größten Vergnügen an. Ich wollte dich schon länger zum Beybattle herausfordern, nur stimmten die Umstände nie ganz."

„Ja." Verlegen grinst er und kratzt sich am Hinterkopf. „Wir müssen wirklich aufhören, uns in solchen Situationen zu treffen."

„Wir müssen wirklich aufhören, in solche Situationen zu geraten", korrigierst du ihn und streichst dir eine wirre Strähne aus dem Gesicht, daraufhin wird deine Miene wieder ernster. „Spätestens nach Battle Blader ist alles vorbei."

Die Worte schweben förmlich zwischen euch und eine beklemmende Stille tritt ein, ihr beide seid tief in euren Gedanken versunken. 

Ist es nach Battle Blader tatsächlich vorbei oder ist das erst der Anfang?


Kindheitsträume - I. Versprochen ist versprochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt